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Ein Händchen für bilderwuchtige Action. Filmfest ehrt Peter und John Hyams in Retrospektive14.09.2022



Wir können uns denken, wie Regieroutinier Peter Hyams den Studio-Allgewaltigen in Hollywood Ende der 1970er Jahre sein „Outland“-Projekt schmackhaft gemacht haben mag: Als eine Art „High Noon – Zwölf Uhr mittags“, ins Weltall überführt. Diese Idee bekam offenbar umgehend grünes Licht und konnte prompt mit Sean Connery in der Hauptrolle besetzt werden. Ein Coup, der sich durch die Neigung des schottischen Kassenmagneten, Gary Coopers aufrechtem Sheriff im zeitlosen Kinoklassiker ein SciFi-update zu verpassen, höchst motivierend auswirken sollte. Filmfans können gespannt sein, wie sich Connerys Marshall O´Neil schlägt - verglichen mit Coopers Western-Held Kane. Da tritt Weltraum-Cop O´Neil seinen Dienst auf dem Jupitermond Io an, der aufgrund von Titanvorkommen ins Visier eines irdischen Konzerns geraten ist. In Bergwerken vor Ort lässt die Company das begehrte Titanerz abbauen. Und nachdem der örtliche Manager weiß, dass es eine Droge gibt, die enorm leistungssteigernd wirkt, kennt er keinerlei Skrupel, seine Männer damit zu versorgen. Fatalerweise schädigt die Droge die Gehirnzellen der Minenarbeiter so sehr, dass diese die Luftschleuse der Raumstation schon mal verlassen, ohne zuvor den Raumanzug übergestreift zu haben. Mithilfe einer toughen Ärztin klärt O´Neil die sich häufenden, mysteriösen Todesfälle auf, kommt er dem illegalen Drogenskandal auf die Spur – und sieht sich umgehend zwei Killern gegenüber, die ihm der Konzernmanager auf den Hals hetzt. Obwohl Regisseur Hyams sein Geschick für bilderwuchtig inszenierte Action auch dadurch unterstreichen konnte, dass er sich obendrein als Kameramann betätigen mochte, befriedigte „Outland“  die Erwartungen der Studiobosse an die weltweiten Einspielergebnisse nicht ganz. Andererseits hatte der 1943 in New York geborene Regiehandwerker neben einem Gespür fürs Visuelle auch zuvor schon mit dem anno 1977 der Öffentlichkeit vorgegaukelten Marslandungs-Politthriller „Unternehmen Capricorn“ sein Händchen für ungewöhnliche Themen bewiesen und kassenträchtig untermauert. 1984 ließ man ihn dann sogar in Stanley Kubricks Fußstapfen treten und die Verfilmung der Fortsetzung von dessen legendärem „2001 – Odyssee im Weltraum“ übernehmen. Hyams „2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“ beruht ebenfalls auf einer Vorlage von Kultautor Arthur C. Clarke. Es liegt auf der Hand, dass dem von Hollywood gern mit Sci-Fi- und Politthriller-Stoffen beauftragten Genre-Profi das Kräftemessen mit Regie-Legenden wie „High Noon“-Fred Zinneman oder Titan Kubrick kaum schlaflose Nächte bereitet haben.
Nach Beendigung seines Kunst- und Musikstudiums verdingt sich Peter als Nachrichtensprecher  beim TV-Sender CBS, wo er mit 21 Jahren zum Chef der New Yorker Lokalnachrichten berufen wird. Da ihm das Geschichten erzählen mehr liegt, geht er als Kriegsberichterstatter nach Vietnam, beginnt dort mit dem Drehen von Dokus. Hollywood lockt – und nachdem Peter Hyams anno 1970 ein erstes Drehbuch für einen Kinofilm beim Paramount-Studio platzieren konnte, schließen sich für den nach Los Angeles übersiedelten Jungregisseur Produktions-  und -regiearbeiten zunächst fürs Fernsehen an, bevor er 1973 mit „Spur der Gewalt“ endlich sein Debüt als Kinoregisseur meistern kann. Mit Cop-Streifen, Polit-Thrillern und SciFi-Abenteuern zementiert Hyams seinen Ruf als exzellenter Handwerker und visuell innovativer Genre-Profi, der in den nächsten zwei Jahrzehnten mit Kinostars wie Elliott Gould, Sean Connery, Michael Douglas, Gene Hackman, Jean-Claude van Damme und Arnold Schwarzenegger dreht. Zwar wird es nach der Jahrtausendwende stiller um Peter Hyams Kinoregieaktivitäten, dafür reicht der Action-Veteran den Regie-Stab an seinen Sohn John weiter. Der hatte ebenfalls mit einem Kunst- und Musik-Studium an der Syracruse University losgelegt, bevor er ab 1992 mit TV-Dokus auf sich aufmerksam macht – und mit seinem dokumentarisch angelegten Spielfilmdebüt „One Dog Day“ ‘97 Jubelkritiken einheimsen kann. Die Wiederbelebung der ursprünglich von Roland Emmerich initiierten Universal Soldier-Actionreihe sowie schweißtreibende Thriller wie „Alone“ (2020) bringen dem sich bisweilen auch als Kameramann, Cutter oder Produzent betätigenden Regiehandwerker zusehends mehr Applaus seitens cinephiler Genrefans ein. Mit seinem brandneuen Schocker „Sick“, der erst vor wenigen Tagen beim Internationalen Filmfestival von Toronto seine Welturaufführung erleben konnte, beschert der 1969 in Los Angeles geborene John Hyams Oldenburg die Europapremiere des pandemischen Albtraumthrillers. Anlässlich der ihm und seinem Vater gewidmeten Retro schaut der „Sick“-Filmer nicht nur beim Oldenburger Festivalreigen vorbei, sondern wird im Rahmen eines Gesprächs mit dem virtuell zugeschalteten Senior live zu erleben sein; diese Veranstaltung ist ohne Paywall allen Interessierten zugänglich.
Text: Horst E. Wegener

Im Rahmen des diesjährigen Internationalen Filmfests Oldenburg, das vom 14. bis 18. 9. läuft, präsentiert die Retro Filme von Peter Hyams, etwa „Unternehmen Capricorn“, „Outland“ und „12 Stunden Angst“ sowie von John Hyams „One Dog Day“, „The Smashing Machine“, die Universal Soldier-Kapitel: „Regeneration“ und „Day of Reckoning“, „Alone“ nebst „Sick“.

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