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Filme im Kino

MoX Kinotipps KW 4327.10.2022











Texte: Horst E. Wegener
Amsterdam
USA ´22: R: David O´Russell. Ab 3.11. Wertung: ***drei Punkte.
New York, 1933: Erster-Weltkriegsveteran Burt Berendsen (Bale) wird von seinem Armeekumpel und WG-Mitbewohner Harold Woodman (Washington) darüber informiert, dass ihr früherer Vorgesetzter, General Bill Meekins, auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Im Bestattungsinstitut treffen die beiden auf Meekins Tochter Liz (Swift), der die Umstände, unter denen ihr Vater verstarb, seltsam genug erscheinen, um Berendsen und Woodman um Hilfe zu bitten. Immerhin arbeitet der eine als Arzt und der andere als Anwalt. Doch bevor man sich mithilfe einer Autopsie ein Stück weit Klarheit übers Ableben des Generals verschaffen kann, wird Liz Meekins vor den Augen von Berendsen und Woodman überfahren. Damit nicht genug, gelten die beiden zutiefst schockierten Zeugen im Nu als hochgradig tatverdächtig. In ihrem Bemühen, sich einerseits reinzuwaschen und andererseits die wahren Mörder nebst deren Hintermänner zur Strecke zu bringen, wenden sie sich an Tom Voze (Malek), den Bruder einer ihrer früheren Kriegsfreundschaften, Valerie (Robbie), die sie seinerzeit in Europa im Armeekrankenhaus aufopfernd gesund gepflegt hatte. Während Valeries Bruder für Berendsen und Woodman den Kontakt zu einem weiteren Ex-Militär, dem General a.D. Gil Dillenbeck (de Niro) herstellt, leitet Regisseur David O´Russell zuvor eine Rückblende ein, um die private Vorgeschichte des New Yorker Freundesduos und ihre Verbindung zu Valerie in Europa zu thematisieren, und springt alsbald zwischen 1918 und 1933 immer mal wieder hin und her. So kompliziert diese Vorgeschichte einerseits ist, mit ihren Verweisen auf US-Rassismus (da Woodman als Farbiger mit Valerie als Weißer ihre Liebe nur im liberalen Nachkriegs-Amsterdam leben können)  und Elitedenken (mit einem von den reichen Schwiegereltern zur Kriegsteilnahme gezwungenen Berendsen, um als heimkehrender Held ihren Ansprüchen zu genügen), das Verrückteste an „Amsterdam“ ist und bleibt jener Umstand, dass diese Geschichte auf einem wahren, kaum bekannten Putschversuch beruht, bei dem anno 1933 US-Präsident Franklin D. Roosevelt von ultrakonservativen Wirtschaftsmagnaten gestürzt und durch eine faschistische Marionettendiktatur ersetzt werden sollte.  Mit seiner All-Star-Besetzung bis in die Nebenrollen und einer höchst aktuellen Thematik über die Spaltung der Demokratie in den USA klingt „Amsterdam“ brisant, krankt allerdings am Hin- und-Her-Schalten zwischen 1918 und ´33 sowie dem mal mit screwball-comedy-Elementen arbeitenden, dann wieder auf historischen Politthriller setzenden Drehbuch – so sehr, dass man sich als Zuschauer übers Filmende hinaus fragt, wieviel Realität dem Gesehenen zugrunde liegen mag.
D: Christian Bale, John David Washington, Margot Robbie, Taylor Swift, Robert de Niro, Timothy Olyphant, Zoe Saldana, Rami Malek.


Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen
Deutschland ´04: R: Franziska Buch. Ab 27.10. Wertung: ****-vier Punkte
Typisch Bibi Blocksberg: Da hat die Zwölfjährige (von Krosigk) mal wieder zu viel gezaubert und zu wenig für die Schule gebüffelt, weshalb sie zur Vorbereitung auf die Mathenachprüfung von ihren Eltern (Noethen und Riemann) während der Sommerferien zum Intensiv-Pauken aufs Internatsschloss Altenberg geschickt wird. Dort freundet sich das selbstbewusst-quirlige Mädel mit der gleichaltrigen Elea (Stahl) an, die seit einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Das können auch magische Zaubersprüche nicht heilen – wobei sich thematisch eher die Suche nach einem Leben und Trost spendenden Eulenstab in den Vordergrund drängt. Den irgendwo in einem Labyrinth unterm Schloss verborgenen Zauberstab hätten auch Internatsleiter Quirin Bartels (Selge) und Bibis Widersacherin Rabia (Harfouch) gern; letztere  hat fast ein Jahr nach ihrer Verbannung ins Gruselmoor einen Fluchtweg entdeckt und trachtet nun nach der Wiedererlangung ihrer magischen Kräfte.  Die Fortsetzung des ersten Bibi-Abenteuers punktet als nicht minder spannende Fantasy-Mär, setzt auf das bewährte Darsteller-Ensemble aus Teil eins – und unterstreicht den Wert von Freundschaft und Verantwortung.  
D: Sidonie von Krosigk, Maria-Luise Stahl, Corinna Harfouch, Katja Riemann, Ulrich Noethen, Edgar Selge.


