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Wohin mit all der Zeit?12.01.2021



Seien wir ehrlich: die besten Kneipenabende sind doch die, an denen neben den leckeren Drinks auch noch richtig gut gegessen werden kann. Doch während die Barkeeper*innen oft die ganze Lebensgeschichte der redseligen Gäste zu hören bekommen, bleiben die Köch*innen oft unerkannt. Daniel Mücke ist seit einigen Jahren Chefkoch in The Pub am Ende der Wallstraße und beglückt die hungrige Meute mit irischen Spezialitäten wie Shepherd’s Pie oder Beef’n’Guiness und gehört somit zum festen Inventar der Oldenburger Kneipenszene.
Dabei kommt Daniel gar nicht von hier, sondern aus Dortmund. „Nach Oldenburg kam ich ganz spontan. Vor drei Jahren hatte ich einen kleinen Umbruch in Dortmund und befand mich an einem Punkt, wo ich mir eine neue Stelle hätte suchen müssen. Da entschied ich mich zu meiner Partnerin hier nach Oldenburg zu ziehen. Über eine kleine Facebookanzeige bin ich dann zu dem Job gekommen.“ Neben dem Wechsel aus der Großstadt in das bürgerliche Oldenburg hat auch ein gastronomischer Wechsel stattgefunden. „Seit ich 20 bin, habe ich als ausgelernter Koch in verschiedenen Hotels und damit eher in der gehobenen Gastronomie gearbeitet. Dann sollte es mal etwas Alternatives und Schönes werden.“ Die Wahl eines irischen Pubs bringt dabei so ganz eigene Herausforderungen mit sich. „Die irischen Gerichte waren tatsächlich Neuland für mich. Ich habe tatsächlich gehofft, dass ich von einem alten Iren das Kochen lerne, aber Pustekuchen. Ich habe mich dann selbst eingelesen und denke, dass es trotzdem ganz gut schmeckt.“, gesteht Daniel Mücke lachend. Dabei ist die aktuelle Situation alles andere als witzig. Wie viele seiner Kolleg*innen steckt auch Daniel Mücke derzeit in Kurzarbeit und weiß gar nicht so recht, wohin mit all der unerwünschten Freizeit. „Corona ist natürlich super unangenehm für Häuser, die nicht ausliefern können. Wir haben alle im Augenblick absolut nichts zu tun. Ich rechne auch für die nächsten 3 Monate nicht damit, dass sich das ändert. Es ist ungewohnt, ein Weihnachten zu haben oder gar abends zuhause sein zu können. Das kennt man als Koch nicht. So viel Freizeit habe ich noch nie gehabt. Das klingt zwar schön, ist es aber im Endeffekt überhaupt nicht.“  Dabei wählte Daniel schon zwei Wochen nach seinem Schulabschluss die Ausbildung zum Koch. „Das schien immer eine tolle Möglichkeit zu sein, verschiedene Jobs zu finden. Ich habe mir damals gedacht: Gegessen wird immer, aber naja, da kannte man noch kein Corona.“ Doch auch, wenn die Zeit als Koch knapp bemessen ist, hat sich Daniel in den letzten Jahren ein interessantes Hobby ausgesucht: das Longboarden, das sich beispielsweise auch mit dem Weg zur Arbeit verbinden lässt und so eine sportliche Abwechslung zur Hektik am Herd darstellt. „Ich habe erst mit 27 oder 28 angefangen zu skaten. Da steckte einfach der Gedanke hinter, den Arsch mal ein wenig hochzubekommen und Sport zu machen.  Aus dieser Zwangsentscheidung wurde dann aber schnell eine richtige Leidenschaft, die dazu führte, dass ich nun auch die Bretter richtig selbst zusammenstelle. Als nächsten Schritt liebäugle ich mit einem E-Board, aber das ist wieder etwas, das in Deutschland nicht erlaubt ist…“ Vielleicht ist skaten nicht das erste, was man mit Oldenburg in Verbindung bringt, aber Daniel ist dennoch begeistert von den vorhandenen Möglichkeiten. „Es gibt hier eine kleine und angenehme Skater-Szene rund um Dogtown. Dort werden beispielsweise auch Longboardsonntage angeboten, wo man die Stadt etwas kennenlernen kann.“ Auch, wenn dem Wahloldenburger manchmal die brummigen Gesichter auf der Straße und die Hektik in der City manchmal fehlen, findet er in Oldenburg doch alles, was er braucht.            
Text und Foto: Thea Drexhage

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