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„Das achte Leben (Für Brilka)“ von Nino Haratischwili08.03.2023



Es gibt acht Charaktere, die für das Buch sehr wichtig sind und deren Leben man immer wieder folgt. Es beginnt ganz am Anfang und die Handlung springt dann immer wieder über, auf die Tochter, auf den Sohn und diese Geschichten ziehen sich bis in die heutige Zeit. Eine dieser Figuren, die Siebte sozusagen in der Reihenfolge, fängt an, diese ganze Familiengeschichte für ihre Nichte, die Achte, aufzuschreiben. Daher heißt das Buch auch „Das achte Leben“. Sie ist dann die Erste aus der Familie, die die Möglichkeit hat, aus der Familiengeschichte und aus den Familienflüchen auszubrechen und das hinter sich zu lassen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei die Figur Kitty, welche ich insgesamt sehr interessant geschildert fand. Sie ist die Erste, die die Sowjetunion verlassen kann, bzw. muss, weil ein kleiner Skandal ausbricht, da sie mit jemandem zusammen war, der gegen die Sowjetunion gearbeitet hat. Da ihr Bruder bei den sowjetischen Behörden einiges zu sagen hat, versucht er sie zu beschützen, indem er sie nach Großbritannien schickt, aber ohne die Möglichkeit, jemals wieder zurückzukehren. Außerdem ist sie die einzige lesbische Person in der Geschichte und bricht auch da aus der Tradition aus.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Lucia-Philtje Gerst: 1300 Seiten über georgisch-sowjetischer Geschichte vielleicht abschreckend, aber ich fand das Buch sehr interessant, weil es so geschrieben ist, dass es wirklich nie langweilig ist. Ich finde es sehr spannend gemacht, wie Geschichte mit in den Roman eingebaut wurde, ohne, dass es zu viel wird. Das geschieht immer wieder ein bisschen, damit man den Handlungen folgen kann und versteht, wie die Umstände sind. Auch die Verwikklungen in der Familiengeschichte sind spannend geschildert – Figuren immer wieder ihren Wünschen und Sehnsüchten nachgehen und dadurch ins Unglück geraten und versuchen, zurechtzukommen.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Lucia-Philtje Gerst: In Papierform. Entdeckt habe ich es in Groningen auf niederländisch, vor vier oder fünf Jahren. Damals wollte ich einfach so viel wie möglich auf niederländisch lesen und wurde direkt in die Geschichte hineingezogen. Also habe ich auch noch einmal auf deutsch gekauft. Seitdem habe ich es mehrmals gelesen, denn es ist eines dieser Bücher, wo es einfach schade ist, wenn es vorbei ist.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Lucia-Philtje Gerst: Menschen, die gerne lesen und sich auch vor einem Wälzer nicht scheuen. Ich glaube, man braucht auch ein bisschen Interesse an Geschichte und einer fremden Zeit und Kultur. Ich denke, es ist für Menschen, die gern anspruchsvolle Geschichten lesen, die etwas zum Nachdenken anregen.

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