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Einfühlungsvermögen Ivo Hirschmann, Erzieher08.07.2020



Beobachten, Zuhören, Behutsam auf das Gegenüber eingehen, Situationen reflektieren, Lösungen und Kompromisse finden: Pädagogische Fachkräfte leisten wichtige und verantwortungsvolle Arbeit, die aus unserem Alltag nicht wegzudenken ist. Der junge Ivo Hirschmann hat gerade seine Ausbildung zum Erzieher abgeschlossen. Auf die Frage,  welche pädagogischen Maßnahmen ihm in seiner Lehre vermittelt wurden, zitiert er den Erziehungswissenschaftler und Sozialpädagogen Hans Thiersch: „Laut Thiersch ist der Erzieher ein Experte für alles. Er bewegt sich in einem komplexen und situationsabhängigen Arbeitsfeld. Er stellt ein Bindeglied zwischen den zu betreuenden Personen und anderen Instanzen und Institutionen her. Alles in allem bekommen wir Kompetenzen in vielen Bereichen vermittelt.“
Der Ausbildung zum/zur Erzieher*in geht zumeist die so genannte SPA voraus – eine zweijährige, schulische Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz. „In dieser Zeit habe ich berufsbegleitend zwei Jahre im Kindergarten und ein Jahr in einem Hort verbracht. Dort lag beispielsweise eine Altersspanne von sechs bis zwölf Jahren vor. Zuletzt befand ich mich in einer Einrichtung für betreutes Wohnen, in der Kinder und Jugendliche von zwölf bis zwanzig Jahren lebten. Also relativ durchmischte Gruppen.“ Als Grundvoraussetzung, um diesen Beruf angemessen ausüben zu können, nennt der Oldenburger das Vorhandensein einer gewissen Sensibilität. „Man muss sich immer genau auf das Gegenüber einstellen und schauen, welche individuellen Bedürfnisse gerade vorliegen.“ Eben das entspricht auch dem Sozialpädagogischen Konzept des ‚Situationsorientierten Ansatzes‘, der in den achtziger Jahren von dem Wissenschaftsdozenten Armin Krenz auf der Grundlage des ‚Situationsansatzes‘ entwickelt wurde. „Danach arbeiten mittlerweile viele Einrichtungen. Das ist noch ein relativ neues Konzept. An erster Stelle stehen Fragen, die sich mit der Erfahrungswelt des Kindes und seiner Familie befassen. Welche Bedingungen müssen gegeben sein, um auf Bedürfnisse eingehen und dementsprechend fördern zu können.“ Ivo Hirschmann nennt ein typisches Alltagsbeispiel, dass sich des Öfteren in Kindertageseinrichtungen abspielt und wo gerade der ‚situationsorientierte Ansatz‘ zum Einsatz kommen kann. „Man befindet sich im Morgenkreis und da gibt es ein Kind, das gerade keine Lust hat zu sitzen. Es ist ganz hibbelig und will gerade lieber spielen und Lärm machen. Bei so einer Situation ist es wichtig zu schauen, welche Faktoren eine Rolle spielen. Ist das Kind vielleicht nicht richtig ausgelastet? Ist es gerade erst in der Einrichtung angekommen und braucht es ein wenig Zeit, um sich einzufinden und sollte man deswegen die Morgenrunde ein wenig später ansetzen?“ Die Arbeit der Erzieher*innen beschreibt er als eine „Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz.“ „Die professionelle Person, die man ist, beruht immer auch auf der eigenen Persönlichkeit. Das heißt, den Kindern oder Jugendlichen sollte man authentisch gegenüber treten, damit sie verstehen, welche Person sie vor sich haben. In der pädagogischen Arbeit gibt es aber auch Grenzen. Insbesondere die traurigen Schicksale sollte man nicht zu nah an sich heran lassen.“
In seinen bisherigen, praktischen Erfahrungen während der Ausbildung hat er insbesondere die Momente als erfüllend erlebt, wenn der zu betreuenden Person geholfen werden konnte und wenn ihm Dankbarkeit für seine pädagogische Arbeit entgegengebracht wurde. Momentan kann Ivo Hirschmann noch nicht absehen, wie es nach der bestandenen Ausbildung weitergeht. „Ich bin noch in der Orientierungsphase, aber fest steht, dass einem als junger Erzieher alle Türen offen stehen.“
Interview und Foto: Dana Hubrich

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