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„Hell Followed With Us“ von Andrew Joseph White24.01.2024

MoX: Wovon handelt der Roman?
Mikah Goy: Ich befasse mich gerade sehr viel mit diesem Buch für meine Masterarbeit. Es ist ein Contemporary-Horror-Buch für junge Erwachsene. In dem Buch geht es um den Jugendlichen Benji, der in einem Kult, der die Welt zum Untergang verdammt hat, großgeworden ist. Er wurde daraufhin ausgebildet, zu einer geheimen Biowaffe dieses Kults zu werden, um die letzten überlebenden Menschen auch noch hinzurichten, da dieser Kult denkt, dass die Welt im christlichen Sinne noch einmal neu starten muss. Daher nennen sie die Apokalypse, die sie mit ihren Biowaffen erschaffen haben: „Die Flut“. Benji entflieht mit seinem Vater dem Kult und das Buch beginnt tatsächlich damit, dass sein Vater gerade erschossen wurde und Benji auf sich allein gestellt ist. Unterschlupf findet er in einem LGBTQ-Center mit anderen jugendlichen Überlebenden, die sich dort nicht nur verstecken, um zu überleben, sondern auch gegen diesen Kult ankämpfen und ihn zerstören wollen.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Mikah Goy: Besonders gut hat mir gefallen, was bei Horror oft der Fall ist, dass sich queer sein und Monster sein überschneidet.  Das passiert aber meist in dem Sinne, dass man ein Monster ist, weil man queer ist. Das war ganz lange so in der Tradition von Horror und ist mit der Zeit weniger geworden. Was ich an diesem Buch besonders finde, ist, dass Benji auch zu einem Monster wird, aber das für sich reklamiert. Er nimmt diese Identität für sich an und wird zu diesem Seraphim, zu dieser Biowaffe, zu dem sie ihn gemacht haben. Aber er lässt es sich nicht nehmen, dass er es auf seine Art und Weise macht und ihre Waffe gegen sie selbst verwendet. Das ist auch als Metapher für Transgeschlechtlichkeit zu sehen, denn Benji ist auch ein Transjunge und hat vor der Apokalypse über Operationsmöglichkeiten nach-gedacht, was dann ja nicht mehr ging.  Dass er nun einen neuen Körper bekommt, der sich so verändert über diese monströse Gestalt, zu der er wird – dieser biblische Engel mit vielen Armen und Zähnen und Flügeln und Augen und allem – und das für sich als neue Identität annimmt, ist ein interessanter Wandel. Dadurch dass es in der Präsenz geschrieben ist, ist man außerdem sehr dicht an der ganzen Handlung dran und sehr eng in Benjis Kopf und dieser Zeit.  
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Mikah Goy: Erstmal natürlich allen, die gern Englisch lesen, noch gibt es keine deutsche Übersetzung und man braucht schon ein gutes Englisch, vor allem was das spezifische Horror- und biblische Vokabular angeht. Aber ich würde es nicht nur Leuten innerhalb der Community empfehlen, sondern auch anderen, weil es zwar um queere Themen geht, diese aber nicht im  Vordergrund stehen, sondern die Horror-Apokalypse-Story. Beides ist so gut miteinander verwoben, dass es sehr gut lesbar ist ohne, dass man großes Vorwissen zur LGBTQ-Community oder den Labels braucht. Man sollte sich aber vorher schon die Triggerwarnungen durchlesen, da es schon Bodyhorror ist und Themen wie transphobe Übergriffe und Geschlechtsdysphorie vorkommen.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Mikah Goy: Ich habe es auf meinem Kindle gelesen und bin über Booktok darauf gestoßen, über den Account des Autoren selbst. Darauf erzählte er von sich als trans und autistischer Autor. Da dachte ich: Oh, ich als trans-autistischer Autor hätte da jetzt Lust drauf.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Mikah Goy: Ich weiß, dass dies sein Debütroman ist und er von Peachtree Teen, einem großen Verlag, veröffentlicht wurde. Er hat mittlerweile zwei weitere Bücher geschrieben, von denen eins, „The Spirit Bears Ist Teeth“ bereits erschienen ist, das ebenfalls im Horrorgenre angesiedelt ist.  Er schreibt viel in diesem Genre, weil er diese Monsteridentität für sich annimmt, da er  selbst auch mehrere stigmatisierte Identitäten hat.


Interview und Foto: Thea Drexhage