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MoX - Veranstaltungsjournal
Leidenschaft für den Tanz
Lester René González Álvarez, Tänzer13.02.2019

<i>MoX - Veranstaltungsjournal</i><br />Leidenschaft für den Tanz<br />Lester René González Álvarez, Tänzer

Lester Renés Körper ist stets in Bewegung und wird mehr als ein Mal in der Woche zu Höchstleistungen angetrieben. „Mit Mitte Dreißig ist das Zenit deines Körpers für gewöhnlich überschritten. Wenn du als Tänzer älter wirst, lernst du aber, deine verfügbare Energie richtig einzusetzen. Je mehr „Injuries“- also Verletzungen - du bekommst, desto mehr lernst du, wie du mit deinem Körper umgehen kannst.“ Bei so viel Körpereinsatz ist es nicht verwunderlich, dass Lester gerade bequeme Sportkleidung trägt. Sozusagen sein Alltagsoutfit. Gerade genießt er eine Probenpause.

Mit aufgeweckten Augen und einem leichten Lächeln um den Mund erzählt der gebürtige Kubaner von seiner großen Leidenschaft Tanz. „Tanz ist für mich mein ganzes Leben. Heute kann ich das ganz klar sagen. Früher war das für mich nicht so eindeutig.“ Die ersten Tanzschritte vollführte er bereits als kleiner Junge in der hauseigenen Familienküche. Mit zehn Jahren ging es dann in einen professionellen Tanzunterricht. Doch ganz so einfach war der Weg zum Tanz für ihn nicht geebnet. Zwar sollte es in die musische, künstlerische Richtung gehen, doch zunächst stand der Wunsch Musiker zu werden an erster Stelle. „Ich wollte damals entweder Gitarre oder Saxophon spielen oder eben auf der Bühne singen. Damals sehnten sich viele künstlerisch begabte Menschen danach, auf einer bestimmten Kunstschule in Kuba aufgenommen zu werden. Auch ich nahm an einer Aufnahmeprüfung teil, doch leider scheiterte ich daran.“ Sogar mit dem Schauspiel liebäugelte Lester, nachdem das mit der Musikerkarriere nichts zu werden schien. Dann folgten die ersten richtigen Berührungspunkte mit populärem Tanz. Lester übte sich beispielsweise in Salsa, Mambo und Cha Cha. Ein damaliger Lehrer riet ihm just zu dieser Zeit, erneut zur Aufnahmeprüfung. Bloß dieses Mal in der Kategorie Tanz. Gesagt, getan. „Ich war etwas überrascht , wie die Prüfung ablief. Ich musste zum Beispiel einen Spagat machen. Die Prüfer wollten einfach sehen, wie flexibel ich war und  wie viel Rhythmus in mir steckt.“ Lester bestand nun endlich die Aufnahmeprüfung, es folgten zwei Jahre „Elementary Level“ im Tanz in Kuba. Der „Switch“ zum modernen Ballett vollzog sich übrigens durch den Umstand, dass in Spanien, wo er durch einen Umzug der Familie hingelangte, zeitgenössischer Tanz nur für Erwachsene ermöglicht wurde. „Das war ein bisschen schade, doch ich nahm das als Herausforderung an.“ Den entscheidenden Unterschied zwischen zeitgenössischem Tanz und Ballett, wie Lester beschreibt, macht sich an der Haltung fest. „Im Ballett muss man aufwärts stehen, beim zeitgenössischen Tanz stehen die Füße parallel, das ist eindeutig körperfreundlicher.“ Weiter zog es den jungen Tänzer nach Madrid, was er einem Stipendium zu verdanken hatte. Für den Weg nach Deutschland entschied sich Lester aus folgenden Grund: „An der Palucca-Hochschule in Dresden konnte ich mich sowohl im zeitgenössischen Tanz und als auch im Ballett weiterbilden. Das war mir sehr wichtig. Mit der Entscheidung nach Deutschland zu gehen, ließ ich auch die Möglichkeit an der Universität zu studieren, hinter mir.“ Gerade dieser finale Entschluss, sein Leben dem Tanz zu widmen, führte zu einer „big discussion“ mit seiner Mutter, wie Lester anmerkt. Letztendlich erwarb Lester dann doch noch den universitären Titel, den sich seine Mutter für ihn erhofft hatte. Durch den Besuch der Palucca-Schule in Dresden kann er sich seitdem mit dem Titel „Bachelor of Arts“ schmücken. Nach Engagements in Dresden und Rostock ist seit nunmehr fünf Jahren Oldenburg sein Zuhause. „Ich finde, die Stadt ist richtig schön und ich habe gemerkt, dass die Leute hier sehr glücklich sind.“ Hier in Oldenburg konnte Lester auch das erste Mal als Choreograf tätig werden und zwar mit dem Tanzstück 'From the Lighthouse', das Teil des 'Drei Generationen' Ballettabends im November 2017 am Oldenburgischen Staatstheater war. Eine interessante Erfahrung für Lester, auch einmal auf „der anderen Seite“ einer Tanzproduktion stehen zu können.
Text und Foto: Dana Hubrich

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