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MoX Soundcheck KW0607.02.2024











Texte: Horst E. Wegener


Lehmanns Brothers: PLAYGROUND (VÖ: 2.2.)
Als 2012 die Namensfindung ihrer Band anstand, erschien es fünf seelenverwandten Musikstudenten im französischen Städtchen Angoulême naheliegend, damit auf ihr Probedomizil in einer Garage an der Avenue Lehmann Bezug zu nehmen – weshalb sie sich Lehmanns Brothers nannten. Von Anfang an favorisierte das Groove-Kollektiv die Idee, den Jazz-Funk der 1970er-Jahre wieder aufleben zu lassen, ihn mit HipHop-, House- und NuSoul-Anklängen sowie Afrobeat-Rhythmen angereichert in die Jetztzeit herüberzuholen. Dieses Konzept begeisterte nicht nur das lokale Publikum, sondern bescherte der mittlerweile zum Sextett erweiterten Formation bald auch Top-Kritiken, Preise, Auszeichnungen, Festivaleinladungen. Gut zehn Jahre später fand es das Vordenker-Trio des Ensembles an der Zeit, die Essenz ihrer musikalischen Vision zu überdenken. Gut, dass die Lehmanns Brothers mit „Playground“ wie gehabt am Anspruch festhalten, ihre Hörer zum Tanzen, Schwitzen und Ausrasten bringen zu wollen. Mission accomplished!  


Kelela: RAVE:N, the remixes (VÖ: 9.2.)
Nachtschwärmern zur Freude pulst das Club-Leben wieder heftig – in echt. Und ebenso auf Popalben etwa von Beyonce oder Kelela. Während Hit-Queen Beyonce mit „Renaissance“ ihre House-Odyssee mainstreamiger anlegt, knüpft Kelelas „Raven“-Produktion Verbindungen zwischen Breakbeat, Jungle, TripHop und Ambient, werden Bezüge zur schwarzen Clubkultur eingebunden. Und weil die Arrangements der 15 Tracks unter anderem von den in Berlin ansässigen Tech-Cracks Yo van Lenz, Florian T.M. Zeisig und LSDXOXO zwingend gemeistert wurden, könnten sich Fans jetzt den Remixes-Nachschlag gönnen. Es lohnt sich!


Lusitanian Ghosts: III (VÖ: 9.2.)
Es heißt, Portugal sei das älteste Land im heutigen Europa: 1128 gegründet, von den Römern Lusitanien genannt, sich aufgrund seiner Lage auf der iberischen Halbinsel in mehrfacher Hinsicht auch dem arabischen Raum gegenüber stets verbunden fühlend. Bei der portugiesisch-kanadisch-schwedischen Jam-Formation Lusitanian Ghosts wird an diese kulturellen Verästelungen unter anderem erinnert, indem die Musiker ihre Folk- und Rock´n´Roll-Songs bevorzugt auf uralten Saiteninstrumenten spielen, die außerhalb von arabisch-europäisch orientierten Insiderkreisen kaum noch jemandem bekannt sein dürften. Dabei verzaubert uns allein schon die exotische Klangfülle dieser vergessen geglaubten Streich- und Zupf-Instrumente, könnte man den Inhalt der Songtexte glatt überhören. Was schade wäre, da sie sich aus soziopolitischer Perspektive immerzu um eine bessere Welt bemühen. Vinyl-Freunde haben in puncto „III“ zudem die Qual der Wahl: Ob Mono- oder Stereo-Pressung, das Ergebnis klingt mal weicher, mal härter – faszinierend unterschiedlich.


The Strumbellas: PART TIME BELIEVER (VÖ: 9.2.)
Seit ihrer Gründung anno 2008 hat sich die kanadische Folkrockpop-Band The Stumbellas vor allem um Musik bemüht, „die dir ins Ohr geht und dort nicht mehr verschwindet“, so der Songschreiber und Frontmann der Gruppe Simon Ward. Beim Komponieren setzt das Multitalent seine musikalischen Ohrwürmer zusammen wie unsereins wohl über einem Puzzle brüten würde: Laut Ward kämen einem dabei mit etwas Glück immer wieder Teile unter, die zusammenpassen. Im Idealfall ergibt das dann sogar einen Chartrenner wie „Spirits“ vom 2016er Album „Hope“ – bei dessen Refrain man geradezu zwingend mitsingen muss.
Auf dem bevorstehenden fünften Longplayer der Band namens „Part Time Believer“ reicht Perfektionist Ward den Gesangspart an das neue Mitglied der Truppe Jimmy Chauvenu weiter – ohne dass dies die Chance der Strumbellas auf hitverdächtiges Material schmälern könnte. Wer sich den hymnischen Opener „Hold me“ anhört, weiß das.


Meltheads: DECENT SEX (VÖ: 9.2.)
Im Benelux-Raum wird die Postpunk-Truppe Meltheads aus Antwerpen schon ein ganzes Weilchen als heißer neuer Act der Indie-Scene gehandelt. Und wer sich auf all die Geschichtchen ihres Debütalbums „Decent Sex“ einlässt, in denen toxische Männlichkeit, Politik, Drogenkonsum oder die finsteren Abgründe von Beziehungen und Sex zur Sprache kommen, dem dürften die mit brachialem Getöse losgetretenen Rhythmus-Attacken des Trios Yunas de Proost an der Gitarre, Tim Pensaert am Bass und Simon de Creus hinterm Schlagzeug definitiv die perfekte Ergänzung zur androgynen Coolness des Sängers Sietse Willems liefern. Wenn Frontmann Willems mit lasziv-mysteriösem Timbre in der Stimme gendergenial losröhrt – Hammer!

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