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Keine Perspektive: Studierende weiter in finanzieller Notlage13.08.2020



Text und Foto i Christoph Kienemann
Demnächst werden zudem die Stundungen von Mieten und Nebenkosten fällig, die viele Studierende in Anspruch genommen haben.Die Politik ist bei all diesen Problemen bisher erstaunlich ruhig.
„Eigentlich wollen wir niemandem raten, sich beurlauben zu lassen, aber in der derzeitigen Situation bleibt uns oft nichts anderes übrig“, berichtet Katharina Corleis, vom AStA der uni Oldenburg. Viele Student*innen, die in die Sozialberatung des AStAs kommen fragen sich, wie sie ihre Miete oder ihre Krankenkassenbeiträge bezahlen sollen oder wo sie Geld für Lebensmittel auftreiben sollen. Durch die Corona-Pandemie sind fast alle studentischen Jobs in der Gastronomie, im Kulturbereich oder auch bei Unternehmen wie VW weggefallen. Diese finanziellen Einbußen können viele Student*innen nicht kompensieren, zudem sind sie auch nicht berechtigt, Sozialleistungen zu beziehen, um Miete oder andere Kosten zu decken. Als einzige Lösung bleibt dann nur noch die Beurlaubung vom Studium. „Die Situation ist für viele einfach perspektivlos“, so Corleis. Mit Beginn des Semesters enden zudem die Stundungen von Miete oder Nebenkosten, die vielen Studierenden von ihren Vermieter*innen gewährt wurden. Der AStA rechnet daher damit, dass viele Studierende ihr Studium im kommenden Semester nicht fortsetzen werden. Hilfe würde man sich vor allem von der Politik erhoffen, doch hier habe man zwar viele Versprechungen gehört, passiert sei aber wenig. Das Bundesbildungsministerium gewährte zwar für die Monate Juni, Juli und August eine Überbrückungshilfe von jeweils 500 Euro, doch dieser Betrag reiche kaum aus, um die Miete für ein WG-Zimmer in Oldenburg zu zahlen. „Wir warten zudem auf eine Alternative, für die Zeit nach August, aber hier kommt nichts aus der Politik“, so Corleis. Studierende können zwar auch KfW-Kredite aufnehmen, jedoch seien die Konditionen hier eher schlecht. Derzeit liegt der Zinssatz bei über 4%. „Mit den Bafög-Schulden droht hier insgesamt auch eine Überschuldung und man muss sich fragen, wovon die Student*innen die Kredite zurückzahlen sollen.“ Problematisch sei vor allem, dass gerade Studierende betroffen sind, die bereits zuvor in einer schwierigen finanziellen Situation gewesen seien. Keine Probleme hat hingegen, wer sein Studium durch die Eltern finanzieren kann. Insbesondere von der Landespolitik habe man sich zudem mehr Ideen erwartet: „Von Herrn Thümler kommt jedoch gar nichts.“ Der niedersächsische Kultusminister begrüßte vielmehr die KfW-Kredite und die Hilfen des Bundes. Insgesamt belief sich der Nothilfefonds des Bundesministeriums auf 100 Millionen Euro. Allein die Lufthansa erhielt derweil 9 Milliarden Euro an Staatshilfen. Auch daher fordert ein Bündnis aus Studierendenorganisationen die Aufstockung des Fonds auf 1 Milliarde Euro. „Seit 3 Monaten stellt sich das BMBF mit Anja Karliczek an der Spitze bei sämtlichen geeigneten Ideen, auf diese Situation zu reagieren, quer. Nach ewiger Untätigkeit sind aus ihrer Sicht ein Kredit mit massiven Zinsen, den sie fälschlicherweise sogar als zinslos darstellt, und ein Mini-Nothilfefonds, der auf gerade mal 100€ pro in Not geratene*r Studierende*r hinausläuft, ausreichend“, erklärte Margarita Kavali vom Bundesvorstand Die Linke.SDS, anlässlich einer Studierendendemonstration im Juni in Berlin.

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