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Wochenzeitung DIABOLO:
Serie: Künstler von Hier
11 Fragen an … Heike Ellermann21.02.2019

<i>Wochenzeitung DIABOLO:</i><br />Serie: Künstler von Hier <br />11 Fragen an … Heike Ellermann

interview und foto  |  Karin Peters

Sie gehört zu den auch international bekannten Kreativen unserer Stadt: Die Autorin, Illustratorin und freie Künstlerin Heike Ellermann. Ihr Medium ist das Papier, mit dem sie ihre Themen in unterschiedlichster Form zum Ausdruck bringt – in Wort und Bild, Collagen, Objekten, Buchkunst und sogar als Papiertheater, wobei sich oft das Eine durch das Andere ergänzt.  Ellermann ist 1945 in Kolmar/Warthe geboren und in Nienburg an der Weser  aufgewachsen. Sie studierte Pädagogik und  Kunstpädagogik in Braunschweig, Tübingen und Oldenburg und war für einige Jahre als Lehrerin und Dozentin im Schuldienst und der Erwachsenenbildung tätig. 1982 wagte sie dann mutig den Sprung ins freie Künstlerleben. Bereits für ihr erstes Bilderbuch „Ein Brief in der Kapuzinerkresse“ erhielt sie den begehrten Oldenburger Manuskriptpreis der KIBUM – und so ging es eigentlich immer weiter mit Auszeichnungen und Erfolgen in ihren künstlerischen Arbeitsfeldern. „Gut gelaufen“, sagt sie heute und lacht. Zu ihrem Lebensunterhalt tragen zahlreiche Lesungen im gesamten Bundesgebiet bei, „das mache ich unheimlich gern.“ Und natürlich das Papiertheater, von der Künstlerin selbst gestaltet, inszeniert und bespielt.  Überhaupt arbeite sie am liebsten allein an ihren Projekten. Zur Zeit sind das vor allem Künstlerbücher, die sie auf Ausstellungen im In- und Ausland zeigt.

