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Und es geht doch30.10.2022



Der düster-trockene Noise Rock/ Post-Punk-Langspieler umfasst 10 Songs geprägt von sozialen und politischen Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit und wird damit zurecht mit Textstellen wie „Und ich dachte irgendwie, in Europa stirbt man nie“, als eines der wichtigsten Alben dieses Jahres betitelt. Während die Band schon in der Vergangenheit in Indiekreisen vollends überzeugen konnte, ist mit diesem Album auch der Sprung in eine breitere Hörerschaft denkbar, nicht zuletzt dank Max Rieger, einerseits Sänger und Gitarrist der Band, andererseits etablierter Produzent, der unter anderem Caspers „alles war gut und nichts tat weh“ produziert hat. Man merkt deutlich, wie viel mehr Zeit und Entwicklung in dieses Album geflossen ist. Kein Wunder also, dass der Tower an diesem Abend kaum ausreicht, um allen Interessierten Platz zu bieten.  
Der Support kommt von Shitney Beers, die sich allein mit ihrer Gitarre auf der Bühne platziert und sich von vorn herein für ihre Show entschuldigt, unterscheidet sich ihre Musik doch ein wenig vom Main Act. Zwischen den Songs immer wieder Anekdoten und Witze, um die Gäste bei Laune zu halten. Große Ansagen brauchen die Nerven hingegen im Anschluss nicht. Das Set startet direkt mit den ersten drei drückenden Stücken ihres neuen Albums und die Menge ist sofort ganz dabei. Es wird sich konzentriert auf das Wesentliche. Der Tenor bleibt, bis auf den markanten Gesichtsfasching von Schlagzeuger Kevin Kuhn, ernst. Es ist eine Weile her, dass Die Nerven zuletzt in Bremen waren, vielleicht ein weiterer Grund, dass dieses Konzert, welches neu bekanntgegeben und keine Verschiebung war, ausverkauft wurde. Und mit Sicherheit wäre die Nachfrage groß genug gewesen, um auch in einen größeren Club zu gehen, aber die Veranstaltenden haben an dieser Stelle genau das richtige gemacht und dadurch für einen durchweg stimmungsvollen, warmen und verschwitzten Abend gesorgt, wie man ihn aktuell nicht mehr allzu oft erlebt. Was es also zum Ausverkaufen benötigt: Eine Band, die nicht überall spielt, wo gerade eine Steckdose frei ist und die bestenfalls neues Material bieten kann – denn wer hat aktuell noch Lust und die finanziellen Mittel um zum vierten Mal zu Band X zu gehen, die seit drei Jahren mit dem gleichen Material unterwegs ist?

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