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Wochenzeitung DIABOLO:
Grüner Handel?
Öko-Institut untersucht CO2-Verbrauch des Online- und Einzelhandels10.01.2019

<i>Wochenzeitung DIABOLO:</i><br />Grüner Handel?<br />Öko-Institut untersucht CO2-Verbrauch des Online- und Einzelhandels

text und foto  |  Christoph Kienemann

Der Online-Handel boomt und hat dennoch keinen guten Ruf. Die Auslieferung von Paketen und die ausufernden Retouren seien unökologisch, die Arbeitsbedingungen der PaketbotInnen schlecht. Viel besser sei es, man kaufe beim örtlichen Händler ein, hier seien die Wege kürzer und der Einkauf ressourcenschonender, meint z. B. die Verbraucherzentrale, doch eine neue Analyse des Öko-Institutes zieht diese Ansicht in Zweifel.

Im Januar kehrt wieder Ruhe in der Oldenburger Innenstadt ein. Die Zeit des Lamberti-Marktes und des Weihnachtsshoppings sind vorbei, die Parkhäuser nicht mehr überfüllt und das Verkehrschaos nimmt ab. Viele OldenburgerInnen wünschen sich einen starken Einzelhandel in der Innenstadt, auch die Verwaltung, die Mehrheit der Politik und natürlich das City Management wollen den Einzelhandel stärken. Wie es mit der Entwicklung der Innenstadt weitergeht, soll demnächst auch verstärkt von der Ratspolitik diskutiert werden, denn die Zukunft der Innenstadt soll durch eine Innenstadtstrategie unterstützt werden. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit der stationäre Handel weiter die Innenstadt dominieren soll. Gerade angesichts der Frage, wie die Verkehrs- und Luftbelastungsprobleme in der Stadt gelöst werden können. Nach wie vor ist die Innenstadt auf das Auto ausgerichtet und geht es nach den Wünschen des City Managements, dann soll dies auch so bleiben. Parkplätze sieht man hier als Service für die Kunden, auch aus dem Umland. Doch gerade diese Form des Einkaufens ist alles andere als umweltverträglich. Wer mit dem PKW eine Strecke von 10 km zurücklegt, um seine Einkäufe in der Innenstadt zu erledigen, der verursacht dabei 3.270 Gramm CO2-Emmissionen. Wer den ÖPNV nutzt, ist nur noch für 1.710 Gramm CO2 verantwortlich und wer mit dem Fahrrad in die Stadt fährt, bei dem Fallen noch 1.270 Gramm CO2 an.
Warum diese hohen Belastungen? Die Nachhaltigkeitsexperten Nele Kampffmeyer und Carl-Otto Gensch vom Öko-Institut beziehen in ihre Rechnung nicht nur die Verbrauche des jeweiligen Transportmittels, sondern ebenso die Verbrauche der gesamten Lieferkette ein. Beim stationären Handel fallen daher nicht nur Emissionen durch die Wahl des Verkehrsmittels an, sondern beim Transport vom Lager zum Einzelhändler und hier insbesondere die Verbrauche für Strom und Wärme. Schließlich gibt es im stationären Handel kaum ein Geschäft, dass nicht klimatisiert ist. Vor diesem Hintergrund sieht das Öko-Institut den Online-Handel schon deutlich positiver. Wer ein Paket im Internet bestellt und dieses nicht zurückschickt, verursache lediglich 660 Gramm CO2, mit Retoure sind es 1030 Gramm. Positiv wirkt sich hier aus, dass die Waren nicht in einem klimatisierten Laden präsentiert werden und ein Paketbote viele Waren auf einmal ausliefert. Allerdings betrachteten die WissenschaftlerInnen des privaten Öko-Institutes aus Freiburg nicht die Aspekte der Arbeitsbedingungen bei Paketdiensten.
In Oldenburg werden aktuell drei Szenarien für die weitere Entwicklung der Innenstadt erarbeitet. Die erste mögliche Weiterentwicklung würde dabei den Schwerpunkt auf den Ausbau des stationären Handels legen. Die Innenstadt würde zu einer „Premium-Einkaufslandschaft“ werden, in der Einkaufen ein Erlebnis darstellen soll. Das zweite Szenario nimmt neben der Stärkung des Einzelhandels auch Angebote im Kultur, Bildungs- oder Gastronomiebereich in den Blick. Im dritten Szenario würde das innerstädtische Wohnen fokussiert werden. Die Innenstadt könnte zu einem modernen Kiez werden, in dem der stationäre Handel nicht mehr dominieren würde. Ökologische Aspekte sollten bei der Weiterentwicklung der Innenstadt also mitgedacht werden. In der 16-seitigen Präsentation der drei Szenarien im Ausschuss für Wirtschaftsförderung tauchten die Vokabeln „ökologisch“ und „nachhaltig“ allerdings nur je einmal auf.

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