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Radziwills Menschen: „Familie. Freunde. Fremde“ im Franz Radziwill Haus Dangast24.03.2022





Die „Frau mit Buch“ (1924), die versonnen in ihrem Korbstuhl sitzt. Der schöne Schauspieler Alain Aubin (1969). Die „Gaunerin“, deren Darstellung an eine Karikatur erinnert (1927): Bekannt wurde Franz Radziwill (1895-1983) zwar durch seine apokalyptischen Landschaftsbilder, doch auch in seinen Portraits zeigt sich die ganze Könnerschaft des Malers. Vom 20. März bis zum 8. Januar 2023 ist im Franz Radziwill Haus in Dangast die Ausstellung „Familie. Freunde. Fremde“ zu sehen. Viele der Porträtierten waren einst zu Gast im kleinen Künstlerhaus am Jadebusen. Nun sind sie für eine Weile zurückgekehrt und treten in einen vielstimmigen Dialog. Man muss nur hinhören.
„Wir erleben hier einen ganz anderen Radziwill“, betont Thomas Kossendey, Vorsitzender der Radziwill-Gesellschaft, anlässlich der Vorstellung der Schau. In Kooperation mit dem Landesmuseum Oldenburg sei eine einzigartige Ausstellung gelungen. Und die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Anna Heinze ergänzt, dass die Zusammenarbeit schon lange besteht. Nun sei es an der Zeit, die Kooperation zu vertiefen. „Langfristig möchten wir institutionell zusammenwachsen und den Bestand des Hauses sichern helfen.“
Dann hat Mara-Lisa Kinne das Wort. Sie wird als „erste Radziwill-Kuratorin“ drei Jahre im Künstlerhaus beschäftigt sein. „Ich habe Erfahrung in acht Museen gesammelt“, stellt sie sich vor. Zuletzt war sie in der Bremer Kunsthalle beschäftigt. Auch sie unterstreicht das Einzigartige der Porträt-Ausstellung. Immerhin kämen mehr als die Hälfte der Radziwill-Werke vollkommen ohne Personen aus. Das mache die aktuelle Ausstellung zum Unikat. Mehr als 40 Werke werden gezeigt, Gemälde, Ölbilder und Aquarelle. Darunter sind zahlreiche Bilder aus Privatbesitz, die bisher nicht öffentlich zu sehen waren. Der „Star der Schau“, wie Kinne sagt, sei das „Selbstbildnis mit weißer Kappe“ (1925). Ein junger Radziwill blickt uns entgegen, selbstbewusst und weltläufig – obwohl er da bereits seinen Lebensmittelpunkt aufs flache Land verlegt hatte. Nicht expressionistisch sei das Ölgemälde aufgebaut, sondern vielmehr eine Referenz an die Renaissancemalerei, erklärt die Fachfrau.
Franz Radziwill porträtierte sich selbst, Familienangehörige und Freunde. Er malte seine Eltern, seine Schwester Clara, seine erste Ehefrau Inge, Dangaster Nachbarn sowie Förderer wie den Hamburger Kunsthistoriker Wilhelm Niemeyer. Er war beeinflusst von den Alten Meistern, vom Expressionismus und von Otto Dix – und hatte doch eine eigene, unverwechselbare Handschrift.
Porträts gibt es auch von Tochter Konstanze. Die hat die Schau gemeinsam mit Birgit Denizel kuratiert und deutet jetzt auf ein Bild, das sie als junges Mädchen zeigt – mit Wein und Zigaretten im Hintergrund. Ihr Vater habe wohl seine Sorge ausdrücken wollen, wie sie vielleicht einmal leben werde, lächelt sie. Und wird gleich wieder ernst. Immer wieder sei Radziwill mit der Einschätzung konfrontiert worden, er sei kein guter Porträtmaler. Gerade während der NS-Zeit, als die Nazis ihn aus der Kunstakademie Düsseldorf warfen, sei dies ein Argument gewesen. Und was glaubt sie selbst, konnte er Menschen? „Ja“, lautet die Antwort, „er konnte das sehr gut auf eine sehr originelle Weise.“ Auch für seine Porträts gelte: „Er machte sein eigenes Ding.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 8.1.2023 in Dangast zu sehen.

Text und Foto: Britta Lübbers

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