DIABOLO: Wie sind Sie zu Ihren „Papierstücken“ gekommen?
Ellermann: Es sind alles ‚Papierstücke‘, die in meiner Werkstatt entstehen: Bilderbücher, freie Arbeiten, Künstlerbücher. Und in meinem Papiertheater: ‚Stücke aus Papier‘! Angefangen hat es mit den Bilderbüchern. 1986 bekam ich den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis für das Manuskript meines ersten Bilderbuches. Danach entstanden 15 weitere Bilderbücher, für die es zwei Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis, einen LUCHS der Wochenzeitung DIE ZEIT und eine ganze Reihe von weiteren Auszeichnungen gab. Ich hatte an die 2 000 Lesungen und Workshops in Schulen, hielt Vorträge – nicht nur in Deutschland sondern auch im europäischen Ausland. – Bis vor etwa zehn Jahren, da wurden dann die Bücher ‚neuer Lesart‘, die Künstlerbücher, immer wichtiger.
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Ellermann: Meine Bilderbücher bekamen oft das Etikett ‚sozialkritisch‘. Dieses Lob ging genau in die Richtung, die ich mit meinen Themen auch beabsichtigt habe: keine Darstellung von heiler Welt und Belanglosigkeiten sondern durchaus den Blick lenken auf ernste Themen unserer  Alltagswelt, die die Kinder ja auch betreffen, unter denen sie leiden, zu denen sie Fragen haben. Bei meinen Künstlerbüchern, in denen ich ja eine ganz andere Freiheit der Gestaltung habe, will ich ebenfalls versuchen, Themen eine neue, ungewöhnliche Ausdrucksform zu geben. Bewirken? Vielleicht: den Blick des Betrachters in eine neue Richtung lenken.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Ellermann: In meinen Bilderbüchern oft mit ernsten Themen, zum Beispiel im Bilderbuch ‚Papiervogel flieg‘ mit Hiroshima, im Buch ‚Der rote Faden‘ mit dem Tod eines Kindes und der Begegnung von Generationen, in ‚Der Dritte Bär‘ mit  Anderssein, Fremdenfeindlichkeit und Mobbing. Aber es gibt auch lustige Bücher, zum Beispiel ‚Die blaue Maschine‘, die – bestückt mit Zahnbürsten – mitten im Wald steht. In den Künstlerbüchern geht es um zeitgenössische Literatur, für die ich Formen der künstlerischen Umsetzung suche und in meinen Papiertheaterstücken sind es dann die Versuche, Geschichten auf die Bühne zu bringen.  
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Ellermann: Raum, Licht, Ruhe … alles das habe ich in meiner Wohnung, die gleichzeitig mein Atelier und ideal zum Arbeiten ist. Da die Formate, die ich zur Zeit bearbeite, nicht groß sind, reicht mir ein  Arbeitstisch. Meine Technik ändert sich je nach Projekt; zur Zeit arbeite ich mit Collagen.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Ellermann: Was sich in meinen letzten Bilderbüchern schon abzeichnete, sind die Auflösungen der konkreten Darstellungen in abstrakte Formen, ohne ganz ungegenständlich zu sein. Kürzel und Zeichen sind oft zu finden – Schriftelemente, die aber nicht entzifferbar sind.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Ellermann: Eine Begebenheit greife ich heraus, sie war vor zwei Jahren gleichzeitig ein schöner  Abschluss meiner Tätigkeit als Bilderbuchmacherin: Das Buch „Der Gänsegeneral“ mit einem Text  von Marjaleena Lembcke  wurde auf Vorschlag des Goethe Instituts in Kabul in die afghanische Sprache Farsi übersetzt. Es ist ein außergewöhnliches Bilderbuch über einen General, der kein General mehr sein will und das sich gegen Krieg wendet.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Ellermann: Über neue Projekte spricht man ja eigentlich nicht so gerne … angeregt durch die Staatsbibliothek in Berlin wage ich mich gerade an ein Künstlerbuch zu einem Text von E.T.A Hoffmann.  
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Ellermann: Die Künstlerbücher inzwischen im Fundus einiger Bibliotheken und Museen und viele Originale bei mir zu Hause. Und die gedruckten Bilderbücher? Die gibt es in modernen Antiquariaten und – leider – bei  Amazon im Internet. Aber es sind immer noch Exemplare meiner Bilderbücher in Bibliotheken zu finden, in Oldenburg auf jeden Fall! Mein Papiertheater-Stück „Schubertiade“ läuft am 1. März, um 20.00 Uhr, im Oldenburger Antiquariat Buchstabei, Ofener Straße 31. Es werden sieben Lieder von Franz Schubert in Szene gesetzt – mit nichts als Papier.  
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Ellermann: Erfolg? Ich arbeite weiter mit Freude daran, aus Puzzlesteinen der Phantasie etwas reales Kreatives zusammenzusetzen.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstlerin in Oldenburg?
Ellermann: Ich bin augenblicklich in meiner künstlerischen Arbeit und dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen nach außerhalb von Oldenburg orientiert. Meine Orte sind in erster Linie Bibliotheken und Messen für Buchkunst etc. Außerdem bin ich seit eh und je eine ‚Allein-Arbeiterin‘; das heißt bewusst nicht in einem Verband organisiert. In meinem besonderen Falle ist Oldenburg ein idealer Ort zum Leben und Arbeiten!  
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Ellermann: Ähnliches wollte eine Fachzeitschrift für Kinderliteratur anlässlich eines runden Geburtstags von mir wissen. Damals habe ich auf die Frage nach meinem derzeitigen Lebensmotto geantwortet: „Es machen wie Frederick in Leo Lionnis vielzitiertem Bilderbuch: Sammeln! Farben, Wörter, gute Augenblicke … für den Winter …“ Die Antwort von damals gefällt mir heute noch!

Kontakt: www.heike-ellermann.de

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