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Soundcheck02.09.2020



Allman Betts Band: BLESS YOUR HEART (VÖ: 28.8.)


Wenn der Nachwuchs in die Fußstapfen der Eltern tritt, muss das nicht automatisch gut ausgehen. Im Fall der Allman Betts Band ist Begeisterung allerdings angebracht. Und war verständlicherweise schon groß, als die Formation um die Söhne von Gregg Allman und Dickey Betts anno 2019 im Rahmen eines Germany-Abstechers übers Promoten ihres Debütalbums „Down by the River“ hinaus auch etliche Hits der Väter live performten. Mit Alben wie „Brothers and Sisters“ oder „Eat a Peach“ schenkten die Erzeuger von Devon Allman und Duane Betts mit der legendären Allman Brothers Band ihren Fans ab den 1970ern jede Menge Klassiker des Southern-Blues-Genres. Daran knüpft die Combo rings ums Mastermind-Duo der Söhne jetzt mit „Bless your Heart“ an – und punktet mit Southern-Rock vom allerfeinsten.

Various Artists: 80s RARE GROOVES (VÖ: 28.8.)



In diesen düsteren Coronazeiten erinnert man sich liebend gern an die musikalisch hit-geniale Fun-Dekade der 1980er. Wetten dass gute Laune in Sekundenschnelle aufkommt - egal ob wir den aktuellen Monat mit Earth, Wind & Fires tempoforciertem Ohrwurmsong „September“ einläuten mögen, uns zu Donna Summers „I feel Love“ oder George Bensons „Give me the Night“ vom Wohnzimmersofa erheben oder mit Chic der „Good Times“ gedenken. Mit anderen Worten: Diese All Time Favourites-Compilation versammelt 80 Eighties-Klassiker auf drei CDs – und präsentiert erinnerungswürdige Tophits der Funk-, Soul- und Disco-Ära. Perfekt für die heimische Disco und zum Träumen von unbeschwerten Zeiten.


The Beauty of Gemina: SKELETON DREAMS (VÖ: 4.9.)


The Beauty of Gemina mag man sich ohne Frontmann Michael Sele kaum vorstellen: Der Songschreiber, Sänger, Arrangeur und Produzent war und ist Band-Mittelpunkt. Und so stand eine Pause außer Frage, als Sele sich im Frühling 2019 einer Herz-OP unterziehen musste. Die Zeit des Kürzertretens scheint vorbei – mit „Skeleton Dreams“ können wir uns wieder voll und ganz der angenehm dunkel timbrierten Rockröhre des Band-Masterminds überantworten. Und diesem über die Jahre immer weiter perfektionierten unverkennbaren Mix aus melancholischem Wave, erdigem Blues und poetischen Indiefolk-Lyrics lauschen.


Adrian Chalifour: JOY (VÖ: 28.8.)


Wenn Adrian Chalifour an seinen ersten Soloauftritt im Coffeeshop in der westkanadischen Metropole Vancouver zurückdenkt, erinnert sich der Singer-Songwriter ans verstärkte Schwitzen, wie ihn sein Haargel in die Augen lief, und ihm urplötzlich sämtliche Songtexte entfielen. Fast hätte er die Musikerlaufbahn damals beendetZweifeln war lange ein Hauptcharakterzug des Sensibelchens – auch dann noch, als er höchst erfolgreich die Towers and Trees-Band gründete. Lohn des fortwährenden Grübelns: Auf „Joy“ beweist Chalifour jetzt erneut sein Gespür fürs Erzeugen von Gänsehautmomenten. Und er überzeugt mit einer musikalischen Bandbreite, die sich in keine Schublade einsortieren lässt. Kompositionen, allesamt beruhigender als Tee mit Honig.


Annie Taylor: SWEET MORTALITY (VÖ: 4.9.)


„Woke up a thousand times at night, got the feeling, that nothing is alright“, wehklagt Annie Taylor-Frontfrau Gini Jungi im Song „A Thousand Times“ – und spricht damit jene stressigen Nächte an, die einen nicht durchschlafen lassen. Mit solchen Situationen, die fast jeder kennt, verdeutlicht die Zürcher Truppe ihrem Publikum, dass man damit niemals ganz auf sich allein gestellt ist. Eine ganz und gar nicht unwichtige Botschaft in einer Zeit, in der die Gesellschaft mit sozialer Isolierung zu kämpfen hat – serviert in einem mitreißend musikalischen Shake aus 60s-Psychedelic, Grunge und Surfrock aus den Nineties, ohne im ewig Gestrigen festzuhängen.


Al Pride: SWEET ROLLER (VÖ: 28.8.)


Zwei Leadstimmen, melodiöser Indie-Pop, funky Bläser-Einsätze: Die Schweizer Al Pride-Combo macht Musik, die eingängig und unverkennbar eigen ausfällt. Dass sich die Kunstturnerin Guilia Steingruber den Band-Track „Leaf“ als Begleitmusik zu ihrer Olympia-Kür in Rio aussuchte, verhalf der Combo zu internationaler Bekanntheit.
Wer sich dieser Tage auf deren aktuelles Album „Sweet Roller“ einlässt, kann den Radiokollegen vom SRF 3 nur beipflichten, die uns Al Pride  als einen der „intelligentesten Pop Acts der Schweiz“ ans Herz legen. Mehr denn je gilt: Diese Formation ist ein blitzschneller Stilwechsler – erlaubt ist, was gerade gefällt; mercy dafür!


Various Artists: ANGELHEADEDHIPSTER (VÖ: 4.9.)


Marc Bolan war vieles: Glamrock-Vorkämpfer, Geschlechterrollen-Verweigerer, Stilikone – mit 29 Jahren viel zu früh ums Leben gekommener Musikzampano und T.Rex-Mastermind. Exakt 50 Jahre nach der Veröffentlichung des Debütalbums der Glamrockband covern Künstler aus verschiedensten Welten 26 unsterbliche Hits des T.Rex-Frontmanns – darunter „Cosmic Dancer“, „Jeepster“ oder „Get it on“. Mit von der „AngelHeadedHipster“-Tributepartie sind etwa Peaches, Nick Cave, Nena, U2 ft. Elton John, die jeweils einen ihrer Lieblingssongs aus der 1977 abrupt endenden Schaffensphase Bolans interpretieren. Das Ergebnis: Ein Muss für jede Plattensammlung.

Clara Hill: SHINE (VÖ: 9.9)

Clara Hill gehört zu jenen allzeit experimentierfreudigen Künstlern, die sich ungern in eine Schublade einsortieren lassen. Vielseitig wie die gebürtige Ostberlinerin ist, schreibt, komponiert und produziert sie. Hat einen Singer-Songwriter-, Acidjazz-, Electronica-Hintergrund, der virtuos angezapft wird. Nichtsdestotrotz sind jetzt wieder fast vier Jahre seit Hills Vorgängeralbum „Pendulous Moon“ ins Land gegangen – Zeit, die die Weltenbummlerin nutzen mochte, um auf Reisen nach Mexiko, Kanada oder Sizilien über den Sinn des Lebens nachzugrübeln. Und all die mal hier, mal da aufgeschnappten musikalischen Anregungen zu einem feinen Lebensbild voller existenzieller Melancholie zu verdichten.

                          Autor: Horst E. Wegener

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