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Soundcheck17.06.2020



The Spitfires: LIFE WORTH LIVING (VÖ: 19.6.)

Von ihren Fans werden The Spritfires dafür geschätzt, dass sie sich von Anfang an aufs Bewahren bester popsubkultureller Musiktradition verständigen wollten: Das britische Trio aus dem Arbeiterstädtchen Watford spickt seine sozialkritischen Texte konsequent mit rotzigen Working-Class-Beobachtungen, addiert Reggae- und Ska-Elemente, Soul, Dub und Power-Punk-Pop dazu. Damit wandelt man auf den Spuren von The Jam, Madness oder Billy Bragg – äußerst erfolgreich, soweit es das britische Publikum betrifft. Hierzulande werden Billy Sullivan, Matt Johnson und Sam Long noch immer als Geheimtipp gehandelt. Mal seh´n, ob den Dreien mit „Life worth Living“ der Durchbruch gelingt. Verdient wär´s!


Simon Hudson:  ISLANDS (VÖ: 19.6.)


Der Name des Albums ist definitiv Programm: Fast alle Songtexte auf „Islands“ kamen Simon Hudson in den Sinn, während er durch Kuba tourte oder auf einer dem brasilianischen Festland vorgelagerten Insel Station machte. Nicht dass der australische Singer-Songwriter seine Wohnung in Melbourne je groß vermisst hätte: Wer sich etwa den Track „Travelling Salesman“ anhört, kann von dieser Ode auf den Alltag eines tourenden Musikers nur positiv aufs Leben des Komponisten rückschließen. Im Grunde klappert der Australier schon seit der Veröffentlichung seiner Debüt-EP „Time and Space“ anno 2012 zu gern Festivals in aller Welt ab. Neue Songs werden von ihm unterwegs produziert und promotet. Oder er gönnt sich wie jetzt auf „Islands“ ein update des Sergio Mendes-Dancefloor-Klassikers „Magalenha“. Unterm Strich mixt Globetrotter Hudson Soul, Folk, Dancepop, Funk und Latin-Standards gekonnt und lässig wie eh und je ab. Was uns ins Tagträumen versetzen könnte.  


Moving Oos: MADE FROM SIN (VÖ: 26.6.)


Mit den Moving Oos können Hörer auf Zeitreise zurück in die 1970er-Jahre gehen: Die Truppe aus dem norwegischen Trontheim schwelgt genüsslich in jener Ära, die einem als Classic Rock bekannt sein sollte. Nach drei Albenveröffentlichungen zwischen 2007 und ´10 gönnte sich die Skandinavier eine fast zehn Jahre währende Kreativpause. Nachdem sie sich im Vorjahr mit „Romancer“ zurückmeldeten, schieben sie jetzt „Made From Sin“ nach. Musikalisch klingt das, als hätte sich Miles Davis zusammen mit Jimi Hendrix, den Black Crowes und Rare Earth auf eine Fusion-Session verständigt. Druckvoll!


Sofie: CULT SURVIVOR (VÖ: 26.6.)


Beindruckend, was Sofie Fatouretchi schon alles ausprobieren konnte: Immerhin hat die 28-Jährige bereits erfolgreich als DJane, Musikerin, Kuratorin und Malerin gearbeitet. Aufgewachsen in Kalifornien und Österreich war die Wahl-Wienerin bei der Streaming-Plattform Boiler Room jahrelang für die Übertragung von DJ-Sets und Livemusik zuständig. Und beim US-amerikanischen Musiklabel Stones Throw Records, wo sie anno 2016 den Sampler „Sofie´s SOS-Tapes“ veröffentlichte, schiebt die Allround-Künstlerin jetzt ihren Debüt-Longplayer „Cult Survivor“ hinterher. Ein sehr persönliches Album: Die Songtexte könnten laut Sofie allesamt „aus meinem Tagebuch kommen“. Herzschmerzballaden, empfehlenswert für jene bittersüßen Momente in jedermanns Alltag, in denen man sich liebend gern die Welt schön saufen mag.



Long Distance Calling: HOW DO WE WANT TO LIVE? (VÖ: 26.6.)


Allzu viele Rockbands kommen einem nicht in den Sinn, die ihre Alben nurmehr instrumental einspielen. Bei Long Distance Calling wird nach diesem Prinzip nun schon seit fast anderthalb Jahrzehnten verfahren – wobei man den Songtiteln vor allem auf diesem siebten Album anmerken kann, dass die Münsteraner Combo mit dem Zustand der Welt ganz und gar nicht zufrieden ist. Dass die Menschheit humanistische Werte und individuelle Freiheiten dem technologischen Fortschritt opfert, sollte einen aufbegehren lassen. Den Soundtrack zur Widerstandsbewegung liefert „How do we want to live?”. Müsste man nur noch den Hintern vom Sofa hochkriegen, dann hätten Long Distance Calling ihr Ziel erreicht.

Stereolith: ESCAPE VELOCITY (VÖ: 3.7.)

Die musikalischen Vorlieben der Koblenzer Newcomerband Stereolith liegen hörbar im Grunge und Punk, fußen auf Stonerrock oder liebäugeln mit den Psychedelic-Klängen US-amerikanischer Machart. Es mag der Vierertruppe gut getan haben, dass sie sich seit ihrer Gründung anno 2000 lange aufs Touren durch die Clubszene verständigt haben, bevor man erst jetzt am Debütalbum feilte: Mucke, die wie ein wilder Ritt durch Kaliforniens Wüstenlandschaft klingt – staubtrocken, tempoforciert; sollte möglichst laut gehört werden!



Ciaran Lavery: PLZ STAY, BB  (VÖ: 26.6.)


Dass Ciaran Lavery in einem nordirischen Winzkaff aufwuchs, schadete seinen musikalischen Interessen kein bisschen. Einer seiner Onkel spielte in einer Hardrockband, ein Schwager brachte dem Rotschopf Bob Dylan- und Woodie Guthrie-Alben mit, die sich der Youngster auf dem Plattenspieler seiner Schwester anhörte. Nach ersten Erfahrungen als Mitglied bei einer Instrumental-Punkrock-Combo und einer Indiefolk-Truppe sowie ein paar Jahren im Belfaster Hexenkessel fühlt sich Ciaran längst wieder in der Geborgenheit seines Heimatkaffs wohler. Und mal unter uns: Langweilig macht das die gradlinigen Herzschmerz-Pop-Balladen des talentierten Troubadours nicht im Geringsten. Trotz des bescheuerten Albumtitels gehört „PLZ Stay, bb“ gehört.


Orange: ANCIENT TRANCE LIVE (VÖ: 26.6.)



Ancient Trance nennt sich ein Festival unweit von Leipzig, zu dem alljährlich im August pilgert, wer auf der Suche nach Bewusstseinserweiterung ist. Die Vorzeigegruppe schlechthin: Orange, deren Kehlkopf- und Sprechgesänge durch traditionelle Instrumente wie Trommeln oder Didgeridoos zu hypnotischen Tribal-Dance-Cocktails aufgewertet werden. Nun fällt zwar das Ancient Trance Festival in diesem Jahr den Coronavirus-Lockdown-Maßnahmen zum Opfer, aber zumindest die Stimmung könnte man sich dank dieses Albums nach Hause holen. Immerhin!
Autor: Horst  E. Wegener

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