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Kompromisslos10.09.2020



Text| Horst E. Wegener

Sollte einem der Name William Friedkin nicht geläufig sein, dann dürfte dem Kinointeressierten zumindest dessen Actionthriller „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ (1971) sowie der Horrorschocker „Der Exorzist“ (´73) ein Begriff sein. In der Anfangsphase des sich zu Beginn der 1970er-Dekade weltweit Bahn brechenden New Hollywood-Kinos wurde US-Filmemacher Friedkin vom Publikum für seine kompromisslose Schilderung einer düsteren Welt gefeiert und von der Fachpresse in einem Atemzug mit Regiegrößen wie Francis Ford Coppola, Martin Scorsese oder Steven Spielberg genannt.
Während diese Kollegen mit ihren Nachfolgeprojekten weiterhin Kassenrenner abliefern und sich als Publikums- und Kritikerlieblinge etablieren konnten, unterstrichen alle späteren Arbeiten des für „French Connection“ mit dem Regie-Oscar ausgezeichneten Preisträgers Friedkin konsequent dessen Außenseiter-Position im US-amerikanischen Independent-Kino.Die erste Regiearbeit des Chicagoer Jungtalents entstand – nach einigen Live-Fernsehsendungen – schließlich 1962, und es war der in Schwarz-Weiß gedrehte Dokumentarfilm „The People vs. Paul Crump“. Der internationale Durchbruch kam 1971 mit „French Connection“, in dem Regisseur Friedkin mit teils dokumentarischen Stilmitteln die Arbeit von zwei New Yorker Drogenfahndern schilderte. Legendär ist vor allem eine Verfolgungsjagd, in der Gene Hackmans Bad Cop versucht, per Auto eine Hochbahn einzuholen. Auf diesen stilbildenden Klassiker des Polizistenkrimis und auch die Verfolgungshatz zurückgegriffen und beide sowohl an Virtuosität als auch an Härte übertroffen hatte Regie-Tausendsassa Friedkin dreizehn Jahre später in „To Live and Die in L.A.“. Mucho Macho-Actionreißer mit brutalen Antihelden und der kenntnisreichen Schilderung einer düsteren Welt kennzeichneten aber nicht nur diese Bad-Cop-Thriller, sondern lieferten auch den Treibstoff fürs Remake von Henri-Georges Clouzots „Lohn der Angst“, das Friedkin unter dem Titel „Sorcerer – Atemlos vor Angst“ (1977) in Angriff nahm. Bei Publikum und Kritik fiel dieser Abenteuerfilm um eine Gruppe zwielichtiger Typen, die hochexplosiven Sprengstoff zur Löschung einer brennenden Ölquelle per LKW herankarren müssen, wohl nicht zuletzt deshalb durch, weil er parallel zum Boxoffice-Überflieger „Krieg der Sterne“ in den Kinos anlief. Friedkin hätte dieser Karriereabschwung schnurz sein können. Immerhin war ihm für „French Connection“ unter anderem der Regie-Oscar zugesprochen worden, hatte zwei Jahre drauf sein Horrorfilm „Der Exorzist“, ähnlich wie Jahre zuvor Alfred Hitchcocks „Psycho“ sowohl das Kino revolutioniert und Sehgewohnheiten geändert, als auch Kasse gemacht. Nach den fünf Oscars für „French Connection“ standen Filmfans ´73 erneut Schlange, nominierte die Academy den Schocker über eine Teufelsaustreibung für zehn Oscars. Dieser für Friedkin zweifelsohne besten Phase im Kinogeschäft folgte anno ´80 sein kontrovers diskutierter „Cruising“, in dem Al Pacino als Undercover-Cop, der von sexuellen Identitätszweifeln geplagt wird, in die schwule Lederszene New Yorks eintaucht, um einen Serienmörder zu entlarven. Friedkin ist kein bequemer Filmemacher, nicht nur weil er mit kühlem Blick eine triste Welt zeichnet, sondern auch weil er sozial relevante Themen immer wieder in eine spektakulär inszenierte Geschichte verpackt.Was Alexandre O. Phillippes aktuelle Doku „Leap of Faith“ über den Regiealtmeister auszeichnet: Dass es den Portraitierten nicht im Mindesten kümmert, was man über ihn denkt. Diese Unangepasstheit macht uns Friedkin immer sympathischer – und schürt die Lust, das facettenreiche Gesamtwerk dieses 85-Jährigen im Rahmen der diesjährigen Oldenburger Filmfest-Retro wiederzuentdecken.  

Im Rahmen der  Oldenburger Filmfestretro laufen „The People vs. Paul Crump“, „The French Connection“, „The Exorcist“, „Sorcerer“, To Live and Die in L.A.“, „Killer Joe“ sowie Alexandre O. Phillippes Doku „Leap of Faith“

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