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Wochenzeitung DIABOLO:
Jahresrückblick
Von schönen Bildern, großer Hitze, Südkoreanern und
interessanten Comebacks – was für ein Jahr19.12.2018



text  |  Christian lukas

Wir brauchen an dieser Stelle gar nicht darüber zu diskutieren, welches Ereignis 2018 die Menschen bewegte und alle andere Themen überstrahlte. Es ist natürlich die Traumhochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle am 19. Mai. Was für ein Paar. Ein Kerl aus dem Bilderbuch und eine Prinzessin, die die Grimms nicht perfekter hätten beschreiben können.

Sicher gaben auch Präsident Trump und Nordkoreas großer kleiner Führer Kim Jong-Un bei ihrem Gipfeltreffen am 12. Juno in Singapur ein hübsches Pärchen ab. Kim bekam seine Bilder, Trump konnte sich als unkonventioneller Diplomat präsentieren, aber so richtig sexy war das nicht. Abgesehen davon war Kims Händeschütteln mit Südkoreas Präsidenten Moon am 27. April historisch betrachtet sogar bedeutsamer, da die Länder seit 70 Jahren nur im Waffenstillstand nebeneinander leben. Aber wer sind schon Moon und Kim im Vergleich zu Donald Trump? Angeblich hat der dieses Jahr mehr Strafzölle gegen Aluminium, Stahl und chinesische Weihnachtskugeln erlassen als er Tweets geschrieben hat. Da selbst Google nicht mehr mit dem Zählen seiner Tweets, Lügen, Rausschmisse unliebsamer Mitarbeiter nachkommt, gratulieren wir ihm einfach zur zweiten Amtszeit. Die beginnt zwar erst in zwei Jahren, aber nachdem im November die Trump kritisch gesonnene Presse den Sieg der Demokraten bei den US-Senatswahlen gefeiert hat wie Südkorea das 2:0 gegen Deutschland bei der Fußball-WM in Russland, ist nur leider dabei übersehen worden, dass die Trumpianer im Kongress sogar Zugewinne verbuchen konnten und selbst höchste Richterposten in den USA nur noch mit Typen besetzt werden, gegen die Friedrich Merz wie ein trotzkistischer Bolschewik aussieht, weshalb Trump eine Nicht-Wiederwahl kaum befürchten muss.
Apropos Friedrich Merz oder: Das Comeback 2018. Da verkündete die Kanzlerin, sie will nicht mehr Parteichefin sein, und zack: Via Bild ließ der Sauerländer verkünden, er stünde zur Verfügung. Anti-Merkelisten triumphierten als hätte Deutschland doch noch den WM-Titel gewonnen, und dann – wurde Annegret Kramp-Karrenbauer gewählt. Obwohl die ihre Kandidatur nicht in der Bild verkündet hat. Ist das eigentlich erlaubt? Bild-Chefredakteur Julian Reichelt hat im Oktober übrigens die „Goldene Kartoffel" des Vereins Neue Deutsche Medienmacher erhalten, für die Bild-Berichterstattung über Einwanderung, das große innenpolitische Thema 2018. Ob Messerstechereien, der Hitzesommer mit seiner Dürre, das Inkraftreten der Datenschutzgrundverordnung am 25. Mai, das Dieseldrama mit der ersten Sperrung einer Straße in Hamburg am 1. Juni: Der Flüchtling/Einwanderer/Typ, der schräg guckt und keinen Schäferhund namens Blondi hat, er hat Schuld. Daher durfte die AfD dieses Jahr auch den politischen Diskurs bestimmen. Egal, welches Thema: Am Ende ging es um Flüchtlinge. Die explodierenden Mieten in den großen Städten? Die auch 2018 anhaltende weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich in diesem Land? Ach was. Viel zu komplex. Das sah man auch in Chemnitz so, wo der rechte Mob nach einem Mord an einem jungen Familienvater durch die Hand eines Asylbewerbers nicht einmal mehr seinen Hass auf Andersdenkende, Fremde oder liberale Demokraten auch nur versuchte zu verbergen. Als Gegenreaktion auf den Hass feierten Campino und Co. ein großes „Wir sind mehr“-Fest, zelebrierten ihre eigene Großartigkeit und die Band KIZ durfte bei der ZDF-Liveübertragung sogar im Song „Affe und ein Pferd“ vom lustigen Journalistenkehlenaufschlitzen singen. Okay, das zu kritisieren ist dünnes Eis, denn bei dem Song handelt es sich um eine ironische Auseinandersetzung mit irgendwas, irgendwelchen, … also irgend einem Thema eben, das ironisch überhöht wird und das man doch gar nicht ernst nehmen kann. Wer das trotzdem ernst nimmt, ist halt ein Ironiehonk. Was die 2018 weltweit 52 ermordeten Journalisten dazu wohl sagen würden? Und das sind nur die Morde, die eindeutig mit der Tätigkeit der Journalisten in Zusammenhang gebracht werden können. 19 weitere Morde an Journalisten sind bislang unaufgeklärt. Ein Journalist, der Saudi-Araber Jamal Ahmad Khashoggi wurde am 2. Oktober in der Türkei von einem saudischen Killerkommando zerstückelt. Aber die Saudis sind unsere Kumpels. Am 26. September noch entschuldigte sich der deutsche Außenminister Heiko Maas bei den Saudis dafür, dass sein Vorgänger Sigi ihnen nur wegen dieses kleinen Krieges im Jemen, der auch 2018 unbemerkt weiter wütete, Abenteurertum vorgeworfen hat. Da konnte die letzte Bundesregierung mit Sigmar Gabriel einen obersten Diplomaten vorweisen, der den Demokratieverächtern von Moskau über Washington, Budapest bis Riad verbal gerne mal ganz undiplomatisch eine Sigiklatsche kommen ließ, und der wurde dieses Jahr zum Hinterbänkler degradiert. .  Man muss ihn ja nicht mögen, wirklich nicht. Aber zumindest hatte er als Außenminister Mumm im Hintern. Mumm ist in der neuen Groko nicht zu spüren. Nach einem halben Jahr Sondierungen wurde am 14. März tatsächlich eine neue Groko im Amt vereidigt. Die seither irgendwie regiert. Mit ruhiger Hand. Oder klinisch tot. Man weiß es nicht genau. Was man weiß: 2018 war ein interessantes Jahr. Und diese paar Zeilen reichen kaum aus, um seinen gesamten Wahnsinn über Verfassungsschutzpräsidenten, die offenbar zu viel Akte X gesehen haben, bayerische Wahlkämpfer im Kampfmodus, grüne Höhenflüge, Brexeteers im Shakespeare-Drama-Modus, sozialdemokratische Abstürze und oder Baumkletterer im Braunkohlewald aufzuführen. Was dieses Jahr aber niemanden vermiesen konnte, war das Strahlen von Harry und Meghan im Sonnenschein ihrer Glückseligkeit. Was für ein Paar. Hach...

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