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Luft nach oben25.07.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage

MoX: Denken Sie, dass sich in Oldenburg und Umland ein ausreichend breites Kulturangebot etabliert hat?
Ulf Prange: Luft nach oben ist immer, wobei ich glaube, dass Oldenburg für die Größe der Stadt schon einigermaßen gut ausgestattet ist. Wir haben ja die Besonderheit, dass Oldenburg aus seiner Historie heraus Landeseinrichtungen hat. Ein Staatstheater mit so einem Etat könnte sich die Stadt Oldenburg ohne die Unterstützung des Landes nicht leisten. Wenn man dann auf andere Städte wie Osnabrück schaut, müssen die solche Kosten ja aus dem Kulturhaushalt selbst stemmen. Von daher glaube ich, haben wir hier eine ganz gute Situation. Es gibt Spielräume im Bereich der freien Kultur mehr zu machen, als es beispielsweise andernorts der Fall ist. Kultur ist ja immer etwas, das sich weiterentwickelt und wir müssen dafür sensibel sein, neue Entwicklungen aufzugreifen und dafür Räume zu schaffen, damit Kultur nichts Statisches ist. Das, was sich in der Kultur entwickelt, soll ja gesellschaftliches Tun begleiten. Es ist wichtig, darauf einen Blick aus Sicht der Kultur zu haben, um gesellschaftliche Dinge zu diskutieren. Das schafft letztlich auch Zusammenhalt.

 
MoX: In der freien Kultur erleben wir gerade wieder einige Rückschläge, unter anderem mit großen Festivalabsagen. Was kann das Land an dieser Stelle tun?
Ulf Prange: Das Land hat ja tatsächlich jetzt mit dem Nachtragshaushalt nochmal Geld zur Verfügung gestellt. Einen Block von 27 Mio. Euro für Kultur und Erwachsenenbildung, wo im Wesentlichen Strukturen gestärkt werden und 50 Mio. Euro, um Veranstaltungen gerade in dieser Phase der Unsicherheit abzusichern. Das adressiert Festivals und andere Veranstaltungsformate, aber auch kleinere Veranstaltungen. Die einzigen Veranstaltungen, die davon ausgenommen sind, sind tatsächlich die Megaevents von irgendwelchen Superstars mit ganz vielen Zuschauenden. Das ist glaube ich schon wichtig. Warum das jetzt konkret bei TabulaRaaza nicht funktioniert hat, das weiß ich auch nicht. (Die Bekanntgabe der Absage erfolgte erst einen Abend vor Interview. Anm. d. Red.) Es ist wichtig, dass wir vorhandene Strukturen stärken, das müssen alle politischen Ebenen machen. Der Bund, der sich ja früher nur für die Hochkultur interessiert hat, hat sich ja seit der Coronazeit zumindest, auch stärker für Kultur vor Ort engagiert. Das war gut und man hat gemerkt, das hat funktioniert. Das wäre ein Wunsch oder eine Erwartung, dass das in Zukunft so weiter geht, weil der Bund andere Handlungsspielräume hat, als es die Länder haben. Dieses Zusammenspiel ist wichtig.

 
MoX: Was machen Sie persönlich, um die Kultur im Landtag in den Fokus zu rücken?
Ulf Prange: Im Landtag bin ich kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und somit auch der erste Ansprechpartner in meiner Fraktion für Kultureinrichtungen. Ich bin da seit vielen Jahren immer im Austausch. Es geht zum einen darum, in der Haushaltsverhandlung dafür zu kämpfen, dass genug oder zumindest mehr Geld für Kultur zur Verfügung steht, weil die finanziellen Rahmenbedingungen natürlich auch Möglichkeiten eröffnen bzw. auch einschränken. Das andere ist das beschlossene Kulturförderungsgesetz der letzten Legislaturperiode, das noch ein bisschen mit Leben gefüllt werden muss. Das ist etwas, das wir gerade angehen wollen und dann eben auch nochmal das Verhältnis zwischen Kommune und Land anzuschauen und größere Verlässlichkeit für die Kultur zu schaffen. Was ich feststelle, ist, dass in der Kulturpolitik vieles projektbezogene Unterstützung ist. Das führt zu unsicheren Beschäftigungsverhältnissen und fehlender Planungssicherheit für Kultureinrichtungen. Dafür brauchen wir bessere und verstetigte Strukturen. Dafür setze ich mich ein.

