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Filme im Kino
Dramödie: Das Familienfoto16.05.2019
Text | Horst E. Wegener
Foto: SND
Kein Wunder, dass sich Mao (Deladonchamps) beim Verarbeiten der Kindheit mit seiner Seelenklempnerin bevorzugt an Szenen erinnert, wie jene, in der die Mama seinen Teddybären begrub. Weiß der Himmel, was sie sich damals dabei gedacht haben mag. Mittlerweile verdient Mao seine Brötchen als Spieleentwickler in der französischen Hauptstadt, geht er Beziehungen möglichst aus dem Weg. Wobei der Alltag seiner beiden Geschwister ähnlich verkorkst scheint – die eine, Gabrielle (Paradis), markiert auf lebende Statue an Pariser Touristen-Hotspots, um finanziell über die Runden zu kommen; die andere, Elsa (Cottin) hofft ihr Single-Leben irgendwann per Kinderwunsch in sinnvolle Bahnen umzulenken. Keiner der drei wäre groß auf Kontakt zu den Eltern erpicht; mit ihrem Vater Pierre wechseln sie bei der Beerdigung des Großvaters nach langer Zeit mal wieder mehr als ein paar Worte. Typisch für Maos, Gabrielles und Elsas Erzeuger, dass der sich bereits um den weiteren Verbleib seiner Mutter Gedanken gemacht hat. Da Großmama dement ist, geben weder Pierre noch seine drei erwachsenen Sprösslinge viel auf den Wunsch der alten Dame, den Rest ihres Lebens dort verbringen zu wollen, wo sie am glücklichsten war: In Saint Julien. Zwar sind auch Mao, Gabrielle und Elsa in den Sommermonaten früher oft dort gewesen, doch diese Kindheitserinnerungen sind verblasst. Andererseits wollen Gabrielle und Elsa Vaters Vorstellung, Oma ins Heim abzuschieben, erst recht nicht mittragen. Über die Schwierigkeiten, eine Demente zu sich zu nehmen, haben sich Maos Geschwister aber noch weniger Gedanken gemacht – was der Regie die Gelegenheit bietet, eine typisch französische Dramödie in Szene zu setzen. Emotional und kenntnisreich erzählt Filmemacherin Cécilia Rouaud ihre Geschichte von einer Familie, die sich gegen alle Widerstände zusammenraufen muss.
Das Familienfoto
Frankreich ´18: R: Cécilia Rouaud, D: Vanessa Paradis, Camille Cottin, Pierre Deladonchamps, Jean-Pierre Bacri, Chantal Lauby.
Wertung: + + + +
Casablanca: ab Do. 16.5.