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"Stadtraum am Wendepunkt"22.02.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage

MoX: Wie war die Resonanz im letzten Jahr?
Frank Pantel:   Außerordentlich gut muss ich sagen. Wir hatten mindestens 50 Personen, die immer da waren. Anfangs dachten wir, das Thema sei etwas sperrig, denn wer nutzt schon alte Immobilien? Aber es war wirklich ein breites Interesse. Hoffentlich wird es in diesem Jahr so weitergehen.
MoX: Dabei wurde viel in andere Städte wie Bremen mit seinem Kellogg’s Gelände geschaut. Was kann Oldenburg von diesen lernen?
Frank Pantel: Da hätte man einiges von lernen können. Es gibt ja immer wieder Umnutzungsprojekte, die ja durchaus lohnend sind. Es geht ja nicht „nur“ darum, die alten Materialien und die Bausubstanz als solche zu erhalten, was natürlich auch einen Wert hat, sondern auch um das städtische Nutzungspotenzial, das es so günstig gar nicht gibt im Neubau. Niemand kann solche interessanten Projekte wie das Kelloggs Gelände o.ä. schaffen, wenn das neu gebaut werden würde. Das ist die große Chance und das große Potenzial der Städte. Deshalb haben Städte, die solche Potenziale haben, immer einen Entwicklungsschub dadurch. Vor allem einen gesellschaftlichen.
MoX: Oldenburg findet sich aktuell in einer Zeit, in der sich vieles um neue Bauten dreht, sei es das Stadtmuseum, das Flötenteichbad oder eventuell auch das Stadion. Wie ist ihre Einschätzung dazu?
Frank Pantel:  Das lässt sich nicht so einfach einschätzen. Was aufkommt und sichtbar ist, ist die Kritik. Was man nicht so sehr sieht, ist auch die Zustimmung. Es gibt ja Argumente dafür, dass so eine Stadt ein schönes Stadion haben muss. Es ist schwierig, sich so zu positionieren, dass man sagt, dass man das nicht tun sollte. Ich sehe das differenzierter. Ich sehe auch funktionale Notwendigkeiten, aber ich sehe vor allem, dass man es gut machen muss. Das ist für mich der Punkt. Meine Kritik an dem Stadion wäre, dass es zu billig geschätzt ist und man wird bei dem Versuch, es gerade so finanziell hinzukriegen, es leider auch nicht so nachhaltig und architektonisch nachhaltig bauen, dass es ein Schmuckstück ist, wie wir es zum Beispiel bei der Arena haben.
MoX:  Was können wir in diesem Jahr vom bau_Werk e.V. erwarten?
Frank Pantel: Im letzten Jahr haben wir uns fast ausschließlich mit Gebäuden beschäftigt. Dieses Jahr gehen wir einen Schritt nach draußen und befassen uns mit dem Stadtraum, also dem Öffentlichen und privaten öffentlichen Raum. Was die Stadtbevölkerung nutzen kann und woraus sie ihre Stadt formt. Das, was eine lebendige Stadt ausmacht. Das wollen wir thematisieren und das hat den schönen Titel „Stadtraum am Wendepunkt“. Es gibt dabei positive, hoffnungsvolle Aspekte, wie die langsam ins Bewusstsein sickernde Verkehrswende und die daraus entstehenden neuen Chancen für den öffentlichen Raum. Aufenthaltsflächen statt Verkehrsflächen. Dazu wird es auch eine spannende Aktion geben. Es gibt aber auch Gefährdungen. Das Wetter, Dürren, Starkregen – das beschäftigt die Freiraumplanung seit Jahren. Dänemark hat keine öffentlichen Flächen mehr, wo sie nicht das Regenwasser sammeln. Die Frage, wer bei Dürre die Bäume und Sträucher pflegt und wie unsere Stadt später aussieht. Auch sehen wir zunehmend kommerzielle Übergriffe auf öffentliche Flächen, die dann wegen des Geldes verloren gehen. Das ist einerseits zwar belebend, aber nur einseitig belebend. Eine kommerzielle Belebung, für die man bezahlen muss, um teilzunehmen. Diese Themen wollen wir durchspielen über das Jahr, mit Diskussionen und Vorträgen und Projekten, die sich unter anderem auch mit der angekündigten Umgestaltung des Pferdemarkts beschäftigen.
MoX: Trotzdem scheint der nicht kommerzielle öffentliche Raum immer mehr zu verschwinden. So klagen unter anderem die Sportler*innen über fehlende, frei zugängliche Plätze. Wie kann man dagegen vorgehen?
Frank Pantel: Das Thema in die öffentliche Meinung bringen und dafür sensibilisieren. Das hat bei diversen Beispielen ja schon gewirkt. Es ist das beste Mittel, wenn die Nutzer selbst darauf aufmerksam machen. Natürlich können sie auch fachlich unterstützt werden, das ist ganz klar. Dafür haben wir ja unter anderem auch die Alte Maschinenhalle, um öffentlich solche Diskussionen zu führen.
MoX: Wie viele Veranstaltungen sind geplant für die Saison 2023?
Frank Pantel: Sechs plus eins. Sechs Veranstaltungen in der Halle und eine draußen, vielleicht auch zwei.
MoX: Mit welchen Akteuren der Stadt kann man in diesem Jahr rechnen?
Frank Pantel: Es fängt ganz prominent an, da haben wir auch schon die Zusage.  Am 11.4. um 19 Uhr mit Olaf Lies, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, wie im letzten Jahr auch. Herr Krogmann hat natürlich auch zugesagt. Außerdem wird es dabei einen ganz tollen Vortrag von einer Professorin aus Kopenhagen, die derzeit in Berlin arbeitet, geben. Prof. Mikala Samsoe wird dabei zu unserem Thema reden und die Diskussion führen. In der dritten Veranstaltung wird es einen Diskurs zwischen der Politik und der Vertretung der Bürgerschaft geben, zu dem übergeordneten Thema: Wem gehört der öffentliche Raum? Außerdem wird es eine Abschlussdiskussion mit der neuen Stadtbaurätin Frau Schacht geben.

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