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Fair Fashion06.07.2022



Leasing-Möglichkeiten dürften den meisten von uns in Bezug auf Autos, E-Bikes, -Roller oder Firmen-Laptops halbwegs vertraut sein, aber Kleidung mieten? Nun ja, warum eigentlich nicht – zumal wenn es um nachhaltig hergestellte Mode geht, was auf die Firmenphilosophie des Hamburger unown-Gründerinnenduos Linda Ahrens  und Tina Spießmacher zutrifft.

Reizvoll erscheint einem deren Geschäftsidee erst recht, sobald man sich näher damit beschäftigt. Einer aktuellen Greenpeace-Studie zufolge besitzen die Menschen in Deutschland durchschnittlich 95 Kleidungsstücke - Unterwäsche und Socken nicht mit eingerechnet. Summa summarum kommen da rund 5,2 Milliarden Kleidungsstücke republikweit zusammen; jedes fünfte Teil staubt allerdings im Kleiderschrank vor sich hin, wird höchstens zwei, drei Mal getragen – und das war´s dann. Soll heißen, dass hochgerechnet gut eine Milliarde Fehlkäufe mehr oder minder vergeblich auf Einsätze warten. Wobei die Modeindustrie mit aller Macht danach strebt, letzteres zu verhindern. Schließlich lebt die Branche bestens von und mit der Kurzlebigkeit ihrer Produkte: Neue Trends, innovativer Materialmix, angesagte Farben und hippe Unternehmen sprießen unablässig aus dem Boden.

Wer Kleidung so gesehen als Fast Fashion oder gar als Wegwerfware betrachtet, darf jene oft verheerenden Arbeitsverhältnisse in den Fabriken nicht außer Acht lassen,

muss sich die in Entwicklungsländern zu Lasten der Umwelt gehenden Produktions- und Verarbeitungsprozesse vor Augen führen. „Das ganze Fast-Fashion-System funktioniert nur, weil wir vor allem ökologische und soziale Kosten externalisiert haben, die eigentlich in der Produktionskette stattfinden“, wird unown-Geschäftsführerin Ahrens nicht müde, in Pressegesprächen die Ausgangsüberlegung  darzulegen, weshalb für Firmenpartnerin Spießmacher und sie die Gründung von unown 2019 auf der Hand lag. Mit Mode hatten die beiden bis dahin nie professionell zu tun gehabt. Ahrens hatte zunächst Wirtschaft an der Zeppelin-Universität Bodensee im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz studiert, hernach ein Soziologie-Studium an der Oxford University absolviert. Mit ihrem Master in der Tasche, hatte es sie in die Tech-Branche verschlagen, wo ihr dann Tina Spießmacher übern Weg lief, die eine Ausbildung im Computer-Science-Bereich vorweisen konnte. Vom Feststellen, wie sehr man auf derselben Wellenlänge tickte, hin zur Unternehmensgründung von unown vor zwei Jahren verging wenig Zeit. Mittlerweile zählt die in Hamburg ansässige Firma knapp 20 Mitarbeiter und weist auf ihrer Instagram-Seite gut 22.000 Abonnenten aus.  

Dass bekannte Fair Fashion-Partner und Marken aus dem Premiumbereich mit im Angebot sind, spricht genauso für die Tragfähigkeit der Geschäftsidee von Ahrens und Spießmacher, wie es den beiden Gründerinnen von Anfang an wichtig war, obendrein auch kleinere Labels anzusprechen und ins Boot zu holen.

Deren Vorteil zeigt sich allein schon daran, wie  unkompliziert und kostengünstig einer unbekannten Modefirma hier die Möglichkeit geboten wird, die eigene Marke bekannt machen zu können.  

Bei Licht besehen bietet das Konzept dem Interessenten den Vorteil, dass man regelmäßig neue Outfits tragen kann, ohne ständig Neuware kaufen zu müssen. unown hat errechnen lassen, dass man per Kleiderleasing seinen Fashion-Footprint um bis zu 75 Prozent reduzieren könnte.  

Aktuell stehen mehr als 70 Labels zur Auswahl, was die Fashion-Zeitschrift elle erst vor kurzem jubeln ließ: „Von Armedangels über Filippa K bis Seidensticker – bei unown finden sich tolle Brands mit nachhaltigem Ansatz“.  Mitglieder dürfen einmal pro Monat neue Kleidungsstücke aussuchen oder gemietete Teile verlängern. In der 39 Euro teuren Einstiegsvariante sind monatlich zwei Teile im Wert von 250 Euro inkludiert; auf Premiummitglieder warten im selben Zeitraum für 69 Euro dann sogar vier Kleidungsstücke im Wert von 1000 Euro. Zudem besteht die Möglichkeit, ein geordertes Teil kostenlos umzutauschen, sofern es nicht passen sollte.

Selbst eine Art Schnuppermiete ganz ohne Mitgliedschaft ist möglich.

Um ihre Dienste der Community möglichst bequem und umfassend anzubieten, gehört zum unown-Service ganz generell auch der kostenlose und klimaneutrale Versand per DHL Go Green, ist zudem eine Versicherung der georderten Kleidungsstücke gegen Flecken und gewöhnliche Abnutzung inklusive. Apropos Zustand der Kleidung: Selbstverständlich kümmert man sich bei unown stets um eine professionelle Reinigung der Teile nach ihrer Rücksendung. Bis zu zwanzig Mal wechselt in der Regel ein Kleidungsstück seine Trägerin, bevor es dem Vermietzyklus entzogen wird. Um ihrer Firmenphilosophie auch unter diesem Gesichtspunkt den Weg zu ebnen, rechnen uns Ahrens und Spießmacher auf ihrer unown-Website vor, dass 25 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden könnten, wenn 20 Prozent der europäischen Fashionindustrie auf ein Mietmodell umsteigen würden.  Klingt überzeugend!

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