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Filme im Kino

MoX KinoTipps KW2628.06.2023













Texte: Horst E. Wegener

Mein fabelhaftes Verbrechen
Frankreich ´23: R: Francois Ozon. Ab 6.7. Wertung: **** [font=Univers]Bild: Carole Bethuel - 2023[/font]
[font=Univers] [/font]
Paris in den 1930er-Jahren: Da im Kopf des allseits bekannten Filmproduzenten Montferrand eine Kugel steckt, schließt der zum Fundort der Leiche beorderte Kommissar  Brun (Laspalès) messerscharf auf Mord. Und der Verdacht des Ermittlers fällt alsbald auf die junge Schauspielerin Madeleine Verdier (Tereszkiewicz). Dieser finanziell aus dem letzten Loch pfeifenden Schönen ohne irgendwelche Rollenangebote kommt die Anklage wie gerufen, so dass sie sich auf Anraten ihrer Mitbewohnerin Pauline Mauléon (Marder), einer arbeitslosen Anwältin, zur Tat bekennt. Madeleine lässt sich von ihrer Freundin vor Gericht verteidigen. Und deren Plädoyer auf Notwehr verhilft der Angeklagten zunächst zu einem Freispruch und sichert ihr in der Folge jede Menge PR inklusive lukrativer Rollenangebote. Doch dann taucht eines Tages die einstige Stummfilmdiva Odette Chaumette (Huppert) bei Madeleine auf, outet sich als die eigentliche Mörderin von Montferrand – und fordert ihren Anteil am Star-Trubel ein. Anderenfalls droht Odette, der Öffentlichkeit reinen Wein über Madeleines und Paulines Schwindel einzuschenken!
Regietausendsassa Francois Ozon lässt sein aus Altstars und Jungtalenten zusammengetrommeltes Ensemble zu Höchstform auflaufen. Mit seiner Boulevardkomödie „Mein fabelhaftes Verbrechen“ präsentiert er uns einen so temporeichen wie wortwitzig gelungenen Screwball-Jux, leichtfüßig amüsant und zugleich voller Anspielungen auf die fortwährend brisant-aktuelle Geschlechterdebatte in der Filmindustrie.
D: Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder, Isabelle Huppert, Danny Boon, Fabrice Luchini, André Dussollier, Régis Laspalès.

Indiana Jones und das Rad des Schicksals
USA ´23: R: James Mangold. Ab 29.6. Wertung: *** Bild: 2022 Lucasfilm Ltd. & TM

Actionlegende Harrison Ford ist 80 – und er will´s nochmal wissen. Für eine seiner Lieblingsrollen, die des abenteuerlustigen Archäologen Henry „Indiana“ Jones, setzt er zum fünften Mal den Schlapphut auf, um die ihm ewig in die Quere kommenden Nazis auszumanövrieren. Übern gut 25 Minuten währenden Auftakt, der sich 1945 abspielt, bemüht sich ´uns Indy erfolglos, hinter das Geheimnis einer Erfindung von ´olle Archimedes zu kommen. Da auch sein Gegenspieler Jürgen Voller (Mikkelsen) das Rätsel ums erfolgreiche Starten des eine Zeitreise möglich machenden Geräts nicht knacken kann, spult Regieroutinier James Mangold die Story vor ins Jahr 1969: In New York bereitet die Bevölkerung den heimkehrenden Helden der ersten Mondlandung eine spektakuläre Parade - und der kurz vor der Pensionierung stehende Uni-Prof Jones bekommt Besuch vom Patentöchterchen Helena Shaw (Waller-Bridge). Helena gelingt es, den desillusionierten, schwer an seiner Scheidung tragenden Patenonkel zu überreden, einen weiteren Versuch zu wagen, um Archimedes Zeitreise-Gerät aktivieren zu können. Da sich an ihre Fersen der mittlerweile im Dienst der NASA stehende Exilant Voller gehängt hat, steht einem Kräftemessen zwischen Oldie Jones und seinem vorgeblich nur Gutes für die Welt wollenden deutschen Wolf im Schafspelz nichts im Weg. Dabei gilt es, der Idee des ewigen Nazis, der liebend gern in der Zeit zurückreisen würde, um Hitlers Niederlage in einen Endsieg der Deutschen zu verwandeln, das Aus zu bescheren – kann es ein hehreres Ziel geben? Gleichwohl würde man sich´s als langjähriger Fan des abenteuerlustigen Schlapphutträgers zusehends mehr wünschen, dass das Indy-Jones-Strippenzieher-Duo George Lucas und Steven Spielberg statt ihres ausgebrannten Haudegen die Drehbuchverantwortlichen in der Zeit zurückversetzt hätten, um der düsteren Story eine Prise zusätzlichen Humor, Slapstick, Wortwitz  zu gönnen. Womit nicht gesagt werden soll, dass das Ergebnis gänzlich enttäuschend geraten ist – dazu sind Regisseur Mangolds handwerkliche Fähigkeiten zu überzeugend, lässt einen das zur Verfügung stehende Megabudget permanent aus dem Vollen schöpfen. Irre, wenn man bedenkt, dass die Indy Jones-Saga einst als Hommage an B-Pictures gedacht war.
D: Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Mads Mikkelsen, Antonio Banderas, John Rhys-Davies, Thomas Kretschmann, Shaunette Renée Wilson, Toby Jones.

