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Film ist Politik19.09.2021



Text und Foto: Thea Drexhage
Mattie Do wurde in Los Angeles geboren, nachdem ihre Eltern im Zuge des Laotischen Bürgerkriegs in die USA geflohen waren.  2010 kehrte sie nach Laos zurück und arbeitet seitdem stetig daran, die Filmszene des Landes zu stärken. Derzeit ist sie die einzige weibliche Regisseurin dort.
Der Film „The Long Walk“ dreht sich um einen laotischen Einsiedler, der versucht, mit den Geistern seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen und dabei immer wieder auf neue dramatische Hürden stößt. Komplett gedreht im laotischen Dschungel, packt der Film die Zuschauer*innen und lässt sie erst wieder los, wenn die Lichter im Saal angeschaltet werden.
Doch fast hätte es diesen Film nicht gegeben, wie Mattie Do berichtet, denn um in Laos eine Drehgenehmigung zu bekommen, müssen Regeln befolgt werden. „Ich kann schon die Filme machen, die ich möchte, solange sie nicht politisch sind, oder Pornos.“, erklärt sie. Um eine Dreherlaubnis zu bekommen, muss die Idee des Films den Behörden vorgestellt werden. Geister, Horror, ein Serienmörder oder das Verbrennen eines Kindes sind dabei nur einige Punkte, die zuerst auf Gegenwehr gestoßen sind. Die Regisseurin zeigt sich überaus stolz, dass sie ihre Ideen nach der ersten Absage doch verwirklichen konnte. Auch nach der Fertigstellung stand der Film nicht in der Gunst der Verantwortlichen. „Erst nach den ersten Premieren in Übersee und den damit einhergehenden positiven Reaktionen sind nun auch die Menschen in Laos happy“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Film ist eben immer auch Politik. Während es Mattie Do gelang, sich in ihrem Heimatland zu etablieren, sieht es im Nachbarstaat Myanmar etwas düsterer aus. Im Zuge des Militärputsch Anfang des Jahres, bei welchem die demokratisch gewählte Regierung vom Militär unter General Min Aung Hlaing gestürzt wurde, haben sich zahlreiche Menschen aus der Öffentlichkeit gegen den Putsch gestellt. Dabei wurde unter anderem die Schauspielerin Eaindra Kyaw Zin festgenommen. Ihr Verbleib sei bis heute unbekannt. Ihre Kollegin Paing Phyoe Thu und Regisseur Na Gyi müssten sich derweil vor dem Militär verstecken. Alle drei sind Mitwirkende am ebenfalls in Oldenburg gezeigten Drama „What happened to the wolf?“ und können aus genannten Gründen natürlich nicht am Festival teilnehmen.
Schon bei der Eröffnungsgala zeigten Festivalmacher Torsten Neumann und Deborah Kara Unger den Namen von Eaindra Kyaw Zin auf der Brust, während Mattie Do auf dem roten Teppich drei Finger in die Kameras hielt – ein Handzeichen aus „Die Tribute von Panem“, welches sich gegen das vorherrschende Regime stellte und bei den Protesten in Myanmar ebenfalls benutzt wurde.

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