 
[font=Bembo]MoX: Während der Pandemie wurden die großen Fördertöpfe für die Kultur geöffnet. Dennoch sind viele Soloselbstständige durch das Raster gefallen. Gibt es Pläne, daran zu arbeiten, um das in der Zu[/font]kunft besser abzusichern?
Ulf Prange:   Ein ganz schwieriges Thema, denn weder Bund noch Land haben letztlich ein passendes Instrument gefunden. Dass man Menschen, die in der Kultur arbeiten unterstützt, hängt ja damit zusammen, dass sie oftmals nicht von Unterstützungsleistungen, die andere Arbeitnehmer bekommen, profitieren konnten. Das muss man grundlegend angehen. Kann man die Künstlersozialkasse noch stärken und Angebote ausweiten?  Da habe ich tatsächlich auch im Nachgang der Coronakrise mit meinem Bundestagsabgeordneten zusammen eingesetzt, dass wir da zumindest noch einmal ins Gespräch kommen. Das haben wir auch gemacht und da muss man schauen, was da tatsächlich auch auf Bundesebene passiert. Ansonsten galt es in der Krise Einrichtungen zu unterstützen und ausgefallene Veranstaltungen zu kompensieren, aber das hat natürlich nicht in dem Maße die Soloselbstständigen, die ja Freiberufler sind, erreicht. Da hat man versucht über die ALG II-Sätze mit der Erhöhung des Schonvermögens zu öffnen, wovon sicher einige profitiert haben, aber sicher nicht alle. Das ist ein systemisches Problem. Die Art des Beschäftigungsverhältnisses, die ja auch vor Corona gewollt war, weil sie Unabhängigkeit bedeutete, hat in der Krise dazu geführt, dass es keine staatliche Absicherung gibt. Da hat man Einiges versucht und an der ein oder anderen Stelle helfen können, aber es gab auch Leute, denen nicht geholfen werden konnte, was natürlich nicht in Ordnung ist. Diese Struktur muss man angehen, was nicht einfach ist.


MoX: Oft hören wir von Akteuren, die etwas Neues aufziehen wollen, dass es seitens Stadt und Verwaltung  verkompliziert wird. Haben Sie  Ideen, wie man Prozesse vereinfachen kann?
Ulf Prange: Ich weiß nicht genau, um welche Prozesse es da geht. Ich kann mir vorstellen, dass oftmals das Baurecht hemmend ist. Ich habe vor einigen Jahren in Hannover ein Projekt der Zwischennutzung von Leerstand für die Kultur kennengelernt. Dort hatte ich mit einer Initiative Kontakt und dieser auch juristisch geholfen, Mietverträge zu entwickeln und dann habe ich gedacht, dass das eine tolle Idee ist, die man auch für Oldenburg umsetzen kann. Also habe ich einen Antrag für den Kulturausschuss geschrieben und der wurde auch von allen, sowohl Verwaltung als auch den einzelnen Fraktionen sehr gut aufgegriffen. Schwierig war, dass sich viele Eigentümer hier darauf nicht eingelassen haben. Mit Raum auf Zeit wurde dann aber eine Struktur geschaffen, die das ganz gut leistet. Natürlich haben wir bei der Benutzung von Gebäuden immer rechtliche Rahmenbedingungen. Das haben wir ja auch bei der Nutzung vom Gleispark gesehen. Dort, wo die Verwaltung Herrin des Verfahrens ist, ist es für die Politik manchmal schwierig. Dort können wir nur versuchen Druck zu machen, das gute Projekte auch zur Umsetzung gelangen können. Da würde ich mir manchmal mehr Ermöglichungswille und Ermöglichungskultur wünschen, denn das sind Orte, die eine Stadt braucht.

MoX: Speziell dort hieß es, dass Vieles unnötig lange dauerte…
Ulf Prange:  Mit den Akteuren des Gleisparks war ich auch sehr intensiv im Austausch und habe dort im Rahmen meiner Möglichkeiten bei der Verwaltung nachgehakt. Das haben auch andere getan. Wenn wir solche Probleme sehen oder darauf angesprochen werden, müssen wir dann auch dafür sorgen, dass wir das auf das richtige Gleis setzen. Auf der anderen Seite steht die Verwaltung auch immer vor der Herausforderung, Sicherheit von Veranstaltungen im Blick zu haben und das muss natürlich gründlich geprüft werden, denn wenn etwas passiert, haben wir auch alle miteinander ein Problem. Doch sowas kann man eventuell auch schlanker und schneller machen und das ist das, was man auch berechtigterweise als Kritik an dem Punkt hatte.


MoX: Wie sehen ihre persönlichen Wünsche für die Oldenburger Kulturszene aus?
Ulf Prange: Wir sind ja gerade dabei die Kulturförderrichtlinien neu aufzustellen. Ich wünsche mir, dass die Kultur, die wir haben, bessere Unterstützungsstrukturen erfährt und dass wir eben auch Raum schaffen für neue Formate, Veranstaltungen und Player in der Stadt und dass das nebeneinander geht. Wir müssen schauen, wie man Instrumente findet, um auch attraktiv zu sein für Menschen, die in die Stadt kommen. Gerade unter dem Aspekt ‚Kultur für alle‘, dass diese niedrigschwellig im öffentlichen Raum stattfindet. Mir persönlich ist ein großes Anliegen, dass junge Menschen frühzeitig für Kultur begeistert werden. Wenn man im jungen Alter nicht den Bezug zur Kultur entwickelt, wird das im Alter schwieriger. Deswegen habe ich immer sehr viel Herzblut für Einrichtungen, die Kultur mit jungen Menschen macht. Das ist unheimlich wertvoll. Davon gibt es in der Stadt schon eine ganze Menge, aber das weiter auszubauen ist sehr wichtig

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