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Hoch hinaus: Sven Deharde, Dachdeckermeister28.04.2020

Hoch hinaus: Sven Deharde, Dachdeckermeister

Zum Teil geht das noch auf meine Zeit als Lehrling zurück.“ Mit diesen Beobachtungen hält er zugleich fest, was ihn an seinem Beruf am meisten reizt: „Das Schönste an dem Beruf ist, wenn man Sachen schafft, die Bestand haben.“
Der Berufsalltag eines Dachdeckers ist firmen- als auch kundenabhängig. „Es gibt auch Firmen, die in Kolonnen arbeiten, die sind zum Beispiel nur auf Flachdächer spezialisiert. Bei mir im Betrieb machen wir alles, was rundherum mit dem Dach zu tun hat. So fallen beispielsweise Fassaden- und Metallarbeiten oder auch der Einbau von Dachfenstern an. Das freut die Auszubildenden, weil sie vieles lernen können.“ Aktuell beschäftigt der Dachdeckermeister zwei Auszubildende, einen Helfer und fünf Gesellen. Neulinge in diesem Metier lernen, was in der Standardausrüstung eines Dachdeckers  vorzufinden ist. Zumeist trägt ein Dachdecker ein Teppichmesser mit einer Haken- und einer geraden Klinge bei sich. Hinzukommen Zollstock, Bleistift und vor allem ganz viele Bits für den Akkuschrauber. „Heutzutage ist der Akkuschrauber das meist benutzte Werkzeug. In den letzten Jahren sind diese Geräte wesentlich leistungsfähiger geworden. Viele Maschinen laufen eigentlich nur noch mit Akku. Das hat auch Vorteile. Man muss nicht mehr mit einem Kabelgewirr umher rennen und man verheddert sich auch nicht mehr darin. Heute wird alles mit einer Flex, also einem Winkelschleifer angeschnitten. Meiner Meinung nach geht somit das Gefühl für das Material verloren. Dadurch merken die Auszubildenden nicht mehr, dass so ein Dachstein oder Dachziegel eine Struktur besitzt. Früher mussten wir genau darauf achten, wie man eine Pfanne schlägt, damit sie  genau dort brach, wo sie brechen sollte.“
‚Das kannst du halten wie ein Dachdecker‘: Mit dieser Redewendung wurde lange Zeit der Beruf des Dachdeckers versehen. „Der Spruch kam deswegen zustande, da niemand sehen konnte, was die Dachdecker da oben eigentlich so trieben.“ Also hinaufsteigen, nachsehen und kontrollieren? Solche Höhen sind nicht für jeden Menschen geeignet. Zuweilen wurde auch Sven Deharde diesbezüglich etwas mulmig zumute.
„Wenn wir früher alte Ziegeldächer abgerissen haben, konnte man noch sechs, sieben Meter in die Tiefe schauen. Wenn wir dagegen heute auf Steildächern arbeiten, befindet sich eine Unterspannbahn darunter. Diese wird unterhalb der wasserableitenden Dachdeckung  angebracht und soll Flugschnee   oder Regen, der vom Wind unter die Eindeckung geblasen wird, nach unten ableiten.“ Das richtige Balancegefühl haben, höhenfest sein. „Das ist etwas, wo sich die Auszubildenden erst einmal herantasten müssen, also auf schmalen Dachlatten zu laufen oder auch den Übergang von der Leiter auf das Dach zu meistern.“ Überhaupt ist für diesen Berufsalltag Durchhaltevermögen gefragt, schließlich wird hier bei vielen Wetterlagen gearbeitet. „Die Jugendlichen verbringen heute wesentlich mehr Zeit am PC. Als ich noch ein Kind war, bin ich mit meinen Spielkameraden oft in der freien Natur unterwegs gewesen oder wir sind auf Bäume geklettert.“ Aber der erfahrene Dachdeckermeister versucht zu beschwichtigen: „Man gewöhnt sich schon noch an diese Arbeitsbedingungen“, versichert er. Heutzutage setzt sich Sven Deharde fast nur noch mit Bürotätigkeiten auseinander. Ein Arbeitsunfall, der sich vor einigen Jahren zugetragen und ihm den ersten Lendenwirbel zertrümmert hat, zwang ihn zu Einschränkungen. Dennoch ließ sich der Dachdeckermeister davon nicht entmutigen. „Dieser Vorfall gehört eben zu meinem Leben dazu. Ich selbst würde mich als ausdauernd bezeichnen. Mich kann nichts so schnell aus der Ruhe bringen. Da muss schon noch etwas anderes kommen, um einen Dachdecker richtig umzuhauen.“
Text und Foto: Dana Hubrich

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