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„Guapa“ von Saleem Haddad02.03.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage

Aber zwischendrin geht es auch rückblickend um seine Kindheit und sein Erwachsenwerden und wichtige Momente aus seinem Leben. Im Endeffekt geht es dabei einerseits um die Erfahrung, wie es ist, homosexuell zu sein in einem Land, wo das illegal ist und andererseits auch um das Gefühl, ein Außenseiter zu sein und nicht dazu zu passen. Der Titel „Guapa“ bezieht sich auf eine Bar in der Stadt, die als geheimer Hangout für queere Menschen fungiert und dort gab es an dem Tag, an dem Rasa erwischt wurde, auch eine Razzia, bei der sein bester Freund verhaftet wurde. In diesen 24 Stunden geht es also um viele Dinge, aber auch um seinen Versuch, herauszufinden, was mit seinem Freund passiert ist. Kernelement ist dabei die Zusammengehörigkeit, wenn man eigentlich nicht dazugehört. Wie es ist, sich zu helfen, zu kooperieren, wenn der Rest der Gesellschaft gegen einen ist.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Lukas Koch: Mich spricht das Buch insgesamt sehr an. Ich kann dabei nicht für all seine Erlebnisse sprechen, aber er beschreibt, wie es als Kind war, sich seiner Homosexualität bewusst zu werden. Es geht um seine Probleme, das überhaupt auszudrücken, weil es in seiner Sprache keinen direkten Begriff dafür gibt. Die Schilderung seiner Schwierigkeiten, eine Identität für sich zu finden, hat mich sehr angesprochen. Er wählt erst verschiedene Begriffe für sich und das, was er ist in seiner Muttersprache, aber es endet immer damit, dass diese abwertend sind. Als er in die USA geht, wählt er den Begriff „gay“ für sich, aber erfährt dann, dass das in den USA eine sehr gelebte Kultur ist, wenn man schwul ist und ein Lebensstil dazu gehört, mit dem er sich auch nicht verbunden fühlt, denn er hat dann doch Dinge und Werte seiner eigenen Kultur mitgenommen, die da nicht passen. Egal, wo er am Ende hingeht, er steht immer zwischen den Dingen. Sein versuch damit klarzukommen und Antworten zu finden hat mich sehr berührt.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Lukas Koch:  In Papierform und auf Englisch. Kennengelernt habe ich das Buch durch ein Seminar an der Uni Oldenburg, durch eine neue Dozentin und das Seminar „Englische, postkoloniale Literatur des Nahen Osten“. Es war das erste Buch, das in dem Seminar gelesen wurde. Die anderen waren auch interessant, aber dieses hat mich ab der ersten Seite gepackt und ich habe es zwei Mal an einem Tag gelesen.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Lukas Koch:  Ich würde es  jedem empfehlen, der auch Probleme damit hat, seine eigene Identität und sein eigenes Label zu finden, auch wenn es um Gender geht und welche Pronomen man nutzen möchte. Alle, die sich so fühlen, als würden sie nicht in eine Kategorie reinpassen. Gleichzeitig ist es ein faszinierender Einblick in eine andere Kultur und das Thema queer in einer postkolonialen Kultur und dem Nachspiel des Arabischen Frühlings.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Lukas Koch: Der Autor kommt aus Kuwait, aber lebt inzwischen in England und hat eine problematische Beziehung zu seinem Heimatland. Er macht ein sehr interessantes Programm, wo es darum geht, queeren Autor*innen zu helfen, ihr erstes Buch zu schreiben. „Guapa“ war sein erster Roman und wurde 2016 veröffentlicht. Es folgten einige Kurzgeschichten und Arbeiten für Film und Fernsehen.

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