Ruby taucht ab
USA ´23: R: Kirk De Micco, Faryn Pearl. Ab 29.6. Wertung: *** [font=Univers]Bild:Universal Studios[/font]
[font=Univers] [/font]
Schon ihre Mutter hatte Ruby vorm Kontakt mit Meereswasser stets gewarnt. Doch dann landet der Highschool-Schwarm der 15-Jährigen im Meer – und die Heranwachsende sieht sich in der Pflicht, Connor hinterherzuspringen, um ihn zu retten. Da Ruby aber in Wahrheit kein menschliches Wesen ist, steht ihr somit die Verwandlung in eine Krake bevor. Zwar kann sie ihren Angebeteten retten, war es auch schon vor der Rückverwandlung des Teenies in eine nur menschenähnliche Gestalt im Grunde ein offenes Geheimnis, dass Ruby und ihresgleichen anders als Connor und seinesgleichen sind – aber egal! Eine Zeitlang widmen sich die „Ruby taucht ab“-Macher den altbekannten Problemen aller Heranwachsender, bis Themen wie Liebeskummer, Unsicherheit, familiärer Stress dem zusehends überhand nehmenden Kampf gegen fiese Meeresjungfrauen weichen. Die bunt-schillernde, liebevoll computeranimierte Coming-of-Age-Story mutiert zur actionreichen Heldinnen-Mär, bleibt allerdings jugendtauglich.
Animationsfilm


Get Up
Deutschland ´23: R: Lea Becker. Ab 29.6. Wertung: **** [font=Univers]Bild: Constantin Film Verleih[/font]
[font=Univers] [/font]
Alex und Juli (Lisa und Lena Mantler) gleichen sich als Zwillinge zwar äußerlich total, sind aber ansonsten grundverschieden. Während die stets ehrgeizig-optimistische Juli ihr Abi mit Eins gemeistert hat, ist Alex durchgefallen. Kein Grund für die Schwestern, die Sommermonate danach nicht gemeinsam im Skatepark zuzubringen. Als dem Duo ein Flyer unter die Augen kommt, der zur Teilnahme an einem Skateboard-Wettbewerb einlädt, sind sich die sport-begeisterten Teenies zusammen mit Freundin Ewa (Irslinger) einig, mittun und siegen zu wollen. Dass man zu viert sein muss, um sich fürs Skate-Tournier zu qualifizieren, kann vom Trio zwar noch kaschiert werden, indem sich die Saxophonistin Nia (Mokonzi) bequatschen lässt, ins Team mit einzusteigen. Da die Musikerin aber vom Skaten null Ahnung hat, stehen die Mädels vor einem Problem, das beileibe nicht das einzige bleiben wird. Bald verguckt sich Alex in einen Jungen, während sich Ewa in Nia verknallt. Letztere wiederum soll gemäß dem Wunsch ihrer Eltern bei einer Musikprüfung in ihrem Leib-und-Magen-Fach Saxophon vorspielen – ein Termin, der ausgerechnet am Tag des Skater-Wettbewerbs stattfindet. „Get Up“ überzeugt, weil überraschenderweise der Zusammenhalt in der Gruppe und bei den Schwestern im Vordergrund steht, es der Regie um den Spaß am Skaten und das Erwachsen werden müssen der Teenies geht. Obendrein punkten die Mantler-Schwestern Lisa und Lena, die als TikTok-Influencerinnen Tag für Tag unzählige Fans erreichen, schauspielerisch in ihrer ersten Kinohauptrolle.    
D: Lisa Mantler, Lena Mantler, Sinje Irslinger, Jobel Mokonzi, Anton Kappler, Sophia Schober.

