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Bundestagswahl 2021: Interview mit Stephan Albani, MdB und CDU20.08.2021



Interview und Foto: Fabian Steffens
Es hat dann einige Jahre gedauert, bis sich die Stadt der Uni bewusst wurde. Diese Phase, in der wir uns als Übermorgenstadt, als Stadt der Wissenschaft präsentiert haben, hat unglaublich viel gebracht. Wenn man sich das heute anschaut, dann haben wir mit mehreren Fraunhofer Einrichtungen und jetzt noch dem Helmholtz Institut unglaublich viel erreicht. Für die Zukunft geht es aus meiner Sicht vor allen Dingen  darum, die Integration beider Hochschulen, also auch der Jade-Hochschule, in die Region weiter zu verstärken. Wenn man sich die Kooperationsstrukturen beider Hochschulen anschaut, dann ist die Jade-Hochschule hier in der Region schon gut vernetzt. Wir sollten aber Anreize schaffen, damit die mittelständische Industrie noch besser mit den Hochschulen vernetzt ist. Gerade durch die Pandemie haben viele Unternehmen gemerkt, dass ihre Geschäftsmodelle nicht digital funktionieren. Deshalb bietet eine Zusammenarbeit mit einem Institut wie dem OFFIS, DLR oder dem DFKI Möglichkeiten für Synergien hier in der Region. Damit können die lokalen Unternehmen fit für die Zukunft werden und die beiden Hochschulen können zusammen mit den Firmen vor Ort eine ganze Menge erreichen.

Oft wird ein Studium als das erstrebenswerte Ziel genannt, Deutschland hat aber ja auch ein international angesehenes Ausbildungssystem. Wie kann das Ausbildungssystem in Deutschland wieder attraktiver für junge Menschen werden?
Stephan Albani: Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir müssen in den Schulen schon stärker in Richtung der Berufsorientierung gehen, den jungen Menschen den Blick zu weiten, was gibt es überhaupt? Dieser Gedanke, jeder soll Abitur machen und studieren, lässt völlig unberücksichtigt, dass wir in Deutschland die duale Ausbildung haben, sprich im Betrieb die praktische Ausbildung und in der Berufsschule den theoretischen Teil. Mein Sohn hat auch gesagt: „Ich will studieren.“ Er wusste aber nicht was, sondern nur, dass es in Berlin sein soll. Die Frage an die jungen Menschen sollte aber sein: Wo sind deine Interessen, deine Neigungen, deine Leidenschaften? Was willst du werden? Heute macht mein Sohn eine Ausbildung zum Physiotherapeuten und ist darin aufgeblüht. Es muss den Leuten klar sein, welche Möglichkeiten es gibt. Eine Ausbildung ist keine Sackgasse. Es gibt Studium oder Ausbildung. Du kannst eine Ausbildung machen, und wenn du später der Meinung bist, du willst doch noch studieren, kannst du das machen. Es ist keine Sackgasse, es gibt keinen Abschluss ohne Anschluss.


2017 haben Sie für die Ehe für alle gestimmt. Glauben Sie, die CDU muss auch nach der Ära Merkel gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen und liberalere Positionen in manchen Bereichen einnehmen?
Stephan Albani: Manche haben noch das Bild der CDU aus den 1980er oder 1990er Jahren, aber das ist die CDU heute nicht mehr. Der Modernisierungsprozess unter Merkel war auch für mich ein wichtiger Punkt, 2010 in die CDU einzutreten und politisch aktiv zu werden. Bei Themen, die in der Vergangenheit anderen zugeordnet waren, wurde erkannt, dass auch wir uns damit auseinandersetzen müssen. Sie sprachen schon die Ehe für alle an: Wenn wir heute über Familie sprechen, dann ist das nicht mehr Mutter, Vater, Kind, sondern wir haben alle möglichen Familiengestaltungen. Es ist die Aufgabe eines Staates Familien zu unterstützen, aber wie diese Familien aussehen, geht im 21. Jahrhundert den Staat nichts an. Bei meinen Kollegen gibt es zwar einige, die tradierten Vorstellungen anhängen, aber das führt zu keinem Kurswechsel mehr. Wenn heute mal jemand in Verzweiflung die AKWs wieder einschalten will, muss man sagen: Halt, nein, da war was mit Müll hinterher, das ist nicht gut. Auch, wenn die in der CO₂ Bilanz vielleicht besser sind als Kohlekraftwerke bleibt der Ausstieg beschlossene Sache.
Ich nehme es niemandem übel, wenn er mal nach hinten schielt, aber aus meiner Sicht ist Konservativ „nicht das Weitergeben der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers“. Wir sollten schauen, was sind gute Prinzipien, an denen wir festhalten sollten, aber auch immer prüfen, welche Innovationen angebracht sind. Ich komme aus der Forschung, da wird jeden Tag geschaut, welche Neuerungen das Leben der Menschen besser machen können, aber nicht alles Neue ist direkt besser. Diese Abwägung wird in der CDU auch nach Merkel noch geschehen. Mit Merkel hatten wir aber eben auch eine Kanzlerin, die Wissenschaftlerin war und dadurch manche Diskussionen einfacher war. Ich weiß aber auch aus persönlichen Gesprächen mit Armin Laschet, dass er in vielen Bereichen ähnlich denkt. Auch er weiß, dass nur durch Innovationen Fragen wie Klimawandel, Demografie oder Digitalisierung letztlich beantwortet werden können. Zu glauben, dass mit den Lösungen der Vergangenheit die Probleme der Zukunft gestaltet werden können, ist quatsch.

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