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Waves09.07.2020



Text | Horst E. Wegener

Waves - Herzschmerzromanze

Mit nicht mal Zwanzig steht einem die Welt offen, haben die meisten Jugendlichen unglaublich viele Möglichkeiten, ihre Zukunft anzugehen – sollte man meinen. Andererseits ist der 18-jährige Tyler (Harrison Jr.) zwar an seiner Schule wohl gelitten, ein erfolgreicher Wrestler, der obendrein mit Freundin Alexis (Demie) auf derselben Wellenlänge liegt.
Doch was zählt das schon, wenn Dad (Brown) von ihm fortwährend Höchstleistungen einfordert, die in sportlicher Hinsicht bedingt durch eine schwere Schulterverletzung von Tyler nie und nimmer mehr umgesetzt werden können. Die sich in der Folge aufschaukelnden familiären Spannungen zwischen Vater und Sohn bescheren auch Tylers jüngerer Schwester Emily (Russell) Probleme. Auf Social-Media gemobbt kapselt sich das Sensibelchen zusehends mehr ab – bis die eines Tages allein auf einer Bank Sitzende von Luke (Hedges) angesprochen wird. Da ihm familiärer Knatsch ebenfalls nicht unbekannt ist, er insgeheim längst ein Auge auf Emily geworfen hat, treffen aus Sicht des Beobachters vor der Kinoleinwand zwei Seelenverwandte aufeinander. So altbekannt einem die alsbald in die Gänge kommende Herzschmerz-Mär um Schuld, Vergebung, Familie und Liebe erscheinen dürfte, punktet „Waves“-Regisseur Trey Edward Shults überdies gekonnt mit cineastischen Spielereien, indem er etwa den Bildausschnitt verengt, um die emotionale Klaustrophobie seiner Darsteller spürbar zu machen. Zudem wird irgendwann die erzählerische Perspektive gewechselt, geht man die Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel heraus erneut an. In Verbindung mit dem grandiosen Soundtrack gelingt der Darstellerriege trotz des naheliegenden Griffs in die Kitsch-Kiste tränenreiches, aufwühlendes Herzschmerzkino.

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