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Buch-Tipps
„Kassandra“ von Christa Wolf
Vorgestellt von Andre Palloks, Lehrer für Deutsch und Religion26.01.2021
Wovon handelt das Buch?
Andre Palloks: Es dreht sich um die mythologische Figur Kassandra (in der griechischen Mythologie die Tochter des trojanischen König Priamos), welche eine Seherin ist, der niemand glaubt. Im Roman wird ihr der Fluch von der Gottheit Apoll auferlegt, welcher ihr auch die Sehergabe schenkte und sie umwarb. Nachdem sie ihn verschmähte, verfluchte Apoll sie so, dass ihr niemand mehr glauben würde, auch wenn sie die Wahrheit in der Zukunft sieht. In dem Buch wird die Geschichte ihres Lebens kurz vor ihrem Tod erzählt. Wir befinden uns mit ihr zusammen auf einem Schiff kurz bevor sie zu Klytaimnestra kommt und weiß durch ihre seherischen Fähigkeiten, dass sie dort sterben wird. Dann erzählt sie rückblickend ihre Geschichte um den trojanischen Krieg samt dessen Entwicklungen und wie Troja letztendlich den Krieg verloren hat, obwohl sie immer davor gewarnt hat. Ihre Lebensgeschichte beginnt damit wie sie als Königstochter unter den Eltern Priamos und Hekabe gemeinsam mit ihren Geschwistern (Hektor, Polyxena, Paris und Troilos) aufwächst. Sie ist die Lieblingstochter ihres Vaters. Schon immer wollte sie Seherin oder Priesterin werden, bis sie irgendwann die Gabe von Apoll, dem Gott der Seher und Musen, bekam und sich dadurch von ihren Schwestern entfernte und das erste Mal einen Gegenwelt zum Palast kennengelernt hat. Es zeigt ihre Sicht auf die Zeit als die Griechen kamen um den trojanischen Palast zu belagern und wie sie davor warnte, das Pferd nicht hineinzulassen. Es wird beschrieben wie sich Parteien gebildet haben, die dem König etwa einflüstern wollten. Auch ihr privates Leben mit ihrem auferzwungenen Mann und der Geburt ihrer Zwillinge, nachdem sie von diesem vergewaltigt, wurde spielt eine Rolle. Im Prinzip ist es ihre Lebensgeschichte die sie rückblickend erzählt, aber zwischen den Zeilen ist es tatsächlich eine Systemkritik an der DDR. Christa Wolf nutzt diesen Stoff, um das System zwischen BRD und DDR zu beleuchten. Zum Beispiel anhand des Verlustes ihrer Brüder im Krieg durch Achill, Achill das Vieh, wie er immer genannt wird, weil er sich an keine Regeln mehr hält.
Wie haben Sie das Buch gelesen?
Schon in Papierform als Schüler, weil ich es musste. Zu der Zeit fand ich es total kompliziert und es hat ein paar Anläufe gebraucht, bis ich es dann doch richtig gut fand. Später habe ich es dann in der Schule aus der Sicht des Lehrers gelesen, weil ich das selber total gern unterrichten wollte. Ich denke auch, dass auch meine Schüler*innen Spaß daran hatten. Und privat, wenn ich gerade mal wieder kein neues Buch hatte, habe ich immer öfter danach gegriffen, weil ich mal wieder Lust hatte reinzugucken.
Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Andre Palloks: Das Spannende an dem Roman ist, dass man nicht genau weiß, ob es sich gerade um einen Rückblick handelt, oder um einen Rückblick in dem sie in die Zukunft schaut oder ob es eine tatsächliche Zukunftsvision ist, denn sie ist ja auch zum Zeitpunkt der Erzählung noch Seherin. Das ist unglaublich spannend und wirklich gut gemacht. Als Schüler war mir das zu kompliziert, aber heute finde ich die Gestaltung von Christa Wolf einfach wahnsinnig geschickt. Es ist spannend herauszufinden, um welche Zeitebene es sich gerade handelt. Das komplizierte daran macht wirklich Spaß.
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