Atlas
Schweiz ´21: R: Niccolò Castelli. Ab 27.10. Wertung. ***-drei Punkte.
Die junge Schweizerin Allegra (De Angelis) lebt in der italienischsprachigen Tessiner Ortschaft Lugano und arbeitet als Schaffnerin bei der Schweizerischen Bundesbahn. In ihrer Freizeit liebt es die Frohnatur zu Klettertouren in die nahen Berge aufzubrechen – ein Vergnügen, dem sie auch im Kreise ihrer Freunde Benni (Perot), Sonia (Manuelli) und deren Partner Sandro zu gern nachgeht. Doch während einer gemeinsamen Reise der Vier nach Marokko fallen die drei Freunde einem Terroranschlag zum Opfer, den einzig Allegra überlebt. Schwer traumatisiert kehrt sie in die Schweiz zurück, versucht im Leben wieder Tritt zu fassen.Den realen Hintergrund dieser Geschichte lieferte Regisseur Niccolò Castelli ein Terroranschlag anno 2011 auf ein Cafe im marrokanischen Marrakesch, den nur drei von vier zufällig anwesenden Schweizer Touristen überlebten; Castelli hat die einzig Überlebende aufgesucht, um sie zu ihren Schwierigkeiten zu befragen, wieder ins Leben und zum Bergsteigen zurückfinden zu können. „Atlas“ schaltet von den Ereignissen vor Marokko und danach hin und zurück, lebt vom sich Einfühlen in die Psyche seiner beeindruckend schauspielernden Hauptdarstellerin. Sehenswert.
D: Matilda De Angelis, Helmi Dridi, Nicola Perot, Angelo Bison, Anna Manuelli.


Rheingold
Deutschland/ Italien/ Niederlande/ Frankreich ´22: R: Fatih Akin. Ab 27.10. Wertung: **-zwei Punkte.
Anno 1979 flüchtete der renommierte iranische Komponist und Dirigent Hajabi mit seiner Familie vor den Schergen Khomenis von Teheran in den Irak. Dort schloss man sich kurdischen Widerstandskämpfern an und wird verhaftet. Glück im Unglück: Das französische Rote Kreuz verhilft der Familie zur Ausreise – über Paris kommen die Hajabis nach Bonn, wo das Familienoberhaupt ein Engagement als Dirigent an der Oper antreten kann. Für seine Person kann der Wagner-Fan sagen, dass er in der Freiheit definitiv angekommen ist. Zu jener Zeit ist sein Sohn Giwar drei Jahre alt – und Regisseur Fatih Akin verlagert sein Interesse weg vom bis dahin verfolgten Thema der Flucht hin zu einer filmischen Biografie über den sich vom Kleinganoven zum Großdealer und Musikstar mausernden Giwar Hajabi alias Xatar (Sakraya).  Dabei legt das behauptete Biopic kaum Wert aufs Verdeutlichen dessen, was der Hiphop-Star Xatar mit seiner Musik und seinen Texten ausdrücken will, sondern legt den Schwerpunkt lieber auf dessen kriminelle Karriere und seine Knastjahre – als Teenager dealte Giwar mit Hasch und raubkopierten Pornos, als Erwachsener stieg er ins Koks-Geschäft ein, scheiterte aufgrund seiner Dämlichkeit beim Überfall auf einen Goldtransport, um hinter Gittern zu landen. So brutal wie Giwar sich gibt, taugt er nie zur Identifikationsfigur, was uns Kinogängern den Spaß am „Rheingold“-Gucken verleidet.  
D: Emilio Sakraya, Mona Pirzad, Majid Bakhtiari, Sogal Faghani, Julia Goldberg.


Bodies Bodies Bodies
USA ´22: R: Halina Reijn. Ab 27.10. Wertung: **-zwei Punkte
Eine Gruppe junger, bornierter Schnösel zieht sich während eines drohenden Hurrikans in ein abgelegenes Freizeitanwesen zurück, um dort Party zu machen. Keine erziehungsberechtigten Erwachsenen vor Ort: Also fließt der Schampus alsbald in Strömen, Drogen kommen hinzu – und irgendwann einigt man sich auf ein nettes kleines Rollenspiel mit einer Leiche und zu überführenden Verdächtigen. Könnte ein Heidenspaß werden. Doch dann ist der Hurrikan da, fällt der Strom aus – und einer der Anwesenden wird nach dem ersten Schrecken mausetot entdeckt. Die Frage stellt sich, sollte dringend beantwortet werden: Befindet sich der Killer unter den Anwesenden oder spielt da ein Außenstehender Katz und Maus mit der Clique? Die Zeit drängt, da das Morden weiter und immer weiter geht.Keine ganz unbekannte Ausgangssituation für einen Kino-Plot: Ein Ermordeter, sieben Verdächtige, ein einsames Haus, ein sich Bahn brechender Hurrikan – weder Licht im Anwesen noch Handy-Empfang. Die Regie ringt dieser Konstellation einen Lowbudget-Slasherhorrorstreifen ab um  chronisch beziehungsunfähige Jugendliche, die keinerlei Probleme darin sehen, sich gegenseitig zu dezimieren. Ein Mitternachtskinojux fürs jugendliche Zielpublikum.  
D: Amandla Stenberg, Maria Bakalova, Myha´la Herrold, Lee Pace, Pet Davidson, Chase Sui Wonders.

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