Besties
Frankreich ´21: R: Marion Desseigne Ravel. Ab 29.6. Wertung: **** [font=Univers]Bild: Denis Manin[/font]
Nie und nimmer hätte sich´s Nedjma (El Arabi) träumen lassen, dass sie sich in ein anderes Mädel verlieben könnte. Doch dann zieht in die Nachbarwohnung Zina (Bernet-Rollande) ein – und beim Erraten angesagter Musiktitel im Jugendclub, die die Neue sogar zum Mitsingen animiert, fühlt sich Nedjma seltsam berührt. Als sie dann kurz darauf im Halbdunkel des Hausflurs auch noch von Zina unverhofft geküsst wird, kommt sich das sonst so taffe Vorstadtmädel vor, wie gen Wolke Sieben entführt. Natürlich ist man weder in Nedjmas Familie noch in ihrer Clique aufs Tolerieren einer derart unmöglichen Liebe vorbereitet, weshalb sich das Liebespaar heimlich auf dem Dach zum Knutschen treffen muss. Als die Verbindung herauskommt, wird Nedjma sowohl von ihren Freudinnen als auch von ihrer kleinen Schwester verstoßen, während sich jene Clique, der sich Zina mittlerweile angeschlossen hat, toleranter zeigt. Marion Desseigne Ravels Regiedebüt unterscheidet sich von anderen Banlieue-Dramen, indem man uns überraschend sensible Momentaufnahmen in Szene setzt – angefangen bei Nedjma, die der singenden Zina lange zuhört, während die Kamera auf ihrem Gesicht scharf zieht, über die sich ausnahmsweise weder rassistisch noch inkompetent gebenden Sozialarbeiter im islamisch-konservativ geprägten Umfeld der Pariser Vorstadt, hin zum von Nedjma auf dem Hochhausdach aufgebauten Zelt für sich und ihre Liebste, um die beginnenden Sommerferien nicht wie in früheren Jahren im Kreis der Freundinnen am Meer zu verbringen. Realitätsnah – und stimmig besetzt.
D: Lina El Arabi, Esther Bernet-Rollande, Kiyane Bnamara, Mahia Zrouki, Tasnim Jam Laoui.

Love Again
USA ´23: R: John Strouse. Ab 6.7. Wertung: *** Bild: Universal Pictures

Auch zwei Jahre nach dem Unfalltod ihrer großen Liebe John fühlt sich Kinderbuchautorin Mira Ray (Chopra Jonas) in ihrem Kummer gefangen. Trost findet die New Yorkerin darin, SMS-Nachrichten an die Handynummer des Toten zu schicken – doch nachdem dessen Nummer längst wieder vergeben wurde, landen diese Texte auf dem neuen Diensthandy des Musikkritikers Rob Burns (Heughan). Der frustrierte New Yorker Single trägt seinerseits ebenfalls schwer daran, kurz vor der Heirat von der Auserwählten verlassen worden zu sein. Umso mehr bezaubern ihn die Kurznachrichten dieser Unbekannten. Und deren Liebeserklärungen auf dem Handy beschäftigen Rob so sehr, dass er selbst im Rahmen eines seiner Interviewtermine mit Musikstar Céline Dion zwangsläufig darauf zu sprechen kommt. Die Musikgröße kehrt ihr eigenes Inneres offenherzig nach außen, bestärkt ihren Gesprächspartner darin, die Verfasserin der SMS-Nachrichten aufzuspüren. Letzteres gestaltet sich zwar leichter als gedacht – doch  Rob weiß einfach nicht, wann und wie er Mira gestehen soll, dass deren Texte an ihre große Liebe John allesamt auf seinem Handy landen. Ein Problem, das trotzdem irgendwie gelöst werden muss.
„Love Again“ ist das US-Remake der deutschen Beziehungskomödie „SMS für dich“, mit dem  Schauspielerin Karoline Herfurth 2016 ihr Regiedebüt meisterte. Während das Original noch mit liebenswerten Charakteren punkten konnte, springt der Funke zwischen Priyanka Chopra Jonas Mira und Sam Heughans Rob kaum über. Immerhin kommen Céline Dion-Fans auf ihre Kosten, da die Stargröße sich nicht nur überzeugend selbst spielt (und als Produzentin von „Love Again“ mit von der Partie ist), sondern auch aus ihrem Leben plaudert, fünf brandneue Songs und einige ihrer greatest Hits singt.
D: Priyanka Chopra Jonas, Sam Heughan, Céline Dion, Sofia Barclay, Nick Jonas.

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