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Unsichtbare Masken –
Was Hanna Fendesack so alles macht...08.11.2019
„Das war lange Zeit der Fall. Man kennt das noch aus alten Filmen, in denen die Darsteller*innen deutlich stärker und konturierter geschminkt waren als heute“, sagt die Maskenbildnerin Hanna Fendesack und widerlegt somit zugleich den sich anbahnenden Gedanken, dass eine Theatermaske gleich expressiv auftreten müsse. Getreu dem Motto ‚Das große Drama eben, auch auf dem Gesicht‘. „So etwas gab es zu Zeiten des britischen elisabethanischen Theaters oder der italienischen ‚Commedia dell‘ arte‘. Standardisierte Schminkmasken sind nicht mehr üblich.“ So wie Hanna selbst Wert auf ihr Äußeres legt - leicht geschminkt mit entsprechender Betonung auf den Augen und einer fast schon natürlich wirkenden, gelockten Frisur – so wolle man heute auch die Schauspieler*innen auf der Bühne sehen. Die Maskenbildnerin erklärt sich das mit der Dominanz des Mediums Film: „Ich denke, dass sich deswegen auch unsere Sehgewohnheit geändert hat. Man möchte das Make-Up nicht mehr sehen. Auch auf der Bühne nicht. Viele Stücke werden heutzutage direkt mit den Schauspieler*innen und deren Persönlichkeiten entwickelt, da möchte man nicht unbedingt eine Maske darüber setzen.“ Das bedeutet für Hanna und ihre Kolleg*innen nun aber keinesfalls, dass ihre Pinsel nicht mehr zum Einsatz kommen. „Die auf Theaterbedürfnisse ausgerichteten Pinsel bestehen zumeist aus Echthaar. Aufgrund ihrer natürlichen Schuppenschicht können sie die Puderpigmente sehr viel besser aufnehmen als die Exemplare aus Kunsthaar. Zwar verwenden wir auch synthetische Haarpinsel, aber der Großteil der verwendeten Pinsel ist sehr hochwertig.“ Vorgaben und Vorschläge erhält die Abteilung der Maske von der Ausstattung. Zusammen arbeiten sie schrittweise am finalen Ergebnis. Neben dem Schminken zählt auch das Frisieren zu den Aufgabenbereichen einer Maskenbildnerin. Und das betrifft nicht nur die Haare, die sich unmittelbar auf dem Kopf einer Darstellerin befinden, sondern auch sonstige Körperbehaarung und Perücken. Hier muss die Maskenbildnerin schmunzeln: „Was das anbelangt, muss ich gestehen, dass ich nicht so besonders gerne Perücken knüpfe. Aber wenn man selbst so eine von Hand geknüpfte Perücke das erste Mal aufsetzt, ist das schon etwas Besonderes.“ Man kann es Hanna nicht verübeln, dass sie diese Tätigkeit nicht zu ihren liebsten Aufgaben zählt. Immerhin handelt es sich hierbei um eine sehr aufwändige Arbeit. Hannas Stärken und Vorlieben befinden sich hingegen in einem anderen Teilbereich ihres Berufsbildes. „Ich habe mich ein wenig auf Maskenbau und Sonderanfertigung spezialisiert. Das macht mir unglaublich viel Spaß. Ich arbeite gerne mit Materialien, die auch ein bisschen „leben“, wo eben etwas passiert. Das liebe ich so an meinem Beruf, am liebsten würde ich nur so etwas machen“, erzählt die Maskenbildnerin mit großer Wonne und leuchtenden Augen. Eigentlich sei sie gar nicht so die konventionelle Maskenbildnerin, sagt sie, denn sie habe sich nach ihrer Ausbildung noch einmal für ein Studium entschieden. Das Studium der Kunstpädagogik und der Materiellen Kultur diente in erster Linie zur Erweiterung von Kenntnissen, auch in Bezug auf künstlerische Ausdrucks- und Denkmöglichkeiten. „Als Maskenbildner*innen sind wir keine freischaffenden Künstler*innen. Wir setzen die Entwürfe anderer um.“ Aus diesem Grund hat sich Hanna ein Projekt nach ganz eigenen Vorstellungen geschaffen: In unregelmäßigen Abständen gibt sie Workshops über Theaterkostüme, in denen sie auf ihre Kenntnisse aus ihrem Studium zurückgreift. „In den Workshops arbeiten wir sozusagen anders herum: Vom Textil ausgehend überlegen wir uns die Rolle, die dazu passen könnte. Eine sehr spannende und auch wichtige Herangehensweise.“
Text und Foto: Dana Hubrich