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MoX Portrait: Lernen und Lehren09.11.2021



Text und Foto: Thea Drexhage


Das fasziniert auch die 44-jährige Bianca Lange, welche im Judo-Club Achternmeer ihre Liebe zum Kung-Fu ausleben und weitergeben kann. Die schon immer sportlich aktive, ausgebildete Zahntechnikerin fand über das Boxen und Kickboxen ihren Weg zur asiatischen Kampfkunst Kung-Fu. „ich wollte nicht im Ring kämpfen oder mich mit Menschen prügeln und habe angefangen, nach der Philosophie hinter dem Kampfsport zu suchen. Kung-Fu ist der erste Kampfsport, aus dem ist alles entstanden. Bei einem Probetraining hier hat es mich dann einfach gepackt.“ Dies ist nun acht Jahre her. Seitdem hat die Sportlerin einen rasanten Weg fast bis zum schwarzen Gürtel hingelegt und ist dreifache Niedersachsenmeisterin. Dies gelang ihr durch akribisches Training und viel Disziplin, das weit über das Training im Judo-Club hinaus geht. „Mittlerweile mache ich auch richtiges Shaolin Kung-Fu in Kaiserslautern. Das ist so eine ganz ursprüngliche Art, in einem Kloster, wo ich auch als Nonne Mitglied bin, sozusagen. Das ist richtig hartes Training, sechs Stunden am Tag.“ Wichtiger als Gürtel und Titel ist es der gebürtigen Oldenburgerin nun aber, ihr Wissen weiterzugeben. Vor allem an Frauen und junge Mädchen. Schnell kann man als Frau in eine heikle Situation geraten. Während Frauen dann oft der Rat gegeben wird, so schnell es geht zu rennen, möchte Bianca Lange zeigen, was getan werden kann, wenn eine Flucht keine Option ist. In ihren Selbstverteidigungskursen sind alle Frauen und Mädchen willkommen. „Egal ob Schwangere oder in High-Heels, man kann immer etwas machen, um sich zu wehren“, sagt sie. Die Kurse finden in drei Einheiten statt. Während in den ersten beiden gänzlich ohne Männer trainiert wird, damit sich auf die eigene Technik konzentriert werden kann, werden zum dritten Termin auch Männer aus dem Verein eingeladen, damit eine „echte“ Situation geübt werden kann. „In den Kursen davor verlieren die Frauen meistens ihre Hemmungen. Als erstes zeige ich ihnen, wie sie einmal richtig zuschlagen können. Das muss gelernt werden und gehört zur Selbstverteidigung dazu, nicht nur irgendwelche Griffe und Hebel.“, erklärt Bianca Lange und betont dabei, dass es trotzdem nicht dazu diene, Gewalt zu fördern.
Während die Kurse für alle Altersklassen offenstehen, wünscht sich die Trainerin, dass vor allem jüngere Mädchen und Frauen den Mut zur Teilnahme fassen.
Neben all der Disziplin gilt es, auch einen ruhigen Ausgleich zu finden. Bianca Lange ist praktizierende Buddhistin und findet Ruhe in der Meditation, die eng mit dem Kung-Fu verbunden ist. Auch darin möchte sie noch besser werden, wie sie gesteht. Außerdem findet sie Ruhe im Leben auf dem Land.
In einem kleinen Ort bei Rastede hat sie, neben viel Platz zum Trainieren draußen oder im eigenen Dojo, auch Tiere, die ihr Ruhe schenken. „Bei mir leben  zwei Esel der gemeinnützigen Werkstätten, die ein Winterquartier gesucht haben. Das sind ganz liebe und ruhige Tiere. Ein Eselspaziergang entschleunigt wahnsinnig und ist die beste Meditation.“Außerdem fungieren die beiden Esel als Schutz, denn sie halten Wölfe vom Grundstück fern. Natürlich wird auch zuhause weiter an der eigenen Form gearbeitet, denn Bianca Lange hat nach wie vor Ziele: „Ich möchte mehr Formen lernen – beim Kung Fu läuft man Choreografien. Ich laufe auch Waffenformen und möchte darin besser werden.“ Das sorgt hier und da auch mal für den ein oder anderen schiefen Blick: „Es ist ganz amüsant, wenn ich draußen mit meinem Schwert trainiere und dann die Landwirte auf dem Trecker vorbeifahren.“

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