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Wochenzeitung DIABOLO:
Gegen den Strom13.12.2018
Text | Horst E. Wegener
Wem Halla begegnet, dem käme es wohl kaum in den Sinn, in der freundlich grüßenden Chorleiterin eine radikale Umweltaktivistin zu sehen. Und doch ist diese liebenswürdig auftretende Endvierzigerin insgeheim unter dem Pseudonym „Die Bergfrau“ aktiv, sieht sie die unberührte Natur ihrer Heimat bedroht:
Würde sich die kriselnde Aluminiumindustrie in der Region an die Interesse bekundenden Chinesen verkaufen, hätte das mit Sicherheit katastrophale Folgen fürs Ökosystem vor Ort. Also sabotiert die überzeugte Einzelkämpferin die Stromleitungen der stadtnahen Fabrik. Selbst der Umstand, dass Single Halla nach jahrelanger Wartezeit endlich grünes Licht bekommt und sie ein kleines Mädchen aus der Ukraine adoptieren könnte, lässt die couragierte Frau im Islandpulli ihren Kampf gegen die alsbald mit Hubschraubern und Hightech-Drohnen nach ihr suchende Staatsmacht nicht beenden.
Wie schon in „Von Menschen und Tieren“ spielt der isländische Filmemacher Benedikt Erlingsson erneut mit den filmischen Konventionen, darf man auf alles gefasst sein: Da werden die Musiker, die die Filmmusik spielen, immerzu ins Bild gerückt, wird die Heldin (großartig: Halldóra Geirhardsdottir) mit einer Doppelrolle bedacht, kreuzt die Regie so gekonnt wie augenzwinkernd Ökothriller, Politmär, Komödie, Islandwestern und Amazonen-Saga. Kurzum: Ein poetisch-skurriles Arthouse-Juwel!
Gegen den Strom
Island/ Frankreich ´18: R: Benedikt Erlingsson, D: mit Halldóra Geirhardsdóttir, Jóhann Sigurdarson, David Pór Jónsson, Charlotte Boving.
Wertung: ✸ ✸ ✸ ✸ ✸ ✸
Casablanca: ab Do. 13.12.
Foto: Copyright Slot_Machine_2018_Photo_Jimmy_Andres_Salina_Moreno