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Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW0821.02.2024













Texte: Horst E. Wegener


The Zone of Interest
USA/ GB/ Polen ´23: R: Jonathan Glazer. Ab 29.2. Wertung: ***** Bild: Leonine
Unsagbar privilegiert kommt Hedwig Höss (Hüller) das Leben vor, das sie mit ihrem Mann  Rudolf (Friedel) und den fünf gemeinsamen Kindern in der polnischen Provinz führt. Man residiert in einem schmucken Anwesen mit weitläufigem Garten, Swimmingpool, Gewächshaus – nur durch eine hohe Mauer vom Arbeitsplatz des Familienoberhaupts getrennt, dessen Büro sich im unmittelbar angrenzenden Konzentrationslager Auschwitz befindet. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass SS-Obersturmbandführer Rudolf Höss zwischen Mai 1940 und November ´43 Kommandant dieses KZs war, dessen Name synonym für die Vernichtungsmaschine der Nazis wurde, die mindestens sechs Millionen Juden ermordete.
Im Gegensatz zu früheren Holocaust-Filmen wie „Schindlers Liste“ oder „Son of Saul“ interessiert sich der britische Regisseur Jonathan Glazer nicht fürs Sichtbarmachen der Geschehnisse im Vernichtungslager Auschwitz samt der dort verübten Gräueltaten, verzichtet „The Zone of Interest“ konsequent darauf, die unfassbare Brutalität aus der Perspektive der Opfer zu zeigen. Während einem via Tonspur Schüsse, Schreie und Hundegebell aus dem KZ zugänglich gemacht werden, konzentriert sich die Regie auf den Höss´schen Alltag, hängt sich an Familienausflüge zum Picknicken, Schwimmen oder Angeln in der scheinbar malerischen Umgebung dran, lässt Hedwig ihren Garten genießen, Gäste empfangen und auf „Königin von Auschwitz“ markieren. Als Rudolf nach Oranienburg versetzt werden soll, droht das mühsam aufgebaute Bilderbuchidyll der Familie zu zerbrechen, weigert sich Hedwig ihr „Traumhaus“ zu verlassen.
Der mehrfach preisgekrönte und derzeit fünffach für Oscars nominierte Film basiert lose auf dem Roman des britischen Autoren Martin Amis, punktet mit zwei herausragenden Schauspielern in den Hauptrollen – und wirkt sowohl inhaltlich als auch formal rasiermesserscharf sezierend übern Abspann hinaus lange nach; Bildungsbürgerkino-Pflichtprogramm!
D: Christian Friedel, Sandra Hüller, Johann Karthaus, Luis Noah Witte, Nele Ahrensmeier, Lilli Falk, Medusa Knopf, Daniel Holzberg, Imogen Kogge, Ralph Herforth.


Dune: Part Two
USA/ Kanada ´23: R: Denis Villeneuve. Ab 29.2. Vorankündigung Bild: Warner Bros. Entertainment
Teil eins der SciFi-epochalen „Dune“-Saga endete mit der Invasion des Wüstenplaneten Arrakis durch die Armeen des Baron´ Harkonnen. Zwar ist es dessen Streitmacht gelungen, das Haus der zuvor auf Arrakis herrschenden Familie Atreides fast komplett auszulöschen, doch zumindest Stammhalter Paul (Chalamet) und seiner Mutter, Lady Jessica (Ferguson), glückte die Flucht aus der Hauptstadt gen Wüste. Während Lady Jessicas Sohn vor Ort die Welt der dort lebenden Fremen kennen und er vor allem Chani (Zendaya) lieben lernt, baut Paul zusehends mehr seine mit Hilfe des Spice wachsenden seherischen Fähigkeiten aus. Was ihm schlussendlich die Abwägung aufzwingt, sich zwischen der Liebe seines Lebens und dem Schicksal des bekannten Universums entscheiden zu müssen, um somit eine schreckliche Zukunft zu verhindern, die nur er vorhersehen kann. Gleichwohl scheint die Konfrontation mit den tyrannischen Harkonnen unabwendbar.
Erste Trailer versprechen ein bildgewaltiges must-see-Epos à la Hollywood, das auf Frank Herberts Bestsellervorlage aus dem Jahr 1965 basiert. Bekanntlich erweiterte der Schriftsteller seinen „Dune“-Zyklus auf sechs Romane – und man hört, dass Regietausendsassa Denis Villeneuve Interesse bekundet hat, weiteren Kino-Nachschlag abzuliefern.  
D: Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Stellan Skarsgard, Charlotte Rampling.


