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Übertragung steht bevor - Termin für Verkauf des EWE Türkei-Geschäfts an Socar steht05.06.2019

Text  |  Christoph Kienemann

Nach 12 Jahren wird sich die EWE endgültig von ihren Beteiligungen trennen. Im Frühjahr 2018 erklärte der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Döhler, dass die Beteiligungen der EWE an den türkischen Versorgern Bursagaz und Kayserigaz überprüft werden sollen. Bei dieser Überprüfung kam man bei der EWE offenbar zu dem Schluss, dass es an der Zeit sei, sich von seinem Türkei-Geschäft zu trennen. Im letzten Sommer kündigte Döhler an, das Türkei-Geschäft dann zu verkaufen, wenn ein angemessenes Angebot eingehen sollte. Die Türkei ist seit langem von einer Wirtschaftskrise betroffen. Zuletzt musste die Regierung mitteilen, dass die Arbeitslosigkeit auf einem 10-Jahres-Hoch gestiegen war, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 30 Prozent. Für die EWE war diese Entwicklung fatal. Denn auch die türkische Lira verlor enorm an Wert. Allein im Sommer 2018 büßte die Lira ca. 30 Prozent ihres Wertes ein. Derzeit bekommt man für 1 Euro 6,5 Lira. Für die EWE bedeutet dieser Wertverlust enorme Umsatzeinbußen. Im Jahr 2017 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 14,3 Prozent im Türkei-Geschäft. Die Gaspreise in der Türkei werden in türkischer Lira abgerechnet und zudem vom Staat festgelegt. Mit dem Wertverfall der Lira verlor also auch das türkische Gas an Wert.
Nach der Genehmigung durch die türkische Wettbewerbsbehörde und die türkische Regulierungsbehörde für Energiemärkte und Informationstechnologien wird der Verkauf der Türkeigeschäfte nun am 17. Juni an Socar (State Oil Company of Azerbaijan Republic) besiegelt werden. Übertragen werden die Beteiligungen der EWE an den regionalen Gasversorgern Bursagaz und Kayserigaz (80 Prozent) sowie am Handelsunternehmen EWE Enerji, dem Energiedienstleister Enervis und am Telekommunikationsunternehmen Millenicom (100 Prozent). SOCAR Turkey ist eine Tochtergesellschaft der SOCAR-State Oil Company aus Aserbaidschan und der größte ausländische Investor in der Türkei mit Investitionen in Höhe von USD 15 Milliarden seit 2008. Die Aktivitäten von SOCAR in der Türkei umfassen Raffination, Petrochemie, Erdgaspipelines, Lagerung, Transport, Lieferung und Verkauf von einheimischen und ausländischen Produkten. Die EWE Turkey Holding mit Sitz in Istanbul wurde Anfang 2007 von EWE gegründet, um die Chancen des dynamischen türkischen Energiemarktes zu nutzen. Letzteres sieht die EWE nun offenbar nicht mehr gegeben. Eine Bilanz unter ihr Engagement in der Türkei will der Energieversorger aber erst nach dem 17. Juni ziehen, dies teilte Pressesprecher Christian Bartsch auf Anfrage von DIABOLO mit. Über den Kaufpreis habe man mit Socar Stillschweigen vereinbart. Nach Medienberichten soll der aserbaidschanische Konzern bereit gewesen sein, bis zu 150 Millionen Euro für das Türkei-Geschäft der EWE zu zahlen. In Zukunft wolle sich die EWE wieder verstärkt auf ihren Heimatmarkt konzentrieren, so Bartsch.
Im Jahr 2007 hat die EWE für ihr Türkei-Geschäft über 600 Millionen Euro gezahlt. Der Verkauf für die genannte Summe würde also einen großen Wertverlust bedeuten. Zuletzt hatte die EWE auch die Dividende reduziert, die sie an ihre Aktionäre auszahlt. Nach Aussagen der Oldenburger Stadtverwaltung seien hierfür aber nicht die möglichen Verluste aus dem Verkauf des Türkei-Geschäfts ursächlich, sondern ließe sich vielmehr auf den Rückkauf von EWE-Anteilen vom Versorger EnBW zurückführen. Vor dem Hintergrund des gescheiterten Putsch-Versuches in der Türkei und der folgenden restriktiven Politik des türkischen Präsidenten Erdogan, kritisierten Linke und Grüne das Engagement der EWE in der Türkei im Stadtrat. Die Linke forderte im August 2017 den Rückzug der EWE aus dem Türkei-Geschäft.

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