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„Die Tanzenden“ von Victoria Mas11.10.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage

MoX: Wovon handelt das Buch?
Katja von der Heide: Rahmen des Buches ist Salpêtrière, die größte psychiatrische Heilanstalt des 19. Jahrhunderts in Paris. Eingewiesen wurden vor allem Frauen, die sich den zu dieser Zeit geltenden gesellschaftlichen Konventionen nicht fügten bzw. die in den Augen ihrer Männer melancholisch, hysterisch und rebellisch waren. Protagonistin dieses Buches ist die junge Frau Eugénie die in einer gutbürgerlichen Familie aufwächst. Sie hat eine große Gabe: Sie kann mit Toten sprechen und sieht Dinge, die in der Zukunft passieren, voraus. Dies vertraut sie ihrer Großmutter an, die ihr ein Vertrauensvotum gibt, dieses aber in der Folge missbraucht. Eugénie, die sich darüber hinaus nicht an konventionelle Formen der Gesellschaft hält, wird eines Tages von ihrem Vater in Salpêtrière eingewiesen. Dort werden die Frauen unter grausamsten Bedingungen Hypnoseexperimenten an ihnen vorgenommen. Vorreiter ist der Mediziner Jean-Martin Charcot. Um den schrecklichen Alltag in der Salpêtrière für Frauen erträglicher zu machen, findet alljährlich zur Mittfastenzeit ein Kostümball statt. Zu diesem ist auch die bessere Gesellschaft eingeladen, die sich an den „Irren“ belustigt. Eugénie trifft eine Krankenschwester, Geneviève, deren Schwester jung verstorben ist und unter deren Tod sie noch immer leidet. Ihre Blicke treffen sich und Eugénie nennt den Namen von Genevièves Schwester. Auch einen Unfall ihres Vaters sagt Eugénie voraus und erwartet als Gegenleistung, dass Geneviève ihr hilft, aus der Anstalt zu fliehen.
Nachdem Geneviève erfolglos versuchte, mit dem Oberarzt zu sprechen kommt der Tag des Kostümballs, zu dem auch Eugénies Bruder kommt und bei der Flucht hilft. Seitdem arbeitet Eugénie als Autorin und wird von den Menschen unterstützt, die ihr Talent zu schätzen wissen. Die Krankenschwester wird seitdem in der Salpêtrière als geisteskranke festgehalten und behandelt.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Katja von der Heide: Was mir gefallen hat, sind die mutigen Frauenfiguren in dem Buch, die sich, obwohl sie in dieser Anstalt waren, von ihren Meinungen nicht haben abbringen lassen trotz der Vorurteile und Einschüchterungsversuche, die ihnen entgegengebracht wurden.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Katja von der Heide: Ich habe das Buch in Papierform gelesen, nachdem ich es auf einem Flohmarkt entdeckt habe. Mir wurden schon öfter E-Book-Reader nahegelegt, aber damit würde ich nicht klarkommen. Wenn ich ein Buch lese, tauche ich richtig darin ein. Bei so einem technischen Gerät würde ich glaube ich den Anschluss an das Buch verlieren.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Katja von der Heide: Das würde ich gern allen Menschen empfehlen, damit sie erfahren, wie im 19. Jahrhundert mit Frauen umgegangen wurde, sobald diese sich „Schwachheiten“, so zumindest von der Gesellschaft gesehen, erlaubt haben. Da steckt schon eine heftige Gesellschaftsstudie in dem Buch.

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