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60 Jahre Freiheit
Jazzclub Alluvium feiert Jubiläum mit Ausstellung und Konzerten26.07.2019



Text und foto  |  Christoph Kienemann

Mitten in der Wirtschaftswunderzeit ist auch in Oldenburgs Jugend eine Aufbruchstimmung auszumachen. Auch wenn sich die alte BRD gesellschaftlich wenig offen anfühlte, schafften sich viele Jugendliche ihre eigenen Nischen, in denen sie ihre Vorstellungen umsetzen konnten. Auf diese Weise entstand vor 60 Jahren der Oldenburger Jazzclub Alluvium, über dessen bewegte Geschichte eine Ausstellung in der bau_Werk Halle am Pferdemarkt informiert.

Beinahe hätte die Geschichte des Alluviums im Jahr 1986 ein Ende gefunden. Der Club hatte sich durch die Anschaffung eines Flügels finanziell übernommen und stand vor dem Ruin. Doch des anderen Unglück war in diesem Fall das Glück des Jazzclubs. Nachdem das Alhambra im gleichen Jahr abbrannte, übernahm man die Tanzveranstaltungen und konnte sich finanziell sanieren. In der inzwischen 60-jährigen Geschichte des Alluviums finden sich viele ungewöhnliche Anekdoten und Ereignisse, von denen einige in einer Ausstellung festgehalten wurden, die noch bis zu 28. Juli besichtigt werden kann. Neben Texten zur Geschichte des Clubs, finden sich hier Fotografien von Konzerten und eine ganze Reihe von Plakaten, die in den 70er- und 80er-Jahren für Veranstaltungen des Alluviums warben. Ein Blick ins Archiv, ebenfalls in der bau_Werk Halle, zeigt zudem, wie der Club, trotz viel Anerkennung in Politik und Gesellschaft, immer wieder um sein Bestehen kämpfen musste, denn Räume für Kultur waren in Oldenburg offenbar schon immer knapp, egal welcher Kulturdezernent sich nun gerade wieder für ein Kulturzentrum einsetzte.
Konstituiert wurde das Alluvium im Keller des Degodehauses, hier fanden die ersten Gehversuche abseits des Einflusses des Jugendamtes statt. Nach wenigen Wochen mussten die Jazzer aber wieder ausziehen und man fand ein neues Domizil in den Kellern der damaligen Berufsschule an der Zeughausstraße. Damals konnte sich der Club vor Mitgliedsanträgen kaum retten und wer eintreten wollte, musste zunächst sein Jazzwissen unter Beweis stellen. In der Zeughausstraße blieb man bis in die späten 90er-Jahre, bevor der Club einige Jahre zu Gast im Cadillac war. Dieser Zustand änderte sich erst mit der Einrichtung des Wilhelm13. Doch definiert wurde der Jazzclub seit seiner Gründung durch das Engagement seiner Ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und natürlich durch den Jazz selbst. Die Programme des Alluviums lesen sich daher wie ein Abriss der Nachkriegsgeschichte des Jazz. Vom Oldtime-Jazz in den Anfangstagen, zur Beat-Welle in den 60ern, dem Jazz-Rock der 70er bis hin zum Fusion, das Alluvium hat sich keiner Entwicklung verweigert. Daher fanden auch immer wieder Szenegrößen ihren Weg auf die Bühnen des Clubs. Jazzikonen wie Klaus Ignazek, Klaus Doldinger, Pete York oder Jon Scofield spielten im Alluvium und natürlich auch die NDR Big Band.
Doch nur in der Vergangenheit schweifen, wäre dem Jazzclub zu wenig. Daher wird der 60. nicht nur mit einer Ausstellung gefeiert, sondern vor allem mit einem großen Angebot an Konzerten. Dazu gehört auch ein Revival der Flowerstreet Jazzband, die 1958 in Oldenburg gegründet wurde. Im Oktober wird Alluvium zum Oldenburger Jazzgipfel einladen, dann werden Gerhard Böhm und Sabine Mariss, sowie Trompeter Benny Troschel ins Wilhelm13 kommen und ihr Können zeigen. Daneben wird sich die Oldenburger Szene präsentieren können, von A Capella bis zur Funk Unit, reicht das musikalische Spektrum. Abgeschlossen wird das Jubiläum durch die Organisten Barbara Dennerlein, die am 30. Oktober in der Lambertikirche spielen wird. In gewisser Weise kehrt der Jazzclub also zu seinem Ursprungsort zurück.

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