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Coming-Out ist kein Drama, Liebe schon.10.09.2020

Text I Horst E. Wegener

Kaum sind die Preise beim 27. Oldenburger Independent-Filmfestival in diesem Jahr vergeben, steht für cineastisch Interessierte das 11. Queerfilmfestival an: Vom 21. bis 26. September zeigt das cine k-Team im Open Air-Bereich der Kulturetage die Filme „Wir beide“, „Thirty Something“, „Uferfrauen“ „Neubau“ und „Futur Drei“ sowie die „Best of Shorts“-Zusammenstellung. Wer sich aktuellere Arbeiten von nicht-heterosexuellen Filmemachern anschaut, könnte feststellen, dass das Coming-Out längst nicht mehr das Drama in aufgeschlossenen Gesellschaften abzugeben scheint wie noch vor Jahrzehnten.
Derweil erweist sich Liebe nach wie vor als hartnäckigstes Sisyphus-Dauerproblem aller Menschen. Als typische Beispiele des aktuellen Herzschmerz-Chaosreigens seien hier zwei neuere deutsche Produktionen empfohlen: „Neubau“ – da ist Markus in der brandenburgischen Provinz hin und hergerissen zwischen seinem Pflichtgefühl, der pflegebedürftigen Oma beizustehen oder sich selbst im Schwulen-Eldorado Berlin ausleben zu können. Zwar sind die Koffer schon gepackt, doch dann läuft Markus ein Traumtyp übern Weg, der ihn seine Umzugspläne überdenken lässt. Mit „Futur Drei“ gelingt dem 1994 in Köln geborenen Faraz Shariat gleich mit seinem autobiographisch inspirierten Regiedebüt ein besonders berührender Spielfilm, Gewinner des diesjährigen Teddy-Awards bei der Berlinale. Im Mittelpunkt steht hier der junge Parvis, als Kind iranischer Einwanderereltern im deutschen Städtchen Hildesheim sozialisiert. Nachdem er auf die schiefe Bahn geriet und zu Sozialstunden in einer Unterkunft für Geflüchtete verdonnert wurde, freundet sich Parvis dort mit den Geschwistern Banafshe und Amon an. Da die beiden aus dem Iran kommen, beginnt Parvis peu à peu die Fragen nach seiner Herkunft von einem neuen Blickwinkel aus für sich zu überdenken – was Filmer Shariat die Gelegenheit bietet, einen Gegenentwurf zum konventionellen Kino auszuloten.

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