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MoX Soundcheck09.11.2022











Texte: Horst E. Wegener

Richie Setford: CURIOUS GROWTH (VÖ: 4.11)
Bevor es den umtriebigen neuseeländischen Musiker Richie Setford 2013 nach Berlin verschlug, testete er sich in einer Highschool-Combo in Auckland City aus und mischte obendrein in etlichen Partybands seiner Heimatstadt mit. Als kreativer Kopf der 2008 von ihm mitgegründeten Formation Bannerman zeichnete Setford dann dafür verantwortlich, dass der Tonfall der Kompositionen düsterer wurde. 2019 rang er sich in der neuen Heimat endgültig dazu durch, unter eigenem Namen Musik zu machen – und gratwandert seither umso mehr zwischen schwermütigem Rock´n´Roll und pop-orientierten Folk-Balladen. Die Texte der „Curious Growth“-Lieder widmen sich vor allem den Irrungen und Wirrungen des Lebens. Nicht dass sie einfache Antworten parat hätten, aber die uns präsentierte Einsicht, dass man die Mühsal des Daseins ertragen müsste, wirkt schon arg sperrig. Andererseits kündet der Albumtitel Wachstum an, weshalb die Hoffnung besteht, dass sich die Durststrecke irgendwann auszahlen könnte. Und bis dahin? Setford hören.
Moka Efti Orchestra: TELEGRAMM (VÖ: 4.11.)
Der legendäre TV-Serienknüller „Babylon Berlin“ fungierte gewissermaßen als Geburtshelfer für das Moka Efti Orchestra – um auch musikalisch die Temperatur der roaring 1920er Jahre zu erfassen. Dirigiert vom Gründungstrio Nikko Weidemann, Mario Kamien und Sebastian Borkowski greift das Ensemble den Sound der Tanzmusik aus der Zwischenkriegszeit auf, interpretiert ihn als moderne Bigband. Obwohl die einzelnen Songs als Filmmusik-Nummern für die Erfolgsserie ersonnen wurden, funktionieren sie auch ohne Bilder. Versorgen uns einerseits mit Energie, indem sie unsere Akkus aufladen und machen einem doch andererseits hörbar Lust aufs Anschauen der neuen Staffel.
Wayne Graham: ISH (VÖ: 11.11.)
Wayne Graham heißt die Band der beiden Brüder Kenny und Hayden Miles, die sich für diese Namensnennung bei den Vornamen ihrer Großväter bedienten. Das 2000-Seelen-Kaff im Südosten des US-Bundesstaates Kentucky, aus dem die Miles-Brüder stammen, ist bis heute ein isolierter Ort ohne flächendeckendes Internet und funktionierendes Mobilfunknetz. Der Alltag in der Region wird dominiert von harter Farmermaloche, familiären Notwendigkeiten und Musik. Beim Anhören der „Ish“-Songs fühlt man sich wie von der Wayne Graham-Combo an einem lauen Herbstabend ums Lagerfeuer versammelt, wo wir der Mischung aus Rock, Folk, Blues, Americana und modernem Country lauschen. Wen das nicht entspannt…
Bruce Springsteen: ONLY THE STRONG SURVIVE (VÖ: 11.11.)
Wer mit dem Oeuvre des Boss´ vertraut ist, den dürfte es nicht sonderlich wundern, dass sich Rock-Superstar Bruce Springsteen mit „Only the strong survive“ dem Soul der Schwarzen zuwendet. Immerhin hat dieser ausgewiesene Vorkämpfer der weißen Arbeiterklasse Amerikas auch schon mal irisch-US-amerikanische Folksong-Perlen mit „We shall overcome: The Seeger Sessions“ gecovert oder mit „Western Stars“ den Hut vorm kalifornischen Softpop der 1970er Jahre gelupft. In seiner Autobiografie hat sich Springsteen überzeugt gegeben, „dass Soul zusammen mit Gospel zur schönsten Gesangsmusik gehört, die je aufgenommen wurde“. Warum also nicht als bekennender Fan von R´n´B-Größen wie Curtis Mayfield oder James Brown schwarze Musik zelebrieren? Neben Bekanntem wie „Night Shift“ von The Commodores oder „What becomes of the Brokenhearted“ von Jimmy Ruffin legt Springsteen den Fokus aufs Covern von zu Unrecht vergessenen Juwelen wie beispielsweise Frank Wilsons „Do I love you“, der anno 1965 ein Top-Hit in den US-Charts war.
 
Josa Barck: AN EXILES GUIDE TO AMNESTY (VÖ: 11.11.)
Im ersten Teil seines beabsichtigten Doppelalbums hinterfragt der Synth-Pop-Musiker Josa Barck aus Kopenhagen die eigene Kindheit und Erziehung. Springteufelhaft spielfreudig gleicht er Werte und Normen, nach denen man früher erzogen wurde mit der heutigen Situation ab. So sendungsbewusst sperrig das klingen mag, erfreulicherweise überwiegen die positiven Ausblicke – was das Ergebnis zu Popmusik mit Tiefgang werden lässt.

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