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Scheinbar überall19.04.2023



Text: Thea Drexhage Foto: Clara Nebeling
Auftritte auf unzähligen Festivalbühnen oder als Supportact von musikalischen Größen wie Coldplay sorgten, neben ihrem Talent, dafür, dass man ihr und ihrer unkonventionell kratzigen Stimme regelmäßig über den Weg lief.
Unkonventionell ist auch das Songwriting der Musikerin. Sanfte Popsongs mit scharfen Texten über Emanzipation und Selbstermächtigung, die zeigen, dass eine Frau mehr ist, als Freud ihnen zuschreibt. Musikalisch legt sich Neumann auf kein Genre fest, auch, wenn ihre Lieder dem Pop zuzuordnen sind, unterscheiden sie sich doch gewaltig von dem, was im Mainstreamradio als populär gilt. So finden sich zahlreiche weitere Genres zwischen Soul und Blues auf „Madonna-Whore-Komplex“ wieder. Gitarren werden ergänzt durch Bläser, Streicher und andere, unerwartete Instrumente und sorgen dafür, dass das Debütalbum von Alli Neumann von Song zu Song überraschender wird. Während sich Neumann auf dem Album überwiegend mit der eigenen Identität und dem Ausbrechen aus toxischen Beziehungen befasst, nutzt sie ihre öffentliche Rolle abseits der Musik, um sich für politische und soziale Themen stark zu machen. Auf ihren Social-Media-Kanälen findet man immer wieder Posts, die dazu aufrufen, sich aktiv an der politischen Gestaltung unserer Gesellschaft zu beteiligen, sei es beim kürzlich gescheiterten Volksentscheid „Berlin klimaneutral 2030“ oder den Fridays For Future Demos. Während der Coronajahre hat Neumann ihre Zeit außerdem genutzt und sich für Obdachlose eingesetzt, verteilte selbst Essensgutscheine an Obdachlose in Hamburg und forderte die Politik dazu auf, in der Zeit, in der alle Menschen zuhause bleiben sollten, sich um jene zu kümmern, die kein Zuhause haben und denen während Corona wichtige Anlaufstellen wie Suppenküchen weggefallen sind.Zudem kritisiert sie auch die deutsche Zuwanderungspolitik, die Menschen aus dem Ausland nur willkommen heißt, wenn sie für die Wirtschaft notwendige Qualifikationen mitbringen. Neumann, die selbst polnische Wurzeln hat und ihre Kindheit dort verbrachte, erzählt offen darüber, wie sie lange Zeit versuchte, sich ihren Akzent abzutrainieren um ja nicht aufzufallen. Mittlerweile hat sie diesen kulturellen Teil von sich neu entdeckt und versucht nicht mehr, ihn zu verstecken.
Alli Neumann beweist nicht nur Talent als Sängerin und Aktivistin, sondern fühlt sich auch vor der großen Kamera wohl. Ihr Schauspieldebüt gab sie im Film „Wach“ von Kim Frank, bekannt als ehemaliger Sänger der Band Echt, der für Neumann auch das ein oder andere Musikvideo produzierte. Seitdem war Neumann in mehreren TV-Produktionen zu sehen. Es führt kein Weg an ihr vorbei.
Vor ihrer eigenen Tour im Spätsommer wird Alli Neumann unter anderem am 17.6. auf dem Hurricane Festival in Scheeßel spielen.

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