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Up, up and away mit Continuum04.05.2021
Text: Horst E. Wegener
Wir Deutschen begreifen uns ja gern als Reiseweltmeister: Eine Vorliebe, der man sich als vernunftbegabter Bürger in diesen pandemischen Zeiten eher verweigert. Was bleibt einem auch sonst anderes übrig. Wer früher in Vorbereitung auf Nah- oder Fern-Ziele Bücher wälzte, Filme guckte oder sich in charakteristische Songs vertiefte, mag es zutiefst bedauern, dass kulturelle Vielfalt mit zu den ersten Bereichen gehörte, die anno 2020 zunächst eingeschränkt und schließlich radikal heruntergefahren wurden. Beim Trio Continuum, das von den aus Bremen stammenden Brüdern Jens und Dirk Piezunka und dem Oldenburger Martin Flindt vor mehr als zehn Jahren gegründet wurde, löste dieser zwangsverordnete kulturelle Dornröschenschlaf den Wunsch aus, sich mithilfe neuer Kompositionen zumindest weit, weit weg zu träumen. Die summa summarum elf Tracks des nunmehr vorliegenden fünften Continuum-Albums namens „Inner Movement“ laden ihre Hörer zu musikalischen Entdeckungsreisen ein: Mal bricht man auf in Richtung Kanaren, Kreta oder Nordafrika und mal geht´s dem arktischen Polarmeer entgegen – durch Aufnahmen aus dem Archiv des befreundeten Fotografen Jörg Hemmen im Booklet der CD passend visualisiert.
„Wir arbeiten beim Musikmachen auch oft mit Bildern, das hilft uns, vom Nachdenken über technische Details wegzukommen und mehr in größeren Bögen zu denken“, erläutert Trio-Mitglied Flindt die Herangehensweise von Continuum. Und er ergänzt, dass die Entscheidung für ein bebildertes „Inner Movement“-Booklet es grundsätzlich rechtfertige, „dass wir überhaupt noch einmal das Medium CD für eine Veröffentlichung gewählt haben.“
Bis auf einen gecoverten Track des Ausnahmengitarristen Ralph Towner versammelt die mittlerweile fünfte CD des Trios samt und sonders eigene Kompositionen. Und soweit es die Ausnahme Towner betrifft: Dessen Band Oregon kommt dem Verständnis, mit dem Continuum Musik macht, insoweit nahe, dass hier wie dort mit Blick auf Instrumentierung als auch soweit es das musikalische Hin- und Herpendeln zwischen Jazz und verschiedenen Weltmusik-Stilen angeht, von Seelenverwandtschaft geredet werden kann. Die unterschiedlichen Roots des Continuum-Trios – traditioneller und moderner Jazz, Balkanmusik, Klassik und brasilianische Musik – konnte man auch schon deren Interpretation von weltlicher Musik der Renaissance anhören; auf „Inner Movement“ verschmelzen konstruierte Innenansichten und Sehnsüchte par excellence. „Zusammen Musik machen ist etwas sehr Verbindendes. Man erfährt dabei viel über die eigene Persönlichkeit – und die seiner Mitmusiker. Sichtweisen kreuzen, mischen und verändern sich“, liest man im Begleittext zum Song „Crossing Minds“. Das Foto dazu zeigt einen Vogelschwarm, der in den verheißungsvoll rotgefärbten Sonnenaufgang über Oldenburg startet. Man lege die CD ein, starte sie, schließe die Augen – und tue es den Vögeln gleich: Abflug, up, up and away…
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