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Alles auf einen Blick13.02.2020

Text  | Christoph Kienemann

Wollten Sie immer schon einmal wissen, welche Partei bei welcher Wahl in Oldenburg am stärksten abgeschnitten hat? Wie haben sich die Ergebnisse über die Jahre entwickelt und welche Kandidat*innen haben sich durchgesetzt? Antworten auf diese Fragen liefert ein neues Webportal, das Wissenschaftler der Universität Oldenburg entwickelt haben. Unter www.niekom.uni-oldenburg.de können Interessierte seit Anfang dieses Jahres die Ergebnisse aller Wahlen von 1974 bis 2017 für alle niedersächsischen Kommunen gebündelt und verständlich visualisiert abrufen.

Die Sammlung und Aufbereitung der Daten war Teil des Forschungsprojektes „NieKom: Niedersächsische Kommunalwahlergebnisse“, das im Dezember 2019 endete und vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziert wurde. Ziel des Projekts war es, Daten zu Wahlbeteiligung und Wahlergebnissen in niedersächsischen Kommunen zu sammeln und auf dieser Grundlage theoretische Hypothesen der Wahlforschung überprüfen zu können. Eine dieser Theorien firmiert beispielsweise unter dem Namen „Nebenwahltheorie“. Letztere besagt, dass Wähler*innen sich bei Kommunalwahlen nicht nur von den Entwicklungen in ihrer Kommune leiten lassen, sondern auch von den Entwicklungen auf Landes- oder Bundesebene beeinflusst werden. Um diese Theorie bestätigen zu können, benötigen Wissenschaftler*innen umfassende und vollständige kommunale Wahldaten, die bisher nur unzureichend verfügbar waren. Darüber hinaus soll auch die These überprüft werden, dass die Kommunalwahlergebnisse von der Zugehörigkeit einer Gemeinde zu einem politischen Traditionsraum abhängen und ob die Wahlergebnisse durch die ökonomische Leistungsbilanz der jeweiligen Gemeinde bestimmt werden. Im Zentrum dieses Forschungsstranges steht die „Belohnungs-Bestrafungs-Hypothese“. Demnach werden Amtsinhaber*innen für eine positive ökonomische Entwicklung bei Wahlen „belohnt“, eine negative Entwicklung führt hingegen zu einer „Bestrafung“ und Verlusten bei Wahlen.
Ein Team um Prof. Dr. Markus Tepe vom Institut für Sozialwissenschaften hat das Portal in Kooperation mit Wissenschaftlern des OFFIS–Instituts unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Hein aufgebaut. Tepe und Team erfassten die Wahldaten des statistischen Landesamtes und des Niedersächsischen Innenministeriums. Dabei stellten sie fest, dass einzelne Wahldaten hier nur unvollständig vorlagen oder erfasst waren. Daher kontaktierten sie einzelne Gemeinden auch schriftlich und telefonisch, um die fehlenden Informationen zu erhalten. Mit den Ergebnissen möchten die Oldenburger Wissenschaftler*innen eine breitere empirische Basis für die kommunale Wahlforschung schaffen: Ihre Daten können nun mit Informationen zu den sozialen, kulturellen und ökonomischen Ausprägungen der einzelnen Gemeinden verknüpft werden, um sie in einen größeren Zusammenhang einzuordnen.

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