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Sehenswert: Nationalsozialismus im Comic13.03.2019
Diese Atmosphäre angstvoller Ungewissheit hatte spürbare Auswirkungen selbst außerhalb Europas und war einer der Gründe für die panische Reaktion weiter Teile der amerikanischen Bevölkerung auf das 1938 von Orson Welles inszenierte Hörspiel „Krieg der Welten“. Die US-Comics und die für sie geschaffenen Superhelden sollten zunächst eher Ablenkung ermöglichen: Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs bekamen aber nicht nur Superman und Co den Auftrag, zum Wohl der ganzen Welt gegen das Böse vorzugehen. Ob mutiger Testpilot, integrer Wissenschaftler, Geheimagent oder Detective, das Feindbild war klar definiert: Hitler und seine Verbündeten in Fernost galt es wenigstens in den Comic Books schon mal in die Knie zu zwingen. In den 1940ern machte sich in den Kriegscomics ein eigentümlicher Wandel bemerkbar: Zum einen wurden nach und nach die Einzelkämpfer wie Captain America, Dschungelheld Tarzan, Detective Dick Tracy oder Boxer Joe Palooka durch eine Gruppe von Spezialisten ersetzt. Die waren in ihrem Auftreten eher unmilitärisch, hatten gleichwohl besondere Aufgaben im Kampf gegen Hitlers Nazis zu lösen. Zum anderen boten diese Kriegscomics Gelegenheit, gesellschaftliche Konflikte, insbesondere den der Rassenintegration, darzustellen. Die berühmtesten dieser Kampftruppen, „Sergeant Fury and his Howling Commandos“ (aus dem Verlagshaus Marvel) und „Sergeant Rock of Easy Company“ (von der DC-Konkurrenz) setzen sich aus Angehörigen aller ethnischen Minoritäten, vom dickköpfigen Iren bis zum lebenslustigen Italiener, zusammen. In „Sergeant Fury“ kämpft sogar ein Deutscher, Eric Koenig, zusammen mit den „Howling Commandos“ gegen die Nazis – immerhin ein Ansatz, ein apodiktisches Feindbild zu relativieren.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war der Krieg in den Comics noch keineswegs zu Ende. Zwar kehrte bei den Superhelden, Teenagern und sonstigen Comic-Gestalten der Alltag wieder ein. Aber daneben gab es nun eine neue Art von Comics: Kriegs-Comics, die antikriegerisch eingestellt waren und die versuchten, nicht die heroischen Seiten des Krieges herauszustellen, sondern das von ihm verursachte Leid. Insbesondere die Kriegsgeschichten, die von den E.C. Comics in jenem ersten Jahrzehnt nach Kriegsende verlegt wurden, waren in dieser Kategorie.
Mittlerweile haben sich Hollywoods Kinoexperten mit den Verlagshäusern von Marvel und DC zusammengetan, lässt die Traumfabrik Amerikas Superhelden in spezielle Superheldenkriege verwickeln, die teils auf von der Erde weit entfernten Planeten ausgetragen werden. Wer dort den Sieg einfahren mag, ist im Vorfeld des von Fans weltweit heiß ersehnten Blockbusters „Avengers: Endgame“ einstweilen offen. Es darf gemutmaßt werden, dass erst wenn die Kriege auf unserem Heimatplaneten auch in der Wirklichkeit abgeschafft würden, Kriegs-Comics obsolet wären.
Da wir dies schwerlich erleben werden, macht zumindest ein Besuch der Comic-Ausstellung zum Thema Nationalsozialismus im Comic Sinn: Da hat das Kulturzentrum der Oldenburger Sinti und Roma neben teils schwer erhältlichen Comic-Strips zum Holocaust auch Beispiele antirassistischer Comics von Afroamerikanern zusammengetragen. Und man ergänzt die Ausstellungseröffnung mit der Filmvorführung „Gibsy“ zur tragischen Lebensgeschichte des Sinto-Boxers Johann Rukeli Trollmann, lässt den Soundtrack des Films von der Oldenburger Sinti Swing-Band live performen. Kurzum: Jede Menge Gründe, sich dem 17. März vorzumerken.
Comic-Ausstellungseröffnung, Filmvorführung und Filmmusikkonzert am 17.3. ab 18 Uhr im Kulturzentrum Oldenburger Sinti und Roma.
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