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„Drei Minuten mit der Wirklichkeit“ von Wolfram Fleischhauer04.07.2022



MoX: Wovon handelt der Roman?
DianaWolf: EsgehtumJulietta, eine Balletttänzerin, die an der Berliner Staatsoper eine Art Praktikum hat. Dort sucht sie nun nach einem festen Engagement und bereitet sich auf ein Vortanzen vor. Dafür setzt sie sich mit dem Tango auseinander, weil dieser in der klassischen Ballettausbildung nicht vorkommt. Dabei lernt sie in Berlin den Tangotänzer Damian kennen, welcher mit einer Tanzgruppe aus Argentinien dort ist. Es ist Liebe auf den ersten Blick und beide haben eine stürmische Beziehung. Dann kommt es zu einem Vorfall. Julietta ist nicht in Berlin. Damian hat einen Abend zuvor ihre Eltern kennengelernt. Er bittet den Vater in seine Wohnung, fesselt ihn und verschwindet nach Argentinien. Das ist natürlich für Julietta sehr verstörend, weil sie ihn, obwohl er sehr exzentrisch ist, gar nicht kennt. Man weiß auch nicht, was da jetzt eigentlich vorgefallen ist. Sie reist ihm schließlich Hals über Kopf nach Argentinien hinterher. Das ist auch eine Art Flucht vor dem Vater, der nicht so ganz akzeptieren kann, dass sein kleines Mädchen nun eine erwachsene Frau geworden ist, die er loslassen muss. Julietta taucht in Argentinien auf der Suche nach Damian in die Tangowelt ein und wird da- bei mit der Geschichte der Stadt und des Landes konfrontiert und muss feststellen, dass auch die südamerikanische Geschichte ganz eng mit der Geschichte der BRD und DDR verbunden ist und dass es Verknüpfungen gibt zu ihr selbst und ihrem Vater. Sie weiß, dass ihr Vater aus der DDR ausgebürgert worden ist, jedenfalls hat er das immer so erzählt und offensichtlich sind da Dinge passiert, die Verflechtungen nach Argentinien haben. Im Rückblick muss man sagen, dass die zufällige Begegnung zwischen Damian und Julietta eine schicksalsvolle Begegnung ist, weil die Familiengeschichte der beiden verbunden ist. Es ist sehr spannend, bis zum Schluss. Das Buch beginnt mit einem Verhörprotokoll nach dieser Fesselakion und das hat man die ganze Zeit im Hinterkopf.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Diana Wolf: Im Nachhinein fandichtatsächlichdieseTangoelemente wirklich interessant. Das ist sehr präsent. Außerdem lernt man sehr viel über die argentinische Geschichte. Mir war das alles unbekannt, weil ich gar nicht wüsste, woher ich das wissen könnte. Auch die Verflechtungen mit unserer Geschichte sind spannend. Da könnte man sich fast noch ein bisschen mehr einlesen, um das alles zu durchschauen. Aber dieser Tango ist eben wirklich präsent und der Autor nennt konkrete Musikstücke und Komponisten wie Astor Piazolla und ich habe dann angefangen, mir diese Musik anzuhören. Und wenn man das noch im Hinterkopf hat, dann wird das wie ein Film vor dem inneren Auge.
MoX: Wie haben Sie den Roman gelesen?
Diana Wolf: Ich bin eine Papierleserin. Ich weiß gar nicht mehr genau, wo ich das Buch herhabe. Es ist 2001 erschienen. Es hat dazu geführt, dass ich mich auch ein bisschen mit Tango und der Musik beschäftig habe. Kurze Zeit später bin ich tatsächlich nach Berlin zum Studium gezogen und habe dann auch die Schauplätze wiedererkannt.
MoX: Wem würden sie das Buch empfehlen?
Diana Wolf: Es ist sehr vielfältig. Durch die Beziehung der beiden ist es ein Liebesroman, es hat was Historisches, durch den Tango hat es etwas Musikalisches und durch die Spannung und den Aufbau hat es schon fast einen Thrillercharakter. Daher kann man das vielen Lesern empfehlen.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Diana Wolf: Er ist ganz spannend, denn er macht irgendwie alles und nichts. Er hat viele Sachen studiert, war auch in Argentinien und hat sich mit Tango befasst. Außerdem arbeitet er als Übersetzer. Sein Autorenweg war also nicht sehr gradlinig. Aktuell ist es wohl auch in Planung, dieses Buch zu verfilmen.
Interview und Foto: Thea Drexhage

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