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Wenn der Vampir in die Weltkugel beißt14.08.2024



Text und Foto: Britta Lübbers

„Es gibt eine tolle Kooperation mit der Jugendherberge“, sagt Ulli Bohmann, der an diesem Tag gemeinsam mit seiner Branchenkollegin Paula Penelope Steiner die Schau und die Verkaufstische betreut. Die beiden Oldenburger sind auch mit eigenen Werken vertreten. Die Resonanz sei sehr gut, freuen sich die zwei. Das mag auch daran liegen, dass in der Jugendherberge immer etwas los ist. Andererseits hat sich das Festival, das seit 2012 nun zum 7. Mal stattfindet, einen Riesennamen gemacht. Hier kann man mit Meisterinnen und Meistern von Stiften und Farben in den persönlichen Dialog kommen, kann ihnen bei der Arbeit über die Schulter schauen und nachvollziehen, wie ein Buch bebildert wird, wie Logos, Cover und Plakate entstehen. „Ja, es gibt hier etwas weniger Platz, aber dafür haben wir die Ausstellung verdichtet“, erklärt Ulli Bohmann.


Vollgekritzelte Luftmatratze
Zeichnen, kreativ sein, das war ihm schon als Kind wichtig. Bereits mit zehn Jahren sei er „entdeckt“ worden, ist auf seiner Homepage zu lesen. Bei einem Jugendzeltlager kam seine vollgekritzelte Luftmatratze so gut an, dass man ihn offiziell zum Lagerkünstler kürte. Es folgten Illustrationen für Schüler- und Abizeitung und ein Studium der visuellen Kommunikation. Bohmann ist Freiberufler, hat aber – wie viele seines Metiers – auch einen Brotjob. Im Juni dieses Jahres wurde bei einer Ausstellung in New York eine Illustration des ersten Harry Potter-Bandes für rund zwei Millionen Euro verkauft, weiß Bohmann. „Diese Preise sind eher unüblich“. Er lacht. Illustrationen, so der Künstler, gehörten zum Alltag, die meisten Menschen hätten täglich mit ihnen zu tun. Aber nicht immer sei ihnen bewusst, dass hinter der Bebilderung einer Lektüre oder der Gestaltung eines Posters ein professionelles Handwerk stecke. „Mit dem Festival möchten wir auch auf die Qualität von Illustrationen hinweisen“, betont er.


Verführerische Gerstennoten
Laut den Angaben der Veranstalter zählt das Festival in Oldenburg zu den größten Events seiner Art im Norden. Populäre Gäste waren etwa Marunde, Til Mette und Bettina Bexte, die auch diesmal mit dabei ist. Ihre Anregungen erhält die Bremerin, die u.a. im Stern, der Kinderzeitung Gecko und in Samplern des Oldenburger Lappan-Verlags veröffentlicht ist, meist in Cafés, in die sie sich gerne zum Arbeiten zurückzieht. Oft sind Gesprächsfetzen von Nebentischen die Aufhänger für ihre Cartoons, in denen sie das Gehörte witzig und manchmal auch ein bisschen böse komprimiert. Ein schönes Beispiel ist in Oldenburg ausgestellt: der „Bier Sommelier“. Das Bild zeigt einen gut gekleideten Kellner, der einem mit Tattoos bemalten Biker-Typen ein Bier über den Tresen reicht. Das Kaltgetränk sei „die vollkommene Verschmelzung verführerischer Gerstennoten mit Malz-Elementen, die sich zu fulminant-hopfigen Abgängen vereinen“ – Wein-Trinkende, jetzt wisst ihr Bescheid.
Auch Ulli Bohmann zeigt die Vielfalt seiner Kunst. Etwa die aktuelle Plattenhülle für den Musiklehrer und Musiker Marco Heyl aus Moormerland. „Delicious“ heißt dessen 13. Album mit Klängen jenseits des Mainstreams. Es war eine Auftragsarbeit. „Er wollte einen Vampir für das Cover, der in die Erdkugel beißt“, erzählt Bohmann. Genau das hat Heyl bekommen. Bohmann arbeitet aber auch frei, u.a. zu KI, die das Illustratoren-Fach aufzumischen droht. Mit Know-how und Kreativität, davon ist Bohmann überzeugt, könne man der Idee, Illustrationen seien mit wenigen Klicks herzustellen, überzeugend begegnen – „künstlerische Intelligenz“, so nennt er das.
Kreativ ist auch Paula Penelope Steiner. Ihre Arbeiten kommen luftig-leicht daher, so auch das Etikett, das sie für die Festival-Kollektion der Brauerei Ols entworfen hat. Es zeigt ein in warmes Gelb getauchtes, fröhliches Gesicht mit Kopfhörern. Wer sich solche Geräte auf die Ohren stopfe, höre nach innen ja zu, lächelt die Illustratorin, verschließe sich jedoch zugleich dem Außen. „Dieser Widerspruch hat mich gereizt.“ Dass sich Besucherinnen und Besucher dem Festival in der Jugendherberge verschließen könnten – davon ist aber

so gar nicht auszugehen.

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