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Ein Kosmos aus Perlen und Schrauben: Matthias Langer erhält den Kunstpreis der Gemeinde Rastede03.07.2019



Text und Foto  |  Britta Lübbers
Langer bekommt die Auszeichnung für seine dreiteilige Fotoarbeit „Sternenhimmel“. Er hat sich aus Dingen wie Murmeln und Schrauben ein eigenes Universum von verblüffender Präzision geschaffen. Den Jugendkunstpreis erhält Johannes Maximilian Ahlers für sein mehrteiliges Objekt „Dunkle Nacht“, das seine Transsexualität thematisiert.

Der mit 5000 Euro dotierte Kunstpreis der Gemeinde Rastede wird alle zwei Jahre verliehen. In diesem Jahr lautete das Thema „Die Nacht“. 108 Künstlerinnen und Künstler hatten sich um die Auszeichnung beworben, 58 der eingereichten Arbeiten werden noch bis zum 1. September im Palais Rastede gezeigt. Sie beschäftigen sich mit den vielen Facetten des Themas: mit Helligkeit und Finsternis, den dunklen Tiefen des Internets, illuminierten Stadtansichten, den Positionslampen auf Windkraftanlagen, mit Dämonen und Morgensternen. Matthias Langer überzeugte die Jury mit seiner dreiteiligen analogen Fotoarbeit „Sternenhimmel“.
Wer die Bilder von weitem betrachtet, sieht glänzende Fotoabzüge hinter Plexiglas, die ein endloses, funkelndes Universum aus großen und kleinen Gestirnen zeigen. Man muss sehr nahe herangehen, um zu erkennen, dass die Himmelskörper Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände sind, Schrauben, Nadeln und Bastelglitzer. Matthias Langer hat sie auf dem Boden arrangiert und mit der Großformatkamera in Originalgröße und mit hoher Präzision von oben aufgenommen. Dabei nutzte er geschickt Mehrfachbelichtungen, Überlagerungen und Unschärfe. „Er löst Verwunderung und Begeisterung aus“, konstatierte Susanne Augat, Leiterin des Kunsthauses Leer, die die Laudatio hielt.
Matthias Langer wurde 1970 in Varel geboren und lebt dort sowie in Braunschweig und Binz auf Rügen. Er studierte zunächst Kunstpädagogik in Oldenburg, dann Grafikdesign in Braunschweig und arbeitet heute als Fotokünstler, Maler, Texter und Buchgestalter. Matthias Langer stellt im In- und Ausland aus und wurde vielfach ausgezeichnet.
17 Jugendliche haben sich dieses Mal um den zum selben Thema ausgelobten Jugendkunstpreis beworben. Der erste Preis ging an Johannes Maximilian Ahlers aus Varel für sein mehrteiliges Objekt „Dunkle Nacht“. Der 2003 geborene Schüler der KGS Rastede befasst sich darin mit der – wie er sagt – „dunklen Phase meines Lebens“ – der schrittweisen Angleichung seines weiblichen an einen männlichen Körper, also der Hinwendung zu seiner wahren Identität. Er hat eine Holzkiste mit seinem Lieblingsbild von van Gogh, „Sternennacht“ bemalt. In der Kiste befinden sich mehrere Gegenstände, darunter ein Tagebuch, eine kleine Leinwand, auf der die Transgender-Farben und das Wort „Different!“ abgebildet sind, sowie eine Flasche mit einer blauen Flüssigkeit, der symbolischen Farbe für das männliche Geschlecht. „Übertragen auf meine Situation wäre das Ende der Nacht mein Anfang als körperlicher Mann“, schreibt Ahlers dazu. Auch eine Plüscheule ist in der Kiste. „Dieses Kuscheltier habe ich seit Ewigkeiten. Es steht für das Kindliche und dafür, wie schwer diese Situation für mich ist.“
Palaisleiterin Dr. Claudia Thoben, die den Jugendkunstpreis überreichte, lobte die hohe Intensität des Beitrags, der die Jury sehr berührt habe. „Ich hoffe, der Preis gibt dir die Kraft, deinen Weg weiter zu gehen.“ Die Arbeit werde Anlass sein, miteinander ins Gespräch zu kommen. „Das ist das Beste, was Kunst leisten kann.“

Die Nacht
Ausstellung zum Kunstpreis Rastede
23. Juni bis 1. September
Palais Rastede, Feldbreite 23

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