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Wochenzeitung DIABOLO:
Wer soll davon leben?
43 Prozent der Oldenburger Beschäftigten droht Mini-Rente17.12.2018



Text  |  Christoph Kienemann

Nach einer im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erstellten Studie drohen 43 Prozent der Beschäftigten in Oldenburg Renten, die unter der Grundsicherung liegen. Die Studie wurde durch das in Hannover angesiedelte Pestel-Institut erstellt, das auf Analysen im Bereich Wohnungsmarkt, Regionalwirtschaft und Kommunalentwicklung spezialisiert hat.

Die NGG schlägt Alarm, denn in Oldenburg droht diesen Beschäftigten ein Leben in Armut und das trotz 45 Berufsjahren, die sie in die Sozialsysteme eingezahlt haben. Insgesamt würde dies 42.000 ArbeitnehmerInnen betreffen. Als „Mini-Rente“ versteht die Gewerkschaft dabei eine Rente, die unter der Schwelle der staatlichen Grundsicherungen liegt. Derzeit befindet sich diese in Oldenburg bei 822 Euro im Monat. Allerdings droht weiteren ArbeitnehmerInnen in Oldenburg eine Mini-Rente. Denn wenn das Rentenniveau im Jahr 2030 auf nur noch 43 Prozent des Einkommens absinken würde, dann wären insgesamt 47.000 Menschen betroffen. „Am Ende steht hier das Vertrauen in die staatliche Altersvorsorge und damit der gesellschaftliche Zusammenhalt auf dem Spiel“, erklärt Matthias Brümmer, Geschäftsführer der NGG-Region Oldenburg-Ostfriesland. Wer sein Leben lang gearbeitet habe, der müsse auch von seiner Rente leben können. Die Ankündigung der Bundesregierung, das Rentenniveau bis zum Jahr 2025 bei 48 Prozent zu stabilisieren, kritisiert Brümmer als nicht ausreichend. Neben der Politik sieht die Gewerkschaft auch die Unternehmen in der Pflicht. „Klar ist, dass aus Mini-Löhnen keine Spitzen-Renten werden“, so Brümmer. Auch in Oldenburg müssten beispielsweise viele Beschäftigte im Gastgewerbe oder dem Bäckereihandwerk aufstocken. „Dabei haben Hoteliers, Gastronomen und Bäckermeister bei der Bezahlung durchaus Spielraum. Anstatt auf Aushilfen mit wenigen Wochenstunden zu setzen, sollten sie reguläre Vollzeitstellen schaffen und zwar bezahlt nach Tarif“, erklärte Brümmer weiter. Betroffen sind nach Berechnungen des Pestel-Institutes jedoch nicht nur ArbeitnehmerInnen mit Teilzeitstellen, sondern auch jeder Dritte Oldenburger Beschäftigte mit einer Vollzeitstelle kommt derzeit auf einen Rentenanspruch von weniger als 1.000 Euro monatlich.  ArbeitgeberInnen und die Politik sollten also mehr tun, um die gesetzliche Rente zu stärken, so das Fazit des Gewerkschafters.
Die Absenkung des Rentenniveaus auf 43 Prozent geht auf die von SPD und Grünen beschlossene Rentenreform zurück, die im Rahmen der Agenda-Politik erarbeitet wurde. Die Reform sieht einen schrittweisen Rückgang des Rentenniveaus vor. Von  einem Wert von 52,9 Prozent im Jahr 2004, soll das Niveau bis auf 43 Prozent im Jahr 2030 sinken. CDU und SPD beschlossen im Jahr 2008 zudem die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. Das Rentenniveau stellt dabei das Verhältnis zwischen der Höhe der Standardrente (bei 45 Berufsjahren) und dem Entgelt des Durchschnittsverdieners dar. Die Deutsche Rentenversicherung gibt an, dass eine Erhöhung des Rentenniveaus um einen Prozentpunkt Kosten von 6,975 Milliarden Euro verursachen würde, letzteres entspricht der Erhöhung des Rentenbeitrages um einen halben Prozentpunkt.

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