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Unverständnis20.07.2020



Text und Foto: [font=Arial]Christoph Kienemann[/font]
Neben der grenzüberschreitenden Kooperation mit der Universität Groningen weist die EMS  noch eine weitere Besonderheit auf: hier ist das Medizinstudium auf die Ausbildung von Hausärzten ausgelegt. Letzteres passiert aus gutem Grund. Bis zum Jahr 2030 könnten in Niedersachsen bis zu 1.000 Hausärzt*innen fehlen. Dies ergab eine Studie der kassenärztlichen Vereinigung, die im letzten Jahr durch das niedersächsische Sozialministerium vorgestellt wurde.  Schon jetzt steht Niedersachsen in  Sachen hausärztlicher Versorgung bundesweit an vorletzter Stelle. Neben speziellen Anreizen für Hausärzt*innen, plante das Land daher auch den Ausbau der EMS in Oldenburg. Mehr Studienplätze sollten dem Ärztemangel entgegen wirken. Doch die Streichung der Fördergelder gefährdet dieses Vorhaben.
Auf einem Treffen poltischer Vertreter*innen an der EMS, initiiert von Christoph Baak (CDU) und Nicole Piechotta (SPD), bekundeten die Politiker*innen ihr Ziel, die Landesregierung zu einer neuen Entscheidung zu bewegen. „Letztlich wird damit die engagierte Arbeit, die hier seit über einem Jahrzehnt geleistet worden ist, nicht gewürdigt. Der Aufbau der Universitätsmedizin in Oldenburg wird damit trotz der klaren Empfehlungen des Wissenschaftsrats in eine unsichere Zukunft geschickt“, kritisierte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD). Angesichts des demografischen Wandels gelte es hier gegenzusteuern. „Die Medizinstandorte Göttingen und Hannover können den Bedarf an Hausärzten nicht decken, daher ist die Entscheidung unverständlich“, positionierte sich Ulf Prange (SPD) gegen den Regierungsbeschluss. Auch aus der Bundespolitik kommen kritische Töne. Der CDU-Abgeordnete Stephan Albani merkte an, der Bund erwarte konkrete Maßnahmen des Landes und stellte den Modellcharakter der EMS heraus: „Die Hausarztausbildung ist ein Realitätserfolg und kein Qualitätsverlust, andere Universitäten übernehmen dieses Modell.“
Derweil kritisieren auch der niedersächsische Städtetag und die Ärztekammer die Streichung der Fördergelder. „Schon jetzt fehlen uns in den Gesundheitsämtern, in der ambulanten Versorgung und in den Krankenhäusern Ärztinnen und Ärzte“, erklärt Martina Wenker, Vorsitzende der Ärztekammer. Ohne neue Räumlichkeiten für Lehre und Forschung könne der Ausbau der Studienplätze der Universitätsmedizin Oldenburg von derzeit 80 auf 200 Studienanfänger im Jahr 2025 nicht realisiert werden. Das Land wollte ursprünglich den ersten Bauabschnitt eines neuen Lehr- und Forschungsgebäudes mit 80 Millionen Euro fördern. Die Stadt hält hierfür bereits ein Grundstück am Pophankenweg bereit. Die Politik will die Hoffnung aber nicht aufgeben. Man wolle sich dafür einsetzen, dass die Mittel doch noch in den Haushalt 2021 eingestellt werden, auf jeden Fall aber für den Haushalt 2022/2023, so die CDU-Landtagsabgeordnete Esther Niewerth-Baumann (CDU). Darauf hofft man auch im Präsidium der Universität. Die Entscheidung passe nicht zu den Lehren aus der Corona-Krise, so Jörg Stahlmann, Vizepräsident für Verwaltung und Finanzen der Universität. „Die EMS ist kein Projekt mehr, hat sich etabliert und wurde in 2019 positiv evaluiert“, erklärte Stahlmann.
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