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Wilson & Jeffrey: Rock plus Freestyle06.04.2021



Oldenburger Sextett mischt Rock und Rap für den ungreifbaren Wert des Moments
Genau ein Jahr ist es jetzt her, dass sie sich auf ihren letzten Gig vorbereitet haben: Im März 2020 bereiteten sich das oldenburger Crossover Sextett gerade auf eine ganz besondere Art der Zusammenarbeit vor. Beim Classic meets Pop hatten sie die gemeinsamen Proben mit den Orchestermusikern des Staatsheaters bereits hinter sich, als die Veranstalter die beiden  geplanten Shows absagen mussten. Der Rest ist Geschichte.
Ein Jahr später bereiten sie sich auf eine andere Art Konzert vor, und der Kontrast könnte kaum größer sein: Es geht darum, die Clubszene Oldenburgs zu retten, ihnen zu zeigen, dass man für sie da ist, bereit, loszurocken, wenn man sie nur lässt. Statt einer ausverkauften Weser-Ems-Halle kann das Publikum nur virtuell anwesend sein, in einem Club, der vetraut, aber ohne Gäste doch ganz anders sein wird. Nominiert vom Amadeus dürfen Wilson & Jeffrey im Cadillac für den Club spielen, mit dem sie seit Jahren mehr als nur eine Auftrittsmöglichkeit gefunden haben.
Seit vier Jahren gibt es die Band in der jetzigen Besetzung, vorher hatten sich Thomas und Jan mit Rap, Hip und Freestyle in ihrem eigenen Genre einen Namen gemacht. Und mit Live-Sessions mit Leuten wie Blumentopf oder Samy Deluxe waren die schon nicht ohne. Die anderen vier, Hannes (Schlagzeug), Carsten (Bass), Malte (Gitarre) und Chris (Keyboards) waren mit ihrem Rock-Instrumentarium eher in ihrem Genre aktiv. Aber erst gemeinsam ergeben sie eine unwiderstehliche Mischung, für die man so kaum Vergleiche findet und die v.a. auf der Bühne zündet. „Thomas und Jan kamen von Rap und hatten keinen Bock mehr auf den klassischen Hip Hop, wir kamen alle eher vom Punk und fanden die Idee mit Rap ganz reizvoll. Und dann haben wir ganz schnell gemerkt, wie gut man auf so eine bluesigen Stoner-Groove rappen kann und dass man einen ganz klassischen 6/8 Blues nimmst und gerade dieses musikalische Feeling, das man mit einer Band aufbaut, gibt es so im Rap kaum“, blickt Hannes zurück. Ihr Song „Inna Bänd“ bringt dieses Gefühl schon ganz gut aufs Papier, einer der wenigen Songs, zu denen man im Netz auch ein Video findet. Und der genauso wie „Biest“ den Ansatz und den Humor der Band zeigt. „In der Tat sollten wir uns mal ein bisschen mehr um die Vermarktungsmöglichkeiten der Band kümmern“, stellt Jan fest. „Aber ganz ehrlich? Da nutzen wir lieber die Zeit und schreiben neue Songs.“ Aber die Pandemie hat auch das ganz schön ins Stocken bringen lassen. „Wir haben alle zu viele Kontakte und Familie, um das durch Bandproben in Gefahr zu bringen“, sind sich Jan und Hannes einig. „Wird auch wieder besser werden!“
Zumal die Bühne der Ort ist, für das diese Musik geschaffen ist. „Zuhause kann man mit diesem Crossover Gedanken eigentlich viel weniger reißen“, ist sich Jan ihrer wahren Bestimmung sicher. „Auf der Bühne können wir immer mit diesem Überraschungs-Bonus punkten“. Und Hannes ergänzt: „Ich mag diesen Remix-Gedanken, wo man den Song auch mal in einer ganz anderen Version spielt, oder in einer anderen Geschwindigkeit, wo auch ein ganz anderer Flow entsteht oder mit einem Jam-Part versehen ganz andere Akzente setzen kann.“
Immerhin zwei Singles und zwei EPs gehören zum bisher Veröffentlichten, alle auf den üblichen Streaming-Plattformen zu finden, genauso wie ihr Beitrag zum „Lauter Werder“-Jubiläumssampler. Der Gedanke an das gemeinsame Festival dazu, genauso wie das „Eier mit Speck“-Festival in Viersen, gehört dann aber doch zu den Erlebnissen, die Hannes ein wenig wehmütig an diese Momente zurückblicken lässt. „Wer vermisst diese Live-Konzerte nicht? Wie geil ist das, wenn alles so laut ist, dass alle die Klappe halten? Wenn ich mir jetzt mal wieder ein Konzert im Stream ansehe bin ich immer total gerührt, wie man in dieses Klangbad eintauchen kann. Allein diese ganze Arbeit, die Sachen einzupacken, aufzubauen, seinen eigenen Groove zu finden und die Idee, etwas zu schaffen, einen Song oder ein ganzes Konzert, für das sich Leute die Zeit nehmen, sich die Zeit damit zu vertreiben. Das hat so einen ungreifbaren Wert. Das passiert sogar im Proberaum. Selbst wenn man nichts explizit geschaffen hat, nichts aufgenommen, aber wir sind alle total glücklich weil wir alle diesen Moment hatten, wo wir dachten ´ja, boah ey, Alter, yeah´. Dafür machen wir das!“
Wollen wir hoffen, dass Streaming-Events wie diese ein bisschen von dem rüberbringen können, und v.a. auch ein bisschen ihren Zweck erfüllen! „Natürlich wird es auch unserem Ego gut tun, auch mal wieder die Bühne zu rocken, aber dieser Abend ist ganz klar in erster Linie für`s Ama!“, stellt Jan klar.
Die Konzerte sind abrufbar auf den Facebookseiten der Band, der Paten und des Veranstalters, des Cadillac und BOESE Live sowie auf dem Youtube-Kanal von BOESE Live.

Text: Ralf Koch


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