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MoX Veranstaltungsjournal:
„Denen man vergibt“ von Lawrence Osborne29.05.2019



Text und Foto: Dana Hubrich

MoX: Wovon handelt das Buch?
Marita Zellerhoff-Kempen: Zu Beginn begleiten wir ein englisches Upper-Class-Ehepaar, das Freunde in Marokko besuchen will, die sich dort ein beachtliches Anwesen gekauft haben. Ebenda veranstalten sie regelmäßig exzessive Parties. In drei Tagen soll erneut eine große, ausufernde Feier stattfinden und das Ehepaar ist auch eingeladen. Auf dem Weg dorthin geraten die beiden zunehmend in Streitereien und insbesondere der Ehemann betrinkt sich zusehends. Dabei kommt es zu einem folgenschweren Unfall: Sie überfahren einen jungen Marokkaner, der nachts an der Straße Fossilien verkaufen möchte. Das Ehepaar ist ratlos und verspürt auch keine große Lust, sich um die Angelegenheit ausreichend zu kümmern. So nehmen sie den toten, jungen Mann widerwillig mit zu dem Fest ihrer Freunde. Bei der Feier angekommen, wird der verstorbene Mann wie ein Störelement erst einmal beiseitegelegt. Insgesamt erfährt der Unfall keine große Beachtung, vielmehr stellt er eher ein Problem für die Beteiligten und die anderen dar, auch die Polizei nimmt kaum Notiz davon. Allerdings steht bereits am nächsten Tag der Vater des überfahrenen Marokkaners vor der Tür und fordert den Ehemann auf, ihn zur Beerdigung seines Sohnes zu begleiten. Von nun an geht es darum, dass er und andere Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Dabei wird immer wieder deutlich, wie diese zwei verschiedenen Welten aufeinanderprallen: Zum einen das verarmte und dürre Land Marokkos, in dem es kaum Arbeitsplätze für die Bevölkerung gibt. Zum anderen die exzentrische Gruppe von europäischen Ausländern, die eine Party nach der anderen feiern. Ein totaler Kontrast der Welten.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Zellerhoff-Kempen:  Ich habe es klassisch gebunden gelesen. Bei uns im Laden bestellen wir natürlich E-Books, aber privat sind die für mich kein Thema.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut an dem Buch gefallen?
Zellerhoff-Kempen:  Gut gefallen hat mir diese Weitsicht, mit der Lawrence Osborne versucht, uns bestimmte Dinge zu vermitteln. Er stellt seine „Scheinwerfer“ für uns an und richtet sie auf unterschiedliche Ebenen. Er lässt uns immer wieder in verschiedene Perspektiven blicken, beispielsweise in die des Ehemannes, in die seiner frustrierten Frau oder in die des jungen Marokkaners. Niemand wird wirklich verurteilt, denn nicht nur die Vergehen der ausländischen Bewohner, sondern auch die der Marokkaner werden aufgezeigt. Zudem beschreibt Lawrence Osborne die Landschaft von Marokko unglaublich gut. Wenn er die Handlungen seiner Romane in ein bestimmtes Setting setzt, dann lebt er dort auch viele Monate, um genügend über das Land recherchieren zu können.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Zellerhoff-Kempen: Im Grunde genommen ist das schwer zu sagen. Ich glaube schon, dass es nicht unbedingt ganz jungen Lesern zu empfehlen wäre. Ich denke, es ist so angelegt, dass es jeder lesen kann, der gerne den Blick über den Tellerrand hinaus schweifen lässt. Und es ist den Menschen zu empfehlen, die sowohl die schöne Sprache als auch die Spannung lieben.


„Denen man vergibt“,  
Lawrence Osborne
Klaus Wagenbach
Verlag, Berlin 2017
22,- EUR Hardcover

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