How to have Sex
GB/ Griechenland ´23: R: Molly Manning Walker. Ab 22.2. Wertung: **** Bild: Condor Distribution
Um ihren Schul-Abschluss gebührend zu feiern, wollen es die britischen Teenies Tara (McKenna-Bruce), Em (Lewis) und Skye (Peake) beim Kreta-Urlaub exzessiv krachen lassen. So gesehen sind vor Ort nicht nur Partys, Club-Besuche,  laute Musik und jede Menge Alkohol angesagt, sondern gehört für das Mädelstrio auch Sex unbedingt zum Spaß dazu. Insbesondere Tara liebäugelt damit, endlich entjungfert zu werden.
Regiedebütantin Molly Manning Walker guckt in ihrem Spielfilm-Erstling genau hin, macht klar, dass es in puncto Sex in der jungen Generation heutzutage in allererster Linie um das „gehabt haben“ und ums „dazuzugehören“ geht. Nach dem „wie“ fragt keiner. Es ist für romantisch veranlagte Naturen schmerzhaft miterleben zu müssen, wie Tara sehnsüchtig ihrem ersten Mal entgegenfiebert, um hernach ernüchtert über die vermüllte Partymeile zu schleichen: Allein im Morgengrauen, verheult, desillusioniert. „How to have Sex“ ist ein Jugenddrama auch für Erwachsene – glaubwürdig mit Laien besetzt, die ihre Rollen leben, nachdenklich machend. Sehenswert!
D: Mia McKenna-Bruce, Lara Peake, Shaun Thomas, Enva Lewis, Samuel Bottomley.


Home sweet Home
Deutschland ´23: R: Thomas Sieben. Ab 22.2. Wertung: ** Bild: [font=montserrat, Arial, sans-serif]Constantin Film Verleih GmbH/ Gordon Muehle[/font]
Dass ihre Entbindung vor der Tür steht, hält Maria (Farooq) nicht davon ab, schon mal das entlegene Landhaus der Familie ihres Liebsten anzusteuern. Zwar muss die Hochschwangere diesen Trip hin zu ihrem künftigen Domizil fürs erste mutterseelenallein durchziehen – weil ihr schnöseliger Verlobter Viktor (Kross) noch wichtige berufliche Dinge andernorts zu erledigen hat. Auch hält er Marias Idee, das familiäre Nest zu  einer Bed-and-Breakfast-Unterkunft auszubauen, letztlich für eine Spielerei. Im Haus angekommen nimmt der Spuk seinen Lauf; als Maria Schmerzen im Unterleib plagen, erklärt sich Viktors Vater Wilhelm (von Dohnányi) bereit, sich in seinen Wagen zu setzen, um der künftigen Schwiegertochter als Arzt beizustehen.
Doch „Home…“-Regisseur Thomas Sieben geht seinen Genrefilm als Echtzeit-Experiment an, das möglichst in einer einzigen Endlos-Einstellung gedreht werden soll – lässt aber leider kein Klischee aus. Einzig Nilam Farooqs schauspielerisch starke Leistung vermag Horrorfilmfans zu überzeugen; schade!
D: Nilam Farooq, Justus von Dohnányi, David Kross, Olga von Luckwald, Anton Fatani Schneider, Sven Habermann.


Holy Shit – Mit Sch#!ße die Welt retten
Deutschland ´23: R: Rubén Abruna. Ab 22.2. Wertung: **** Bild: farbfilm Filmverleih
Den Dokufilmer Rubén Abruna treibt das Nachsinnen über ein Thema an, zu dem in aller Regel liebend gern geschwiegen wird. Was passiert mit unseren Fäkalien, nachdem wir uns erleichtert haben? Könnte man sie nicht sinnvoll nutzen? Die Doku schaut sich in den Abwasserkanälen und Kläranlagen nicht nur von Paris bis Chicago um, sondern kommt im Verlauf der Recherche, die einen über vier Kontinente und in 16 Städte führt, zur Schlussfolgerung: Menschliche Exkremente sind ein Schlüsselthema in Sachen Umweltschutz.
Doku


Johnny & Me
Deutschland/ Schweiz/ Österreich ´23: R: Katrin Rothe. Ab 22.2. Wertung: **** Bild: H & U Film
Was tun, wenn einem sämtliche Ideen von den Vorgesetzten fortwährende madig gemacht und somit abgelehnt werden? Grafikdesignerin Stefanie ist zwar von sich und ihren Vorschlägen zutiefst überzeugt, steckt aber trotzdem in einer Schaffenskrise fest. Um den Kopf wieder frei zu kriegen, wendet sie sich dem Leben und Werk John Heartfields zu, der in den 1930er- bis -40er-Jahren mit satirischen Fotomontagen Front gegen das Nazi-Regime machte.
Dokufilmerin Katrin Rothe wählt einen äußerst ungewöhnlichen Zugang zum Thema: Sie lässt ihre frustrierte Grafikdesignerin zur Schere greifen, um sich eine kleine Johnny Heartfield-Figur zu kreieren – mit der sie alsbald von Kollegin zu Kollege ins Gespräch kommt. Das zum Leben erweckte Heartfield-Alias berichtet aus seinem bewegenden Leben, während die Doku an viele von Heartfields  Fotocollagen erinnert, die einst für Furore sorgten. Auch wird ein direkter Bezug zu unser aller höchst beunruhigender Gegenwart hergestellt – „Traut euch!“ könnte die Quintessenz von Rothes gleichermaßen bewegendem wie kurzweiligem Film lauten.  
Doku

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