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„Fahlmann“ von Christopher Ecker29.11.2022



Interview und Foto: Thea Drexhage
Es wird sein Studienleben gezeigt, dass er auch an seinen Seminar- und Hausarbeiten scheitert und mit seinem Professor in die Querelen kommt. Zeitgleich arbeitet er bei seinem Onkel in einem Bestattungsunternehmen. Es hat dadurch eine humoristische Seite. Es werden einige urkomische Vorfälle geschildert, wie man es beispielsweise aus den Serien wie Six Feet Under oder Sterben für Anfänger kennt. Als drittes Hobby möchte er unbedingt Schriftsteller werden und hat sich auf seinem Dachboden ein kleines Schreibstudio mit einer mechanischen Schreibmaschine eingerichtet und arbeitet dort an seinem ersten Roman. Dabei wird die zweite Ebene geöffnet. In dieser geht es um die fiktive Person Carl Richard Bahlow. Er ist Entomologe, also ein Käferforscher, in den 1910er Jahren. Er wird auf einer Expedition nach Deutsch-Ostafrika geschickt und soll den Ausgrabungen von Dinosaurierknochen beiwohnen, um dort seine Käferstudien durchzuführen. Das beruht so ein bisschen auf historischen Begebenheiten. Damals wurden im Berg Tendaguru Dinosaurierknochen ausgegraben, die heute in Berlin stehen und wo es aktuell wieder einen Diskurs gibt, ob diese nicht zurück nach Tansania müssten. Vor Ort macht Carl Richard Bahlow die Hitze zu schaffen, er deliriert dort ein bisschen vor sich hin. Irgendwann tun sich einige Rätsel auf, weil alle Personen aus seinem Camp nicht die zu sein scheinen, die sie sind. Der Autor spricht ab und zu mit seiner Figur, wenn er nicht weiterkommt mit seinem Roman, sie antwortet ihm auch und so werden die Ebenen immer wieder durchbrochen. Das Ende des Buchs bleibt dabei recht offen.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Leon Werth: Gerade der Effekt der Metafiktionalität, das Illusionen immer wieder durchbrochen werden und sich auch durch typografische Besonderheiten abheben. Mir gefällt auch das Motiv vom scheiternden Schriftsteller, das natürlich sehr oft in Büchern vorkommt, aber in diesem aus einer ganz individuellen Sicht neu erfunden wird. Es wird auch das Machtverhältnis von Autor und Figur dargestellt. Öfter wird davon gesprochen, dass Bahlow nur eine Marionette ist, die an den Streben von Fahlmann hängt, während dieser auf der Schreibmaschine rumhämmert.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Leon Werth: Wie man an meinem zerfledderten Exemplar erkennt in Papierform. Ich habe es gleichzeitig lieben und hassen gelernt. Es war die Grundlage für meine Masterarbeit.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Leon Werth: Allen die vielleicht auch Filme mögen, in denen Ebenen durchbrochen werden, wie von Woody Allen oder in der neuen Serie „Dispatches From Elsewhere“ von Jason Segel, die auch so ähnlich ist, dass Illusionen durchbrochen werden. Für Fans von solchen Spielereien ist das spannend. Man muss sich aber auch an die 1025 Seiten trauen.

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