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„Vor künstlicher Intelligenz habe ich Angst“. Erfolgsregisseur Roland Emmerich zum Fantasy-Spektakel „Moonfall“08.02.2022



Interview: Dieter Oßwald
Zu Beginn seiner Karriere wurde der Fantasy-Filmer aus Stuttgart gern als „schwäbisches Spielbergle“ belächelt, von der Kritik wird er bis heute notorisch unterschätzt. Beim Publikum kommt Roland Emmerich, 66, umso besser an: Allein in Amerika haben seine Filme die fantastische Summe von über einer Milliarde Dollar eingespielt. „Independence Day“ geriet zur Ikone des Popcorn-Kinos. Mit „The Day After Tomorrow“ thematisierte der Schwabe im Hollywood-Exil den Klimawandel für das Kino früher als andere, mit „Anonymus“ überraschte der Action-Regisseur mit einem Literatur-Thriller über Shakespeare. Zum Herzensprojekt für den schwulen Filmemacher geriet vor sieben Jahren „Stonewall“, die Kritiken fielen hämisch aus. Nun lässt es Roland Emmerich wieder richtig krachen: Der Mond gerät aus der Umlaufbahn, die Erde schwebt in höchster Gefahr. 150 Millionen Dollar hat das Spektakel gekostet. Mit dem Regisseur unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.
MoX: Herr Emmerich, Ihr Stummfilm-Kollege Georges Méliès hat vor 120 Jahren schon „Die Reise zum Mond“ auf die Leinwand gebracht. Sie selbst drehten vor 30 Jahren „Moon 44“. Weshalb sind Filmemacher so mondsüchtig?
Roland Emmerich: Der Mond ist tatsächlich ein altes Thema für das Kino. Nachdem ich das Buch „Who build the Moon?“ von Christopher Knight und Alan Butler gelesen hatte, dachte ich jedes Mal beim Anblick des Mondes an deren These, wonach der Mond künstlich entstanden wäre. Im Laufe von zehn Jahren entstand dann ganz langsam die Idee, daraus einen Film zu machen.
MoX: Wie schwer haben es Blockbuster an der Kinokasse in Zeiten einer Pandemie?
Roland Emmerich:  Die Stimmung ist ziemlich schlecht, da möchte ich nichts beschönigen. Ich habe die Hoffnung, dass die Lage wenigstens ein bisschen besser wird. Immerhin hat „Spiderman“ bewiesen, dass es möglich ist, Filme ganz groß in die Kinos zu bringen. Insofern hoffen wir das Beste!
MoX: Sie haben einen eigenen Weg für die Finanzierung Ihrer Projekte gewählt, verlassen sich nicht mehr auf das alte Studiosystem, sondern suchen überall Investoren, vor allem auch in China. Liegt darin die Zukunft?
Roland Emmerich: Es ist wahnsinnig schwierig geworden, sich mit einem originalen Filmstoff noch durchzusetzen. Der Markt wird dominiert von Star Wars, Marvel oder DC-Comic. Gleichzeitig schließt sich China ab und ist nicht mehr bereit, so viel Geld für amerikanische Filmproduktionen auszugeben.  
MoX: Wie weit sind Sie in Hollywood auf dem Laufenden, was in Deutschland passiert? Wissen Sie mit den Namen Olaf Scholz oder Boris Palmer etwas anzufangen?
Roland Emmerich:  Durch die Telefongespräche mit meiner Mutter und meinen Brüdern weiß ich schon ein bisschen, was in der aktuellen deutschen Politik los ist. Im vorigen Sommer war ich auch längere Zeit auf Besuch in der Heimat. Die dortige Politik ist allerdings nur ein Randthema für mich, in den USA passiert so viel, da hat man genug zu tun, um auf dem Laufenden zu bleiben. Die Konfrontation von Demokraten und Republikanern ist einfach nicht mehr zu ertragen, da wird richtig Hass versprüht! Wenn Trump 2024 wieder Präsident werden sollte, verlasse ich die USA. Ich habe ja in Berlin noch eine Wohnung. (Lacht)
MoX: Wie betrübt sind Sie generell beim Blick auf die Entwicklung der Menschheit?
Roland Emmerich:  Ich bereite seit einiger Zeit einen Film vor, der sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Darin geht es um Menschen, die nicht länger in ihrem Land leben können und zu Flüchtlingen werden. Deren Anzahl steigt massiv an, bis es schließlich 500 Millionen Menschen sind, die alle nach Europa wollen. Zuvor mache ich allerdings eine TV-Produktion über das Sportgeschäft im alten Rom, wo ich durchaus Parallelen zur heutigen Zeit sehe.
MoX: Wie steht es um das Frauenbild? Ex-Bond-Girl Halle Berry hat zwar viel zu sagen, die eigentliche Heldenarbeit übernimmt derweil ein Mann...
Roland Emmerich:  Ursprünglich sollten drei Männer die Helden spielen, das habe ich schnell verworfen. Mit Halle Berry haben wir eine erstklassige Besetzung für die Frauenrolle. Klar ist Patrick Wilson die Hauptfigur. Trotzdem glaube ich nicht, dass das altmodisch ist. Von Halle Berry stammen schließlich die ganzen Ideen, inklusive jenem verwegenem Plan, ein altes Shuttle aus dem Museum für den Flug zum Mond zu verwenden.
MoX: Ohne zuviel zu verraten, spielt künstliche Intelligenz ein entscheidendes Thema in „Moonfall“. Wie kritisch sehen Sie KI?
Roland Emmerich: Ich habe da wirklich Angst! Ich bin dafür, dass es Regeln und Grenzen geben muss für künstliche Intelligenz. Man kann nicht zulassen, dass jeder da einfach irgendetwas vor sich hin entwickelt.  
MoX: Das klingt erstaunlich technologiekritisch für einen Regisseur, der stets auf die neuste Technologie setzt…
Roland Emmerich:  Weil ich eben weiß, was Technologie kann. Künstliche Intelligenz wird keine Gefühle oder Empathie haben - das ist natürlich gefährlich.
MoX: Vor einem Jahr haben sich im „Süddeutsche Magazin“ 185 queere Filmschaffende geoutet und mehr Akzeptanz gefordert. Hatten die ActOut- Aktivisten Ihre Telefonnummer nicht oder weshalb sind Sie da nicht mit dabei?
Roland Emmerich:  Keine Ahnung. Das ist mir nicht wichtig…

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